Kevin-Price Boateng ist bislang bestenfalls als Freund der gepflegten Grätsche mit anschließender Krankmeldung seines Gegenspielers bekannt. Der Wermelskirchener General-Anzeiger machte heute auch die dunkle Seite des Kickers bekannt: die des Literaturliebhabers. Nach eigenem Bekunden liest der anspruchsvolle Schalker Fußballprofi derzeit Shakespeare, samt der Wörter des englischen Dichters, die beim Training und in den Stadien nicht zu hören sind.
Kategorie: Literatur
Tugend und Laster
Ich finde weder Tugend allein beifallswürdig und das Laster verächtlich, noch die Tugend allein verächtlich und das Laster beifallswürdig. Max Brod
Mein Radio, WDR 5, hat mich heute Morgen in Zeitzeichen mit einem klugen Beitrag von Jutta Duhm-Heitzmann unterhalten. Über den Todestag des österreichischisraelischen Schriftstellers, Übersetzers und Publizisten Max Brod. Der hatte, unter anderem, gegen die Verfügung von Franz Kafka, daß nach seinem Tod alle seine Schriften verbrannt werden sollen, Kafkas Werke veröffentlicht und dadurch das Werk eines der größten Schriftsteller des 20.Jahrhunderts gerettet.
ZeitZeichen: Die Sendung zum Nachhören und Download (20.12.2013)
Liebe Stadtbibliothek Bonn: Fick dich.
So kann es einer gehen, die glaubt, eine andere möge Bücher ebenso wie sie selbst, arbeitet diese doch in einem Bücherhaus, einer Stadtbibliothek. Unter dem ergreifenden Titel :
Liebe Stadtbibliothek Bonn: Fick dich.
hat Claudia in ihrem Orbis, so heißt ihr Blog, also in ihrem Weltkreis eine sehr direkte Kritik veröffentlicht, die man einer relativ frisch promovierten Historikerin so gar nicht zutraut. Hier ein paar Ausschnitte:
Liebe Stadtbibliothek Bonn,ihr seid süß. In eurer ganzen Provinzialheit und eurer unnachahmlichen Ignoranz verkörpert ihr alles, was ich an dieser Stadt verabscheue. Die Erwartungen, die ihr in Bezug auf euren Bestand und die damit verbundenen Spenden habt, sind im höchsten Maße albern.Lasst euch von mir sagen, dass jeder Student einfach nur verdammt froh ist, wenn er ein gesuchtes Buch bei euch findet. So, dass er nicht gezwungen ist Geld für eine Fernleihe zu bezahlen oder gar ganz auf das Buch zu verzichten. Ihm ist es egal, ob die begehrte Ausgabe von Oldenbourg Grundriss Geschichte vier Jahre alt ist, denn eine vier Jahre alte Ausgabe zu haben, ist besser als gar keine zu haben. Das Tagebuch von Adam Czernaków, dem Ältesten des Warschauer Judenrates zu haben, vergilbt und verlesen, ist besser als es gar nicht zu haben.Ich war so naiv, die Stadtbibliothek an sich als einen Hort des Wissens zu sehen, nicht als Laden, wo ich alle Twilight-Bücher kriegen kann. Man möge mir diese Naivität nachsehen, als Geschichtsmensch denke ich bei Bibliotheken nun mal vorrangig an Alexandria oder Pergamon; doch ich glaube, beide Bibliotheken würden sich aus Scham selbst erneut zerstören, wüssten sie, welche Inhalte eure Hallen heute bergen.Als Kind war ich gerne bei euch und stampfte regelmäßig mit Tüten voller Comics nach Hause. Dann wurde ich erwachsen, studierte und fand hin und wieder einen Schatz in euren Regalen, für den ich dankbar war. Für beides möchte ich euch danken. Beides ist der Grund, dass ich die Bibliothek heute nicht, im Stile Neros, bis zu den Grundmauern abfackeln ließ.Konzentriert euch ruhig weiterhin auf eure DVDs, CDs und Kassetten (!), eure putzigen wissenschaftlichen Abteilungen und lasst die richtigen Bibliotheken die Arbeit machen, auf die ihr offenbar keine Lust habt: Bücher zu sammeln. Ich jedoch werde eure Hallen nie wieder betreten. Es sei denn, ich führe eine Packung Streichhölzer mit mir.In diesem Sinneund mit dem geringstmöglichen Respekt
Mit dem nachfolgenden Link kann man die Beschreibung der Vorgeschichte und den konkreten Zwist nachlesen. Mit Vergnügen. Vergnügen, weil sich jemand öffentlich wehrt.
http://orbis-claudiae.blogspot.de/2013/10/liebe-stadtbibliothek-bonn-fick-dich.html
Im Zeichen des Kreuzes
Im Zeichen de Kreuzes
Es geht uns allen besser. Aber gut
geht’s keinem, und das wird kein Zufall sein.
Dies Land ist vor sich selber auf der Hut.
Der Wind, den wir einst säten, und die Flut,
die wir entfesselten, bricht jetzt herein.Was die Regierung so geräuschvoll preist,
ist meistenteils sie selbst. Des Menschen Würde
ist abgenutzt, was fehlerfrei beweist,
wie schön es ist, wenn man nur um sich kreist
als Nabelschauer frei von aller Bürde.Dass die Bilanz nicht stimmt, sieht man bis heute,
die letzte nicht und nicht die erste Zahl.
Da thronen sie im Angesicht der Leute,
verteilen unter sich die ganze Beute.
Wir haben Wahlen. Aber keine Wahl.
Für Erich Kästner von zynaesthesie.wordpress.com/2013/09/22/im-zeichen-des-kreuzes/
Handtuchtag
Ich habe hier schon über den International Towel Day, den Internationalen Handtuchtag, geschrieben. Das Foto von Julian Hammer zeigt ein blaues Handtuch mit den großen roten Ziffern 42 und einem Paar Wanderschuhe auf einer Düne. 42 ist nach Douglas Adams, dem Autoren des Werks Per Anhalter durch die Galaxie, die Antwort auf das Leben, das Universum und den gesamten Rest. Die Hammersche Komposition ehrt Douglas Adams.
Bücher und Revolutionen
Demut vor der Heiligkeit des Lebens
“Oft frage ich mich, ob eine Welt vorstellbar ist, die intellektuell reich und emotional befriedigend ist und die ohne jede Religion auskommt. Es wäre eine Welt voller Demut vor der Heiligkeit des Lebens, der Natur und der Kunst, nur eben ohne den Respekt vor einem übernatürlichen Wesen. Die Religion steht im Zentrum der großen Konflikte unserer Zeit. Sie verleitet Menschen dazu, grausame Dinge zu tun. Immer wieder kidnappt die Religion die Moral. Wie destruktiv die Annahme ist, es gäbe ein besseres Leben als dieses! Diese Idee hält Abermillionen in Armut lebende Menschen im Würgegriff. Menschen wenden sich besonders dem Glauben zu in Zeiten, in denen das Leben schwer ist und die Aussichten schlecht sind. Wer aber auf ein besseres Leben nach dem jetzigen hofft, verliert seine Hingabe an die eigene Existenz. Menschen, die die vergleichsweise flüchtigen siebzig oder achtzig Jahre Lebenszeit als kurzes Aufschimmern von Bewußtsein begreifen in einer riesigen Zeitspanne des Nichts, empfinden eine größere Verantwortung gegenüber ihrer persönlichen Erfüllung. Tu, was du tun kannst, in der Zeit, die du hast. Gönnen wir uns die Einsicht, wie großartig es ist, daß überhaupt etwas existiert! Daß es etwas so Faszinierendes wie unser Bewußtsein gibt, das nichts anderes ist als ein komplexes Arrengement von Zellen, die uns befähigen, zu begreifen, unsere eigenen Regeln zu schaffen und die Verantwortung für unsere Moral selbst zu tragen. Das Schöne an dieser Sicht der Dinge ist: Die Welt ist so reich wie zuvor! Wir wissen inzwischen einiges über die natürliche Auslese, über zufällige Mutationen, die Auslöschung von Spezies, wir wissen, wie Viren sich wandeln können und wie wir uns als menschliche Wesen entwickelt haben. Diese Entwicklungsgeschichte sollte ein Gefühl von Ehrfurcht auslösen, gerade weil sie sich ohne einen höheren Zweck entfaltet hat.” Ian McEwan, (64) in London lebender Schriftsteller, ausgezeichnet mit dem Somerset-Maugham-Preis
Ozeanische Gefühle
“Es ist absolut möglich, ohne jede Beziehung zum Übernatürlichen zu leben und trotzdem ozeanische Gefühle zu entwickeln: angesichts einer Landschaft, der Pfirsiche von Cézanne oder der unglaublichen Ekstase frischer Verliebtheit.” Ian McEwan, (64) in London lebender Schriftsteller, ausgezeichnet mit dem Somerset-Maugham-Preis.
Einsamkeit
“Ich spreche, du hörst mir zu, und wir sind alle beide einsam; wir gehen zwar nebeneinander her, aber jeder für sich. Ob du mich wohl verstehst? Selig sind, die einfachen Geistes sind, sagt das Evangelium. Ihrer ist die Illusion des Glücks. Sie wenigstens spüren sie nicht, unsere einsame Not. […] Hat nicht Gustave Flaubert, einer der großen Unglücklichen auf dieser Erde, weil er einer der großen Erleuchteten war, an eine Freundin diesen verzweifelten Satz geschrieben: ‘Wir leben alle in einer Wüste. Keiner versteht keinen.'”
Guy de Maupassant , Solitude, 3. März 1884

