„Aufstehen und sagen: Das geht nicht! Wir sind ein tolles Land und entsprechend müssen wir uns auch präsentieren. Wenn wir das nicht machen, dann kriegt das braune Gesocks, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser. Das ist der Job von uns und nicht von irgendwelchen Regierungen oder von Institutionen.“
Alexander Zorniger, Trainer des SpVgg Greuther Fürth zu den rassistischen Beleidigungen gegen seinen Spieler, Julian Green, in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Halleschen FC.
Monat: August 2023
Eiskalt
Inklusion ist kein einfaches Projekt und bei vielen Eltern nicht populär. Zahlreiche Schulen hat die Einbeziehung der Menschen mit Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten in reguläre Klassen vor große Probleme gestellt. Lehrkräfte fühlen sich überfordert, zusätzliches Personal ist nötig, fehlt aber, auch Schüler sind mitunter genervt. Das Ziel aber ist richtig: Möglichst viele Schülerinnen und Schüler trotz ihrer Schwierigkeiten in der Mitte der Gesellschaft aufwachsen und lernen zu lassen. Darauf haben sie ein Recht. Björn Höcke stellt dem eine Politik des Ausschlusses entgegen. Die vermeintlich Schwachen müssen anderswo unterkommen, um die stärkeren “Normal”-Schüler nicht auszubremsen. Das ist eine eiskalte Leistungslogik. Die wendet Höcke auch auf Schüler aus Zuwanderer-Familien an. Sie jedenfalls machte der AfD-Landeschef ebenfalls als Ursache für die angebliche Großmisere an deutschen Schulen aus. Welche Sprengkraft solche Forderungen haben, zeigt schon ein Blick auf die Lage: Fast 40 Prozent aller Zehn- bis Fünfzehnjährigen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Sie sind Teil von Deutschlands Zukunft.
Roland Preuß, Björn Höcke. Die Schwachen will er raushaben, in: Sueddeutsche Zeitung vom elften August Zweitausenddreundzwanzig
Bei Hitlers brennt noch Licht
Bei Hitlers brennt noch Licht.
Es ist nie ganz erloschen,
nur eine kurze, ruhige Zeit war’s Fenster fest verschlossen.
Nur ab und zu, ganz schüchtern fast, kaum hörbar, ein Gewisper…
Man nahm’s kaum wahr und dachte sich: „Was soll’s? Da ist noch Licht an.“
Bei Hitlers brennt noch Licht – Jetzt treten sie ans Fenster.
Jetzt sieht man sie, jetzt hört man sie …
das sind keine Gespenster.
Ganz stolz und lautstark steh’n sie da, entzünden und krakeelen.
Und ihre Drohung ist ganz klar: „WIR GEHEN WIEDER WÄHLEN!“
Bei Hitlers brennt noch Licht.
Vernunft wo bist Du? Wo?
Komm‘ raus und hilf … und schalt‘ es aus.
… sonst brennt es lichterloh.
Simon Pearce ist ein in München lebender deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Comedian – deutscher geht’s kaum, möchte man meinen. Und trotzdem wurde Pearce seiner Hautfarbe wegen bereits seit frühester Kindheit mit Themen wie Rassismus oder Intoleranz konfrontiert.
“Die Einfältigkeit lärmend aller Welt unter Beweis zu stellen”
Aber mit der Klugheit ist es so eine Sache. Um an die Spitze zu gelangen, auch um einen Platz an den wichtigen Bildungsinstitutionen zu ergattern, muss man nicht intelligent sein. Hauptsache, man hält sich für etwas Besseres, wie John K. Galbraith einmal anmerkte. Die aufgeblasene Selbstgewissheit, die dreiste Selbstüberzeugtheit der sogenannten besseren Leute ist ja schon ihre eigene Form von Dummheit, sogar wenn sie mit durchschnittlicher Intelligenz einher geht. Wobei natürlich auch die Kombination von „Reich und dumm“ durchaus häufig ist. Womöglich begünstigen Reichtum und die Erfolgskultur, die dem Winner versichert, ein schlauer Typ zu sein, sogar ein Verharren in Dummheit und geistiger Simplizität. Dem ohnehin Erfolgreichen, und sei er mit tausend goldenen Löffeln im Mund geboren, wird ja gerade nicht vermittelt, er müsse an sich arbeiten, sich verändern, um eine bessere Version seines Ich zu erschaffen. Er ist ja gewissermaßen schon perfekt. Insofern ist die häufig beobachtbare Gefühlsdummheit der Hochwohlgeboren und der besseren Leute, deren aufreizend-aufgeblasene Selbstverliebtheit gewiss nicht nur ein Ausdruck individueller Unintelligenz, sondern gesellschaftlich gemacht. Wer im Bewusstsein durchs Leben geht, sowieso ein toller Hecht zu sein, wird erstens wenig Anlass haben, an seiner Einfältigkeit etwas zu ändern, er wird auch durch sein pomadig-überhebliches Selbstbild nicht davor zurückschrecken, seine Einfältigkeit lärmend aller Welt unter Beweis zu stellen. Die Talkshows sind voll mit Anschauungsmaterial. Der „Aufstieg durch Bildung“ wird dennoch viel zu selten durch einen „Abstieg durch Dummheit“ vervollkommnet.
Robert Misik, Reich und Dumm, in: Newsletter Vernunft und Ekstase
Kürzung Third
Schamlos
Wer so schamlos redet wie die AfD, signalisiert den Menschen, dass Schamlosigkeit okay ist. Plötzlich erscheinen Dinge normal, die früher verpönt waren. Man gewöhnt sich an die ständigen Schamlosigkeiten. Der Diskurs verschiebt sich – und die AfD profitiert. Denn sie bekommt Aufmerksamkeit, wenn über ihre Themen diskutiert wird. Und gleichzeitig sinkt die Hemmschwelle, sie zu wählen.
Johannes Bebermeier, Ein ungeheurer Verdacht
Zukunft
Entmündigt oder beleidigt
Verfolgte Unschuld
Mittlerweile sind sie fast alle von Kopf bis Fuß tätowiert, als wollten sie nackt in den Krieg ziehen und den Feind mit besonders aggressiver Körperbemalung in Angst und Schrecken versetzen. Oder zum Lachen bringen, man weiß es nicht genau. Aber dann wird im Spiel ständig gequengelt und der Schiri bedrängt und gejammert, gemeckert und geheult. Vor allem, wenn sie sich nach einem klaren Foul mit einem Ausdruck der Fassungslosigkeit als verfolgte Unschuld inszenieren, die völlig grundlos auf dem elektrischen Stuhl gelandet ist.
Frank Goosen hat die feine Beobachtung männlichen Verhaltens beim Fußball auf seiner Facebookseite eingestellt