Monat: Juli 2022

Trikotwechsel

„Die Schwedinnen weiterhin in den dunklen Trikots.“ So der Reporter bei der Kommentierung des Europameisterschaftsspiels zwischen Niederländerinnen und Schwedinnen. Es ist nicht nur nicht üblich, sondern sogar nicht gestattet, in der Halbzeitpause die Trikotfarbe zu wechseln.

Frau oder Mann: Egal

Ich fürchte, es ist vollkommen gleichgültig, ob Frau oder Mann ein Fußballspiel im Fernsehen kommentieren. Es spielt offenbar auch keine Rolle, ob Frauen oder Männer gegen den Ball und gegnerische Beine treten. Sie kommentieren nicht angemessen und zurückhaltend. Sie quasseln stattdessen in einer Tour.

Interessen 

VON WOLFGANG HORN

Woran läßt sich erkennen, daß Franca Lehfeld, Chefreporterin im Politikressort beim Nachrichtensender Welt, demnächst, nach dem Hochzeitstrubel mit Finanzminister Christian Lindner, einen Politiker als Ehefrau Lindner oder als politische Chefreporterin befragen wird? Jenseits der naserümpfenden, aber nicht ganz von der Hand zu weisenden Kritik an der mangelnden Stilsicherheit dieser Eheschließungsinszenierung auf der Prominenteninsel in Zeiten massierter Krisen, die den Menschen im Land wie auch vielen Unternehmen zu schaffen machen, bleibt, finde ich, die Frage nach der Interessenkollision wichtig. Die Lindnersche Ehe ist ein Paradebeispiel für die Verquickung von Politik und politischem Journalismus. Der Ball geht an die Welt. Denn es hat eine unklare Interessenlage bereits gegeben, als Lehfeld noch als Verlobte von Lindner für RTL/ntv bereits über die FDP berichtet hatte. Der Springer-Verlag jedenfalls hat die “Bild”-Sportreporterin Lena Wurzenberger aus der Berichterstattung über Bayern München abgezogen. Sie ist mit Bayern-Trainer Julian Nagelsmann liiert. Und auch Oliver Jarasch ist nicht mehr Leiter der “Aktuellen Magazine” des RBB, seit seine Gattin Bettina für die Grünen für das Abgeordnetenhaus in Berlin kandidierte.

Die Folgen eines banalisierten Freiheitsbegriffs

Aktuell rollt die Corona-Sommerwelle, die wir uns hätten ersparen können, wenn man ein paar einfache Schutzmaßnahmen aufrechterhalten hätte – zum Beispiel das Tragen von Masken beim Einkaufen oder den Nachweis eines negativen Schnelltests bei großen Veranstaltungen. Zumal diese Maßnahmen in der Bevölkerung akzeptiert waren und es viel Routine bei ihrem Vollzug gab. Aber nein, weil die FDP den Freiheitsbegriff banalisiert, indem sie ihn auf die Abwesenheit eines funktionierenden Infektionsschutzes und Maskenlosigkeit in Supermärkten anwendet, findet sich die Nation nun in der Sommerwelle wieder. Die Inzidenzen steigen, der Wirtschaft fehlen Arbeitskräfte, und das ohnehin belastete Personal im Gesundheitswesen gerät durch eigene Krankschreibungen und wachsende Fallzahlen erneut unter Druck. Und nun besteht auch noch die Gefahr, dass am Ende wieder Kinder und Jugendliche ausbaden, dass die Ampelregierung in Berlin einfach die Bremse nicht rechtzeitig gefunden hat.

Eva Quadbeck, Lauterbach: Schulschließungen möglich. Anhaltendes Versagen, in: RGA vom fünften Siebten Zweitausendzweiundzwanzig

Kontaktgewerbe in Coronazeiten

Irgendwie erstaunlich: Dem Sachverständigenausschuss für die externe Evaluation der Coronamaßnahmen fehlen in unserem hochentwickelten Staatswesen die erforderlichen Daten für eine triftige Evaluation. Aber wieviele Prostituierte in Nordrhein-Westfalen arbeiten und woher die Frauen stammen, die diesem Gewerbe nachgehen, das läßt sich dank IT NRW, dem statistischen Landesamt, genau beziffern. Es waren nämlich Ende Zweitausendeinundzwanzig sechstausendsechshundertzweiundsechzig Damen offiziell als Gunstgewerblerinnen gemeldet und damit einhundertneununddreißig mehr als im Vorjahr. Aber: Es waren knapp dreißig Prozent weniger als vor der Pandemie. Die potentielle Gesundheitsgefahr im Kontaktgewerbe wirkt sich auch gesamtgesellschaftlich aus, die Zahl der Befriedigungen dürfte mithin zurückgegangen sein. Knapp vier Fünftel der angemeldeten Prostituierten waren zwischen einundzwanzig und fünfundvierzig Jahre alt. Knapp siebzehn Prozent waren älter als fünfundvierzig und weitere vier Prozent waren zwischen achtzehnhundert zwanzig. Von den Damen waren knapp vierzig Prozent Rumäninnen und gut ein Fünftel Deutsche. Danach Bulgarinnen, Polinnen und Spanierinnen. Kurzum: Das Kontaktgewerbe läßt sich trefflich evaluieren.