Tag: 1. Dezember 2015

Schwarze Integration

Eine Erziehung, die auf Druck und auf Einschüchterung aufbaut, heißt “schwarze Pädagogik”. Diese schwarze Pädagogik setzt das erwünschte Verhalten von Kindern mit brachialen Mitteln durch. (…) In der Ausländer- und Flüchtlingspolitik (…) lebt diese schwarze Pädagogik nun leider wieder auf. Die CDU will auf ihrem Parteitag ein “Integrationspflichtgesetz” beschließen, das den Migranten Sanktionen androht, wenn sie sich in Deutschland nicht wunschgemäß integrieren. Flüchtlinge sollen künftig ein Bekenntnis unterschreiben – etwa zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, zur Achtung von Homosexuellen und zum Existenzrecht Israels; widrigenfalls sollen die Sozialleistungen gekürzt und der Aufenthaltsstatus infrage gestellt werden. So richtig und wichtig diese Werte und Haltungen sind: Auf diese Weise fördert man sie nicht; das ist Rohrstock-Integration; sie fördert nicht die Grundwerte und Grundrechte, sondern allenfalls die Heuchelei.

Heribert Prantl, Integrationspflicht. Schwarze Pädagogik, in: Süddeutsche Zeitung vom ersten Dezember Zweitausendfünfzehn

Alt und jung, geföhnt und ohne Sinn

Bei CDU und CSU liegen die Dinge ganz anders. Mitglieder der Jungen Union sind so schön geföhnt und so alt im Herzen, dass sich die Betagteren in der Partei heimlich vor ihnen fürchten. Viel weiter rechts, bei der AfD, darf übrigens nur derjenige ein Amt anstreben, der nachweislich gar kein Herz hat, egal ob alt oder jung. Dann doch lieber die Jusos. Man wird niemals verstehen, wovon sie eigentlich sprechen; aber keiner kann ihnen vorwerfen, sie hätten das nicht aus vollem Herzen getan.

Gefunden in der Glosse Das Streiflicht, in: Süddeutsche Zeitung vom ersten Dezember Zweitausendundfünfzehn