Tag: 20. März 2015

Unser Problem

Ziviler Ungehorsam ist nicht unser Problem. Unser Problem ist ziviler Gehorsam. Unser Problem ist, daß Unzahlen von Menschen aus aller Welt den Diktaten der Anführer ihrer Regierungen gehorcht haben und in den Krieg gezogen sind – und Millionen sind aufgrund dieses Gehorsams ermordet worden. Unser Problem ist, daß Menschen aus aller Welt angesichts Armut und Hunger, Grausamkeit, Dummheit und Krieg gehorchen. Unser Problem ist, daß Menschen gehorchen, während die Gefängnisse voller unbedeutender Diebe sind, während die ganz großen Diebe die Gesellschaft anführen und ausrauben. Das ist unser Problem.

Ein Zitat von Howard Zinn,  US-amerikanischer Historiker, Politikwissenschaftler und emeritierter Universitätsprofessor der Boston University, aus dem Jahr Neunzehnhundertsiebzig, also vor schon fünfundvierzig Jahren mit ungeheurer Ahnung aufgeschrieben, heute nicht minder aktuell als zu jener Zeit.

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(„Howard Zinn“ von Jared and Corin – Howard ZinnUploaded by zro. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 über Wikimedia Commons http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Howard_Zinn.jpg#/media/File:Howard_Zinn.jpg)

 

Eitel Sonnenschein

Nachdem sich die Sonne schamhaft hinter einer diesigen Wand aus Dunst und Nebel vor unseren Augen und Smartphones verborgen hatte, als sie vom Mond partiell verdunkelt wurde, ist jetzt auch im Bergischen wieder eitel Sonnenschein. Frühlingsanfang eben. Mond und Dunst sind fort, das blaue Band des Frühlings kann durch die Lüfte flattern, die Kinder, die nicht auf die Schulhöfe durften, weil es ihnen an Augengläsern mangelte, haben nichts verpaßt. Es ist Freitag. Überall entwickelt sich gute Laune.

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Der Skandal ist Jauch, nicht der Stinkefinger

Der eigentliche Skandal ist die sonntagabendliche Unverfrorenheit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, der Nation statt einer ernsthaften, um Inhalte und Aufklärung bemühten politischen Gesprächssendung ein zunehmend unerträgliches Format wie “Günther Jauch” vorzusetzen, dessen gleichnamiger Moderator seit Jahren Kompetenz durch Publikumsgunst ersetzt und ansonsten ein journalistischer Totalausfall ist. (…) Der Unwille zur seriösen Darstellung, das Schielen nach quotenträchtigen Aufregern, die ignorante Wurstigkeit des Moderators – das alles sollte schon sehr lange Anlass für eine Debatte über die Qualitäts-Standards öffentlich-rechtlicher Politikberichterstattung sein.

Ulli Tückmantel in seinem Kommentar: Das Versagen der wichtigsten Politik-Talkshow der Ard. Der Skandal ist Jauch, nicht der Stinkefinger, Remscheider General-Anzeiger von heute, Seite Zwei.

Eklipse

Man mag es kaum glauben: Ich erlebe heute “meine” sechsundzwanzigste Eklipse, meine sechsundzwanzigste Sonnenfinsternis. Inclusive der Finsternis vom ersten September Neunzehnhunderteinundfünfzig, als ich noch nicht einmal ein Jahr alt war. Immerhin. Das Ereignis ist doch weniger selten, als ich zunächst gedacht hatte. In Erinnerung bleiben nur wenige dieser Sonnenverdunklungen. Einige, weil man sich im Schulunterricht pflichtgemäß vorbereiten und Glasscherben berußen mußte. Einige andere, weil man sich eine total bekloppt aussehende Plastik- oder Pappbrille mit buntem oder dunklem Glasersatz aus irgendeiner Folie besorgt und auf die Nase gesetzt hatte, gemeinsam mit anderen, Freunden, Jecken. Vor sechzehn Jahren etwa. Und wiederum einige, weil das Spektakulum so aufsehenerregend war, weil es mitten am Tage doch derart dunkel wurde, wie man es nicht erwartet hätte und es jetzt doch ein wenig Angst machte. Ob die Welt nicht doch untergehen wird? Man kann sich schon vorstellen, das die Menschen in der Frühzeit bis hinein ins Mittelalter mitunter im Mark getroffen waren ob der ungewohnt-unheilvollen Tagesdunkelheit, die, weiß Gott, nichts Gutes versprach und nur vom Teufel sein konnte. Die nächsten Finsternisse warten schon, Zweitausendsiebzehn, Zweitausendeinundzwanzig, Zweiundzwanzig und Fünfundzwanzig. Ein etwas größeres Ereignis werden wir am zwölften August Zweitausendsechsundzwanzig erleben dürfen. Neun Zehntel der Sonnenfläche sollen dann vom Mond bedeckt sein. Aber abends. Nicht mehr im Hellen. Und die wirkliche große nächste Sonnenfinsternis werden wir in sechsundsechzig Jahren erleben. Ich werde rechtzeitig in diesem Blog drauf zu sprechen kommen.

Er ist’s

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
—  Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich vernommen!

Irgendwie kennt man es oder hat es schon gelesen, das mit dem blauen Band. Eduard Mörike hat’s geschrieben, Achtzehnhundertachtundzwanzig, ein schwäbischer Pfarrer, Erzähler und Übersetzer. Und: der bedeutendste deutsche Lyriker nach Goethe, wie es heißt. Heute ist Frühlingsanfang, mit allem, mit dem blauen Band in den Lüften und den süßen Düften und den Veilchen.