Hauptstadt. Haupt, das ist, wenn auch veraltet, ein anderes Wort für Kopf. Und im übertragenen Sinn steht das Wort für einen Herausgehobenen, einen Führer, jemand Besonderen, ein Ober-Haupt, einen Gebieter, einen Häuptling, einen Leiter. Brauche ich, in diesem Sinne des Hervorgehobenen, des Besonderen, eine Hauptstadt? Nein. Steht Berlin über Hamburg oder München oder Frankfurt oder Bonn oder gar Köln? Oder vor Wermelskirchen? Nein. Berlin ist der Sitz des Parlaments, der Bundesregierung, der Ministerien, des Präsidenten, also der obersten Staatsgewalten. Und das ist auch gut so. Man braucht eine Regierungsstadt, sozusagen ein politisches Zentrum. Aber bildet die Hauptstadt auch das Zentrum des Landes? Ist Berlin, weil es Hauptstadt ist, das Herzstück der Nation? Nein. Berlin ist weder Mittelpunkt der Industrie, noch der Wissenschaft, der Kunst oder der Kultur. Berlin ist groß und bunt und laut und schnell und quirlig und pulsierend. Aber nachdenklich? Bedächtig? Höflich? Oder bescheiden? Eher nicht. Paris oder London sind Hauptstädte, die den Rest des Landes überstrahlen. Berlin überstrahlt andere deutsche Städte keineswegs. Ich lobe mir die Schweiz. Dort gibt es keine Hauptstadt. Bern erfüllt nur de facto die Hauptstadfunktion. Ich brauche keine Hauptstadt.
Schlagwort: London
Cable Street
Cable Street in London, ein kurzes Sträßchen, 4. Oktober 1936: Die Polizei liefert sich eine Straßenschlacht mit Anwohnern und Demonstrationen, Juden, Kommunisten und Anarchisten. Grund: Die British Union of Fascists unter Oswald Mosley plante einen Marsch durch das East End, um die dort lebenden Juden zu provozieren. Jüdische Organisationen und die britische Kommunistische Partei hatten zwar aufgerufen, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Dennoch errichteten Demonstranten Barrikaden, um die “Schwarzhemden” aufzuhalten und hinderten die Polizei daran, die Straße für die Faschisten freizumachen. Die Faschisten mußten schließlich ihren Marsch abbrechen.