Wenn ein Tag des Jahres es verdient hat, gesetzlicher Feiertag zu sein, ist das der achte Mai. Der Tag, an dem der Zweite Weltkrieg beendet wurde und als Tag der Befreiung vom Faschismus gilt. In der ganzen Welt wird dieser Tag begangen. Jahr für Jahr mahnt dieser Tag, achtsam zu sein, nie wieder Faschismus zuzulassen, nie wieder Krieg zu führen, nie wieder Menschen zu verfolgen, zu foltern zu ermorden, die anderen Glaubens sind, anderer Ethnie, anderer politischer oder gesellschaftlicher Auffassung. Für Millionen Menschen auf der ganzen Welt ist dieser Tag ein Tag der Hoffnung und der Zuversicht. Und doch hat der Deutsche Bundestag den achten Mai als gesetzlichen Gedenktag gestern abgelehnt. Ohne Aussprache. Mit den Stimmen der Ampel, der Union und der AfD. Vermutlich nur aus einem einzigen Grund: Der Antrag stammte aus den Reihen der Fraktion Die Linke. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Schleswig-Holstein ist der achte Mai bereits offizieller Gedenktag. Das darf nun bundesweit nicht sein, weil die falsche Partei den richtigen Antrag stellte.
Tag: 29. April 2022
Talkrunden-Klamauk
Welch ein Segen, daß es mittlerweile möglich ist, zunächst ein gutes Fußballspiel um einen europäischen Pokal im Fernsehen live anzusehen, und hernach zeitversetzt den Stream einer politischen Talkrunde in Zweiten Fernsehprogramm. Dachte ich. Denn der Qualität letztlich belanglosen Fußballs konnte, mal wieder, die Moderation des Gesprächs über die Entscheidung des Deutschen Bundestags über die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine nicht entsprechen. Warum muß beim schwersten aller denkbaren Themen, der Frage der Bewaffnung der Ukraine mit deutschen Panzern, einer womöglich drohenden weiteren Eskalation des Krieges hin vielleicht zu einem Dritten Weltkrieg mit dem Einsatz nuklearer Waffen gewohnt aufgeregt-oberflächlich palavert werden, als ginge es um eine Unterstützungsregelung für Orchester, die wegen der Pandemie nicht in ausreichendem Maße öffentliche Kammerkonzerte geben konnten? So wichtig diese Frage im einzelnen durchaus sein wird und lediglich im Vergleich mit Krieg und Elend, Tod und Leiden nicht mithalten kann. Warum muß eine politische und essentielle Fragestellung atemlos und flott sein? Warum kann den Teilnehmern der Runde gerade bei diesem Thema nicht einmal Raum gegeben werden, um die teils doch komplizierten Vorgänge und Argumente erkennbar und deutlich zu machen? Ich sähe gerne Frau Slomka derartige Runden moderieren, sachlich, unaufgeregt, ernsthaft und seriös. Krieg und Frieden sind keine beliebigen Allerweltsangelegenheiten, keine Kirmesthemen, keine Publikumsbelustigungen. Frau Illner hat dafür so wenig Gespür wie manche Fernseh-Kommentatoren von Fußballspielen, wenn sie gnadenlos an den Erwartungen der Zuschauer vorbei salbadern. Der Krieg Rußlands in der Ukraine verdient eine ernsthafte, keine schrille Behandlung, den Menschen in solchen Runden steht das Recht zu, ihre Positionen nachdenklich-abwägend zu entwickeln und ohne Geschrei zu präsentieren. Hetze, Tempo, das ständige Ins-Wort-Fallen, die Partner beständig zu unterbrechen und nicht ausreden zu lassen, der Talkrunden-Klamauk war heute jedenfalls nicht angemessen. Technisch ist heute vieles möglich, auch zeitversetztes Fernsehen. Mitunter verbietet es sich, weil es journalistisch so mißraten ist.