Die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender, ist nicht etwa deswegen geboten, weil es Mehrheiten dafür gibt, sondern weil sie rechtlich und normativ richtig ist. Menschen- und Bürgerrechte gelten nicht deswegen, weil sie gerade en vogue sind. Sie gelten immer und universal. Es heißt: “Die Würde des Menschen ist unantastbar”. Es heißt nicht: “Die Würde nur jener Menschen, denen auch die Mehrheit diese Würde zugesteht, ist unantastbar”. Die Abschaffung der Sklaverei war nicht deswegen richtig, weil sich irgendwann, viel zu spät, Mehrheiten für sie fanden, sondern weil sie Unrecht korrigierte.
Aus: Carolin Emcke, Gleichstellung, in: Süddeutsche Zeitung von heute