Schlagwort: ZDF

Paralleluniversum

Béla Réthy ist für mich der finale Beweis dafür, daß es wirklich ein Paralleluniversum gibt. Ich bin nur noch nicht sicher, ob er dort, von wo er heute berichtet hatte, auch ein Fußballspiel gesehen hat. Das ZDF sollte demnächst jemanden aus unserer Welt die Championsleague kommentieren lassen.

Was wird bleiben?

Der Lesezirkel wird bleiben, wenn dermaleinst von Tappert die Rede sein wird. Lesezirkel Tappert. Sie wissen ja: Frau im Spiegel, Stern, Gala, Bunte, alles in den schmucklos-blauen Einheitsumschlägen von Tappert, dem Lesezirkel, vorwiegend noch zu finden in den Wartezimmern von Arztpraxen. Horst Tappert, der Schauspieler, der neben dem Posträuber den Oberkommissar Derrick gegeben hat, Horst Tappert also wird nicht bleiben, wenn dermaleinst von Tappert die Rede sein wird. Weil der Gentleman, als der Tappert, der Horst, den Fernsehzuschauern und Kinobesuchern so lange erschienen war, weil der Gentleman seinem Publikum verschwiegen hatte, daß er in der Waffen-SS war. Eine niederländische Fernsehstation hat die ursprüngliche Ausstrahlung von zwanzig Folgen der ZDF-Serie “Derrick” bereits gecancelt. Man geht eben nicht in die Geschichte ein, nicht positiv jedenfalls, wenn man in den Faschismus und seine Organisationen verstrickt war.

Splittriger Holzklotz

“Er ist einfach ein splittriger Holzklotz des Reportagewesens, ohne Eleganz und mit einer Eloquenz, die auf die Register der mitteltemperierten Desinteressiertheit plus Grölerei geeicht scheint. Was für ein Betrug: Jeder Journalist, jede Journalistin mit Herz und Verständ hätte uns die Magie dese Eröffnungsabends kompetenter nähergebracht.” (Die TAZ zu Wolf-Dieter Poschmann und seiner Moderation der Olympia-Eröffnungsshow im ZDF)

Tragbar

Nochmal die Heute-Nachrichten von heute. Der Sprecher zitiert den FDP-Vorsitzenden und Wirtschaftsminister, Philip Rösler, ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone sei “tragbar”. Untragbar, unerträglich, nicht hinnehmbar sind nur Philip Rösler und seine Äußerungen. Schade, daß der Sprecher diesen Teil der Meldung nicht mehr verlesen hat.

Rundum ein Skandalspiel

Ja, es war ein Skandalspiel, gestern Abend, die Relegation zwischen Düsseldorf und Berlin. Ja, Fußballfans sind doof, jedenfalls zum Teil. Der Teil nämlich, der im Stadion Bengalos anbrennt, gegnerische Fans verprügelt, den Rasen ausgräbt oder mit kleinen Kindern oder ohne solche vor oder nach Spielende auf den Rasen stürmt. Ja, die vermeintlichen Fußballfans können einem den Spaß am Kicken rauben. Ja, solche Szenen haben mit Fußball, mit Fußballkultur, mit Spaß an der Freude nicht das Geringste zu tun. Alles unbestritten. Und auch der pflaumenweiche Rechtfertigungsversuch aus der Düsseldorfer Ecke, das alles sei schließlich aus Freude über den Aufstieg der Fortuna geschehen, zieht nicht. Blamabel, indiskutabel, skandalös sind und bleiben die Nebenerscheinungen dieses und nicht nur dieses Kicks. Warum nur haben die Verantwortlichen des öffentlichen Rundfunks mitgeboten bei der Steigerung der Einnahmen für die Deutsche Fußballliga, die den Profifußball in Deutschland organisiert und verantwortet? Ist der Fußball mit seinen unerfreulichen Randerscheinungen wirklich ein so wunderbares und einzigartiges “Produkt”, wie die Schranzen des DFB, der DFL oder manche Vereinsfunktionäre gebetsmühlenartig und ganz in neoliberaler Tradition wiederholen, in der schließlich alles zur Ware wird, zum bloßen Produkt, das seinen Preis hat, aber keinen Wert mehr? Nein, nein, nein. Krawall, Gewalt, Irrsinn und grenzenlose Blödheit gepaart mit unfaßbar hohen Spielerghältern bei oft armseligen bis mediokren Darbietungen der Ballkünstler aus aller Herren Länder dürfen nicht Woche für Woche Kosten verschlingen, für die man einen Tatort oder viele, viele Reportagen und Dokumentationen erstellen könnte. Das alles habe ich hier schon mehrfach betont. Aber was mir eben im Radio geboten wurde, schlägt dem Faß dann wirklich den Boden aus: Da behauptet der Anwalt der Berliner Hertha, ja genau, des Vereins, der gestern Abend sportlich in die zweite Liga verwiesen wurde, für die Berliner Spieler aus Brasilien, Tschechien, Berlin, München und anderswo habe Lebensgefahr bestanden. Nur auf Bitten der Polizei sei das Team nach der Erstürmung des Platzes durch hirnlose Düsseldorfer Fans und der anschließenden Räumung wieder im Stadion erschienen und habe dann die fehlenden Sekunden noch abgespielt. Das sei auch der Grund, so mein Radio, daß die Hertha Protest gegen die Wertung des gestrigen Relegationsspiels eingelegt habe. Was auf dem geschundenen und nicht immer grünen Düsseldorfer Rasen nicht gelungen ist, der Verbleib in der höchsten Spielklasse, soll nunmehr also am ebenso geschundenen grünen Tisch entschieden werden. Wenn DFB und DFL bei diesem ach so durchsichtigen Manöver mitspielen sollten, nur damit auch künftig in der deutschen Hauptstadt Erstligafußball zu sehen sein wird, dann soll mir der Profifußball insgesamt gestohlen bleiben, nicht nur der 1. FC Köln. Wer bezahlt eigentlich die Stadien, den öffentlichen Nahverkehr, den allsamstaglichen Polizeieinsatz, die Sanitäter, Feuerwehr oder Krankenhäuser, die vor, während und nach Bundesligaspielen Hilfe leisten, und die gesamte übrige Infrastruktur fürs Gekicke?