Schlagwort: Petra Hinz

Hinz und Krethi

Tom, Dick and Harry. So heißt man sie in Englisch. Fulano, Zutano y Mangano in Spanisch. Pierre, Paul ou Jacques im Französischen. Und bei uns nennt man sie Hinz und Kunz. Jedermann ist gemeint. Jedefrau eigentlich auch. Hinz und Kunz. Heinrich und Konrad. Allerweltsnamen. Jedermannsnamen. Jedenfalls im Hochmittelalter. Da waren sie inflationär gebräuchlich. So, saß man mit den beiden Kurzformen, Hinz und Kunz eben, jeden meinte, alle, die, die nichts besonderes darstellten, Du und ich sozusagen. Wie ich drauf komme? Weil der Name Hinz derzeit in aller Munde ist. Nicht als Kurzform für Heinrich, sondern als Nachname von Petra. Jener Petra, die in Essen reüssierte, weil sie sich ein Abitur erlog, ein komplettes juristisches Studium, das Referendariat samt beider Staatsexamina. Und mit diesen Weihen versehen dann stracks für die SPD in den deutschen Bundestag einzog. So weit, so bekannt. Achtung und Respekt, Anerkennung, Zuneigung, alles fußt auf Betrug. Jeder Hinz und jeder Kunz haben mehr Anstand, mehr Ehre. Petra Hinz unterschied sich in nichts von Hinz oder Kunz oder Krethi, bis sie sich ihre Meriten erlog. War sie als Hinz nicht gut genug für die Karriere in Partei und Parlamenten? Muß man in der SPD oder in anderen Parteien mit dem Doktortitel winken können, um zu gelten? Mit anderen Titeln, akademischen Weihen? Es wäre furchtbar. Und: Wenn man dann aufgeflogen ist, wie lange darf man aus dem Betrug dann noch Kapital schlagen? Petra Hinz hat sich krank gemeldet und ist abgetaucht. Ihre Ankündigung, ihr Mandat zurückzugeben, hat sie noch nicht wahrgemacht. Seit fast zwei Wochen, dreizehn Tagen genau, nachdem ihr Betrug bekannt geworden ist. Wenn sie wirklich erst im September, wie heute zu lesen ist, dem Bundestagspräsidenten gegenüber ihren Mandatsverzicht aussprechen wird, dann wird sie circa achtundzwanzigtausend Euro kassiert haben nach ihrer Rücktrittsankündigung. Anstand kann man sich nicht erlügen.