Schlagwort: Niedriglohn

Friseure – zum Haareraufen

1 Euro und 50 Cent pro Stunde, fürs Haareschneiden. Nicht für die Frisur, sondern für den Friseur oder die Friseurin. Klar, in Leipzig oder Dessau. Nein. In Köln, Bergheim oder Gummersbach. Sozusagen nebenan, also hier, mitten unter uns. Das hat eine Razzia des Hauptzollamtes gestern in Köln und den angrenzenden Landkreisen zu Tage gefördert. Mal eben grob gerechnet: 40 Stunden in der Woche, vier Wochen im Monat, das macht etwas mehr als 160 Stunden und einen Lohn von circa 250 bis 350 Euro. Die Haare stehen einem zu Berge angesichts solcher Zahlen. Ich weiß nicht, ob Friseure überwiegend gute Christen sind. Aber kann ein Arbeitgeber sonntags wirklich guten Gewissens in die Kirche gehen, wenn er seine Angestellten mit solchen Hungerlöhnen rasiert? Es ist zum Haareraufen, wie der Gesellschaft so nach und nach der Anstand ausgetrieben wird. Die Armut ist angekommen, hier, in der Mitte der Gesellschaft. Und die Aufregung, die Empörung, die Wut hält sich in Grenzen. Leider. Mir sieht man an, daß ich Friseure seit Jahren nicht wirklich brauche. Aber: Ginge ich zum Friseur, ich würde mich von Stund an erkundigen, was denn so an Lohn gezahlt wird, und im Zweifel die Haare behalten.