Schlagwort: Loveparade

Ein Lehrstück politischer Kultur

Tja, da können wir doch alle mal gespannt darauf warten, wie die Duisburger CDU in den kommenden Tagen den Brief ihres Kreisvorsitzenden und damaligen Bundestagsabgeordneten, Thomas Mahlberg, an Ex-Innenminister Ingo Wolf  interpretieren wird. Mahlberg hatte vom FDP-Minister die Ablösung des seinerzeitigen Polizeipräsidenten Rolf Cebin gefordert, weil der Bedenken gegen die Durchführung der Loveparade wegen “eklatanter Sicherheitsmängel” geltend gemacht hatte. Die CDU bitte den Minister, Duisburg von der “schweren Bürde” des Kritikers in Uniform zu befreien. Schwarz auf weiß nachzulesen auf der Homepage der CDU in Duisburg. Ein Musterbeispiel, wie über die Bande der Landesregierung lokale Kritiker mundtot gemacht werden sollen. Und: Ein Lehrstück in politischer Kultur.

Widerwärtig

Die widerwärtigste und zugleich dümmste Reaktion auf die Tragödie der Duisburger Loveparade ist auf den Seiten des Kopp-Verlages zu lesen. Eva Hermann, eine ehemalige Fernseh-Nachrichtensprecherin, bemüht unter der Überschrift: “Sex- und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg” Göttliches als Erklärung: “Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen.” Hermann attestiert der Loveparade eine grundlegende Verdorbenheit und sieht in dieser wiederum die Ursache für die Duisburger Tragödie. Ein paar Kostproben aus dem unerträglichen Geschwurbel der Frau Hermann: Die Loveparade “ist in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie (…).” “Wer sich die Bilder der Loveparades aus den zurückliegenden Jahren ansieht, glaubt, in der Verfilmung der letzten Tage gelandet zu sein, wie sie in der Bibel beschrieben werden. Viele der Partygäste wirken auch in diesem Jahr bereits lange vor dem Unglück wie ferngesteuert. Betrunken oder vollgekifft, mit glasigen Blicken, wiegen sich die dünn bekleideten Körper in rhythmischem Zucken wie in Trance.” “Das ohrenbetäubende, stereotype Rave-Gehämmere, das nicht mehr im Geringsten etwas mit dem einstmaligen Begriff von Musik zu tun hat, zerschmettert ihnen über zahllose Stunden Trommelfelle und Nervenkostüme. (…) Viele Mädchen haben den Busen blank gezogen, manche sind fast völlig nackt. Sie wiegen sich in ekstatischer Verzückung im ohrenbetäubenden Lärm, Begriffe wie Sittlichkeit oder Anstand haben sich in den abgrundtiefen Bassschlägen ins Nichts aufgelöst.” “Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung treiben über dem Geschehen, die jungen Menschen wirken, als hätten sie jegliche Selbstkontrolle abgegeben, ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung.” Und wer sind diese finsteren Meister der sichtbaren Verführung, wer ist an dem ganzen Unglück schuld? Na klar, die “Achtundsechziger! “Wer sich betrunken und mit Drogen vollgedröhnt die Kleider vom Leib reißt, wer die letzten Anstandsrnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet!” Na Bravo. Stefan Niggemeier hält das Hermannsche Elaborat für einen “dummen und unanständigen Text”. Ich auch. Eva Hermann ist von jeglichem Anstand, von jeglicher Redlichkeit verlassen worden. Sie darf dumme und unanständige Texte schreiben und ihnen glauben. Wir dürfen sie dafür verachten.