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Spätrömisch

Posthum bekommt Guido Westerwelle mit seinem Diktum von der spätrömische Dekadenz Recht. Anders allerdings, als zunächst intendiert. Denn die spätrömische Dekadenz hat Teile der Oberschicht und der gehobenen Mittelschicht in Deutschland befallen. Ein Beispiel: Ohne auch nur einen Finger zu krümmen, kassiert VW-Vorstand Andreas Renschler Millionen. Ohne jede Gegenleistung. Zu Beginn des Jahres Zweitausendvierzehn verließ Andreas Renschler seinen langjährigen Arbeitgeber Daimler und wechselte zu Volkswagen. Seinen Job bei VW durfte der Top-Manager aufgrund eines Wettbewerbsverbots jedoch erst im Februar Zweitausendfünfzehn antreten. Für den einen Monat im Jahr Zweitausendvierzehn kassierte er von Daimler siebenhundertzweiundvierzigtausen Euro. VW zahlte knapp zwölf Millionen Euro als Extraprämie für den Wechsel und weil er während der einjährigen Pause weniger als sonst verdiente. Auch als Kompensation für “verlorengegangene Ansprüche” durch den Wechsel zu VW. Überdies gibt es noch eine besondere Pensionsregelung. Der bereits achtundfünfzig Jahre alte Renschler darf bereits mit Zweiundsechzig und damit ein Jahr früher als seine Vorstandskollegen mit vollen Bezügen in Rente gehen. Dann hat er Anspruch auf siebzig Prozent seines Fixgehalts, das derzeit bei gut einer Million Euro liegt. So kommt der neue Vorstand nach nur fünf VW-Jahren auf eine monatliche VW-Rente von rund sechzigtausend Euro, die er zusätzlich zu seiner Daimler-Altersversorgung erhält. Wie gesagt: Spätrömische Dekadenz in der Leistungsgesellschaft.