Schlagwort: Armut

Armut wählt nicht

Wie der “Kölner Stadt-Anzeiger” meldet, hat der Politikwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Armin Schäfer, einen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Wahlbeteiligung erhoben.  Je größer die Zahl der Arbeitslosen im Wahlbezirk,  desto niedriger ist dort die Wahlbeteiligung. Ein Beispiel: Im armen Kölner Stadtteil Chorweiler haben nur 25,7% an der Kommunalwahl teilgenommen, im reichen Hahnwald dagegen 64,4 Prozent. Dasselbe Muster zeige sich bei Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen. Eine Untersuchung der Bundestagswahl 2005 ergab auch für Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Hannover oder Dresden: Stadtteile mit hoher Hartz-IV-Quote oder mit starker Arbeitslosigkeit hatten durchweg eine auffallend niedrige Wahlbeteiligung.

Lange ging man von der These aus, daß, wer unzufrieden ist, etwas ändern will und also wählen geht. “Aber das stimmt nicht”, betonte der Experte. “Eine persönlich schwierige (…)  Lage wie Arbeitslosigkeit führt eben nicht zur Mobilisierung.”

Eine niedrige Wahlbeteiligung führt also zu einer sozialen Verzerrung des Ergebnisses. Oder: Armut beeinträchtigt soziale Teilhabe. Armut schwächt auch demokratische Prozesse.

Armut in Deutschland

Autofahren als Informationsquelle: WDR5, Profit, so heißt die Sendung, die ich mal wieder im Stau höre, setzt sich mit der drohenden Armut von Frau Schickedanz auseinander. Noch vor fünf Jahren sei sie eine der reichsten Frauen Deutschlands gewesen, die Quelle- und Karstadtbesitzerin, mit einem Vermögen von geschätzten fünf  Milliarden Euro. Und nun habe sie nicht einmal mehr die Hälfte. Es gibt auch andere Zahlen, die ich eben nachgeschlagen habe. Im letzten Jahre habe ihr Vermögen noch 3,8 Milliarden betragen, jetzt nur noch knapp eine Milliarde, so eine Quelle. Im Grunde völlig egal. Sie und ihre Angehörigen gehen nicht am Bettelstab. Sie haben viel verloren. Aber sie haben noch sehr viel. Vollkommen unverständlich also, daß Frau Schickedanz in Printmedien folgendendermaßen zitiert werden konnte:

Wenn die Rettung von Arcandor scheitere und die Banken die Kredite fällig stellten, “verliere ich alles – Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 66 Jahren noch nicht einmal Rente. […] Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten.”

Naja, bei Lidl ist sie bislang noch nicht gesehen worden und die Kräuter dürfte immer noch der Gärtner zupfen.

Armutszeugnis

Der eigentliche Skandal unserer Gesellschaft ist die Kinderarmut. Im reichen Deutschland leben nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes über 2,4 Millionen Kinder von Sozialtransfers. Das ist fast ein Fünftel aller jungen Menschen unter 18 Jahren. Das Ausmaß der Kinderarmut hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Und: Infolge der wirtschaftlichen Krise wird die Zahl der armen Kinder zudem weiter zunehmen. Weiterlesen

Halbgötter in weiß

Wer erinnert sich nicht? Wochen lang, Monate lang zogen Ärzte und Ärzteverbände durchs Land, demonstrierten und gaben kund, ihre Honorare sänken und sie seien alsbald auf Hartz IV angewiesen. Und nun? Laut Statistischem Bundesamt wuchsen die durchschnittlichen Ärztehonorare von 2002 auf 2007 um 12,7% und damit stärker als die Bruttoverdienste der Arbeitnehmer. Weiße Kittel schützen nicht vor Tor- und Unwahrheit.