Im Buch Daniel des Alten Testaments wird die Geschichte beschrieben, wie nach dem Tode des babylonischen Königs Nebukadnezar sein Sohn Belsazar eine Feier, ein Besäufnis veranstaltet, während derer eine Hand ohne Arm und restlichen Körper eine Schrift an die Wand des Palastes schreibt: Mene mene Tekel u-parsin. Diese Worte bedeuten: Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende. Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden. Wir haben aus dieser Geschichte das Wörtchen Menetekel übernommen. Die ersten beiden Wahlgänge in der Bundesversammlung waren fraglos ein Menetekel. Für Angela Merkel und für Guido Westerwelle. Die Tage ihrer Herrschaft sind gezählt und sie wurden gewogen und für zu leicht befunden. Mehr nicht und nicht weniger. Gleich, was im dritten Wahlgang geschieht.
Schlagwort: Angela Merkel
Ein Präsident ohne Eigenschaften
Und jetzt? Christian Wulff. Der nette Herr Wulff, der idelle Gesamtschwiegersohn. Der soll Bundespräsident werden, wenn es nach Frau Merkel geht. Der konservative Publizist Michael Spreng schreibt in seinem Blog über den Nominierten: “Immer freundlich, immer ein gewinnendes Lächeln auf den Lippen, norddeutsch-liberal, die personifizierte Verläßlichkeit, ein guter Taktiker, ein Mechaniker der Macht, eine attraktive First Lady an seiner Seite. Sicher ein ordentlicher Bundespräsident. Aber reicht ordentlich? Christian Wullf ist ein Mann ohne besondere Eigenschaften. Mit ihm verbindet sich kein politisches Projekt, keine Vision, kein Plan, kein intellektueller Wurf trägt seinen Namen. Große Reden – Fehlanzeige. Seinen letzten Wahlkampf hat er frei von Aussagen bestritten. Die Deutschen können also beruhigt sein: von ihm sind keine anstrengenden geistigen Herausforderungen zu erwarten. Reicht das in der Krise?” Natürlich nicht. Es war ja auch keine Entscheidung für das Land in einer Krise, sondern eine für den Merkelschen Machterhalt. Der letzte chancenreiche Rivale ist damit weg von der politischen Bühne und darf fürderhin als Staatsnotar Gesetze unterzeichnen, Orden verleihen, Kinder herzen, das Ausland besuchen – und sich nicht einmischen. Wir alle hätten weiß Gott einen besseren Kandidaten verdient. Vor 34 Jahren hat Franz-Josef Strauß an der CDU kritisiert, sie bestehe aus lauter “politischen Pygmäen”. Tja.
Steuersenkungen
“Steuersenkungen werden auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar sein. Das gilt für die Haushalte 2011 und 2012.” Angela Merkel, ihres Zeichens Bundeskanzlerin, hatte wohl in der Nacht von Sonntag auf Montag erstmalig die Gelegenheit, die Zahlen des Bundeshaushalts und der Steuerschätzung genauer unter die Lupe zu nehmen. Und so zog die entscheidungsfreudige Regierungschefin auch umgehend die Konsequenzen. Keine Steuersenkungen. Mindestens bis 2012. Flugs wurden die Koalitionspartner informiert, die Presse, die Bürger des Landes. Schade eigentlich, daß Frau Merkel bis Sonntag keine Chance hatte, die Staatseinnahmen und die Schulden genau zu studieren. Denn dann hätte sie uns ja sicher auch vor der Landtagswahl schon informiert.