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Das Entenaus

Das Entenaus fand am siebenundzwanzigsten Juli, statt, heute vor zweiundzwanzig Jahren. In Portugal nämlich wurde der letzte Citroën 2CV gefertigt. (Wie es mit der Ente begonnen hatte, kann man hier nachlesen.) Vorschnellen nostalgisch-romantischen Gefühlen halte ich als ehemaliger Entenfahrer entgegen, daß es mit der Geschwindigkeit des urfranzösischen Gefährts nicht weit her war, mit seinen Bremsen gar nicht, den Sicherungen des Rolldaches aus Tuch ebenfalls nicht, daß die Sitze unbequeme Hängesessel waren. Kurzum: Dem Auto mit den hochklappbaren Seitenfenstern folgten allesamt Karren, die weiß Gott mehr zu bieten hatten als die rote Ente mit zerrissenem Dach. Selbst der Lloyd Sechshundert funktionierte besser als die studentische Traumkutsche. Kein Schaden also das Entenaus für die automobile Kultur von heute. Oder?

Zwei Bauern, ein Kartoffelsack und ein Eierkorb

Ein Auto sollte es sein, das genügend Platz für zwei Bauern und einen Zentner Kartoffeln hat, 60 km/h schnell fahren kann und sparsam ist im Benzinverbrauch. Ein Korb voller Eier muß eine Fahrt über holprige Feldwege überstehen. So 1936 der Auftrag des Citroën-Chefs Pierre-Jules Boulanger an seine Konstrukteure. Drei Jahre später ist der Prototyp fertig, kann allerdings wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr gebaut werden.

Am 7. Oktober 1948 wird der Wagen mit dem Namen 2CV der Öffentlichkeit vorgestellt und zunächst nur belächelt. Aber: Der 2CV wird Kult und Verkaufsschlager. In den 50er Jahren muss man bis zu sechs Jahre auf einen Neuwagen warten und knapp 3.600 Euro für die “Ente” zahlen. In Frankreich das Auto der Bauern, in Deutschland später die Studentenkarre.  Der typische 2CV-Fahrer hier war der Nonkonformist.  Spätere Entengenerationen erreichen sogar eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h. Seit 1990 wird die “Ente” nicht mehr fabriziert. Knapp fünf Millionen wurden verkauft, eine Rote mit zerschlissenem Verdeck seinerzeit an mich. Heute werden gut erhaltene Modelle sogar zu Rekordpreisen gehandelt.