Auf den ersten Blick machte mir das Foto den Eindruck, eine allenfalls leidlich gelungene Persiflage aus dem Hause der Postillonsmacher zu sein, die das überbordende und kaum einhegbare Ego des bayerischen Ministerpräsidenten aufs Korn nehmen, wozu der sich an der historisch einmaligen Geste des Kniefalls von Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vergeht und einen dürren Abguss liefert, allenfalls eine physische Kopie. Sozusagen die traurig-bedeutungslose Geste jenseits aller Wahrhaftigkeit. Wie gesagt, der erste Blick.
Nur: auf den zweiten Blick verflüchtigen sich die vermuteten Satireproduzenten aus dem Internet. Der Ministerpräsident höchstselbst und seine Entourage sind verantwortlich für die mißratene Geste und ihre Verbreitung in den Netzen.
„Selbstverliebtheit gepaart mit Größenfantasien war immer schon seine ärgste Schwäche. Inzwischen aber hat sie Ausmaße angenommen, die ins Groteske reichen“, schreibt Sebastian Beck heute in seinem Beitrag „Markus Söder. Der grotesk Selbstverliebte“ in der morgigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung über den geklauten Kniefall.