„Irre! Und erwartbar.“ So der lakonische Kommentar von Armin Nassehi zu einer Meldung von Natalie Amiri auf X/Twitter: „Geht schon los: Der neue Justizminister Syriens, Shadi Alwaisi, teilte mit, dass es keine Richterinnen mehr geben werde und die Gerichte nur noch von Männern geleitet würden. Richterinnen müssen ihre bestehenden Fälle an männliche Richter abgeben.“ Und Düzen Tekkal postet: „Aber lasst uns nur weiter so tun, als wenn die Dschihadisten reformistisch agieren würden. Woher kommt diese Obsession auf Islamismus aus dem Westen? In Syrien droht das selbe wie in Afghanistan, wenn wir weiter dabei zuschauen, wie die demokratischen, kurdischen und syrischen Kräfte, die das ändern könnten, vernichtet werden.“
Noch ist es keine wirklich Befreiung. Es könnte vielleicht in den Prozess einer solchen münden. Aber aus den unklaren und gewiß nicht stabilen politischen, gesellschaftlichen und militärischen Umständen in Syrien jetzt schon schließen zu können, daß sich Hunderttausende einst geflohene Syrerinnen und Syrer umgehend und umstandslos auf den Weg zurück in die alte Heimat machen oder mit einem Ticket und ein wenig Handgeld dazu zu motivieren wären, wie es der -natürlich- Spahn-Vorschlag suggeriert, kann nur das Ergebnis eines allzu stattlichen Wunschdenkens sein.
Oder: Es geht gar nicht um die Syrer, bei derartigen Vorschlägen. Es geht um unser Land, um die Menschen, die hier leben. In Wahlkampfzeiten – und nicht nur in diesen – regiert beim Thema Flucht und Vertreibung das Ressentiment. Die angenommene Wahrheit. Eine vermutete Gewaltbereitschaft wird allen Menschen islamischen Glaubens unterstellt. AfD, CDU, FDP und BSW erklären Migration und Flucht zum Top-Thema. Kein Wunder, daß dann in diesem Überbietungswettbewerb nur Stunden, nachdem der Diktator nach Moskau geflohen ist, die ersten „Remigrations“-Floskeln öffentlich werden.
Das alles ist nicht nur irre und erwartbar. Es ist auch widerlich.