Rüdiger wird mir fehlen

Rüdiger ist tot. Rüdiger Bornhold. Gestern starb der langjährige Stadtverordnete der CDU, später dann der WNK im Alter von einundachtzig Jahren. Ich habe ihn indes eher als großen Koch und Erzähler kennen und schätzen gelernt, als geselligen Weinfreund, als herzlichen Gastgeber. Legendär die Abende in seinem nie fertig gestellten Häuschen draußen in Bremen. Rüdiger und Bettina abwechselnd am Backofen in der kleinen, kleinsten Küche, immer wieder für Nachschub mit Wein sorgend, so daß der Gastmannschaft im Wohnzimmerchen, eng an eng, in laute, oft lustige Gespräche verwickelt, die Themen nicht ausgingen, bis die Hauptsache des Abends, das Wildschwein meist, lange genug im Ofen gesteckt hatte, so daß Rüdiger die Sau anschneiden und verteilen konnte.
Was immer die beiden, Rüdiger und Bettina in der Küche angestellt hatten, es war immer saulecker. Im Wortsinn: saulecker. Samt der süßen Nachspeisen. Danach gab’s Wein. Bis zum Abwinken. Und zu jedem Tropfen erhellende Bemerkungen und Einordnungen von Maître Rüdiger. Und zu später Stunde dann oft Joseph Roth, aus dem Kopf rezitiert, lange Texte, meist saukomisch. Rüdiger war ein Meister der Unterhaltung. Und ein Meister der Freundschaft. Trotz aller Unterschiede in den politischen Auffassungen, waren wir doch nahe. Rüdiger war ein im besten Sinne bürgerlicher Mann. Gebildet, belesen, gesellig, auf Menschen aus, auf Begegnung und Austausch, neugierig. Es war kein Populist, kein Eiferer, kein Missionar. Rüdiger war ein guter Mensch. Er wird mir fehlen. Sehr.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.