Der Stempel steht gleichsam für ein behördliches OK. Was gestempelt wurde, hat das bürokratische Ritual erfolgreich durchlaufen. Wo der Stempel fehlt, dort herrscht Stillstand. Ohne den erforderlichen Stempel kann kaum etwas bewerkstelligt, kaum etwas in Gang gesetzt, fast nichts wirklich zufriedenstellend geregelt werden. Ukrainische Flüchtlingskinder machen in einer Leipziger Kita nun auf abstoßende Weise Erfahrung mit der Bedeutung eines Stempels in Deutschland. Bei der Kita “Um die Welt” in Leipzig-Grünau ist der Name Programm. Hier werden rund zweihundert Kinder aus vielen unterschiedlichen Nationen betreut und jetzt sollen noch drei Flüchtlingskinder aus der Ukraine den Kita-Alltag bereichern. Sollten. Die Kinder sind angemeldet, die Eltern registriert, gemeldet und beziehen bereits Sozialleistungen. Nur der Stempel vom Sozialamt unter dem Antrag für Bildung und Teilhabe, kurz BUT, fehlt noch. Erst wenn der drauf ist, dürfen die Kinder in die Kita, denn nur dann ist auch geklärt, dass das Mittagessen bezahlt wird. Gottes Mühlen und die der deutschen Bürokratie mahlen eben langsam. Ohne Stempel gibt es für die drei ukrainischen Kinder eben nichts zu essen. Basta. Da kann auch der Flüchtlingsrat in Sachsen lange die unzumutbaren Wartezeiten beklagen. Von mehreren Wochen ist die Rede, wenn es um Geld nach dem Asylbewerberleistungsgesetz geht. Es muß eben alles seine Ordnung haben in Schland. Meine Güte.