Die politische Klasse in Deutschland hat sich vom Querdenkerstuss ins Bockshorn jagen lassen. Mit diesem wuchtigen Satz beginnt Frank Hoffmann seinen Beitrag im Hauptstadtbrief von diesem Sonntag, überschrieben mit: Die Angst vor den Lärmenden. Christian Drosten, Deutschlands führender Coronavirus-Forscher habe in seinem aktuellen Podcast in einem Nebensatz unmerklich sehr viel über die Politik in Deutschland in dieser Phase der Pandemie gesagt: „Es gibt nach meiner Wahrnehmung seit längerem schon keine Politikberatung mehr.“ Sollte diese These stimmen, so Hoffmann weiter, zögen die Politikerinnen und Politiker im Land der Dichter und Denker seit Monaten keinen Nutzen aus dem Besten, was die Republik an Wissenschaft in dieser Pandemie zu bieten hat. Wer den Weg in diesem Covid-Winter in Deutschland verfolge und die politischen Entscheidungen mit jenen in Frankreich, Spanien oder Portugal vergleicht – der könne auch nur zum Schluss kommen, dass in der Politik keiner mehr der Wissenschaft zuhört. Den letzten Beweis liefere der Satz des bayerischen Gesundheitsministers, der unlängst davon fabulierte, die aktuelle Entwicklung wäre „nicht vorhersehbar“ gewesen. Dabei findet nunmehr lediglich statt, was die übergroße Mehrheit der fachkundigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Deutschland seit Monaten bereits voraussagt. Die politische Kommunikation liegt im argen. Impfen ist zwar eine sensible Angelegenheit. Doch weder der noch amtierende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) noch irgendeiner der regierenden Länderchefs habe, so Hoffmann, in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, worin der Unterschied zwischen der Impfspritze und der Infektion durch Sars-CoV-2 liegt. Dabei sei dies einfach: “Mit dem Impfstoff gelangt kontrolliert mRNA in den Körper, bleibt dort etwa sechs Wochen und animiert das körpereigene Immunsystem, im Falle eines Falles auf das Coronavirus anzuspringen. Bei einer Infektion dagegen gelangt ein Vielfaches an fremder mRNA in den Körper und ‘vieles andere’, von dem die Wissenschaft bis heute nicht weiß, was es genau ist und was es langfristig Schädliches anrichten kann, sagt der Berliner Komplexitätsforscher Brockmann. Eigentlich recht einfach.” In Deutschland aber präge die laute Minderheit der Coronaleugner, der totalen Impfgegner, seit Monaten den politischen Diskurs und die Politik habe der kleinen Gruppe politische Hebelwirkung eingeräumt gegenüber der übergroßen Mehrheit dieses Landes. Deutschland werde nun auch im kommenden Sommer sehr wahrscheinlich Covid-19 nicht hinter sich haben, anders als Frankreich, Spanien, Portugal oder Italien. Dort schließe das Virus jetzt die „Impflücken“, so Christian Drosten, indem es den ungeimpften Teil der Bevölkerung immunisiere. Deutschland gehöre nicht zu dieser Ländergruppe, die im nächsten Jahr mit Corona fertig sei.