Monat: August 2021

Die glorreichen Sieben

Eine der ersten Meldungen, die ich heute Morgen las, war, daß heute ein deutsches Flugzeug sieben (!) afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr ausgeflogen habe. Die glorreichen Sieben. Zugleich macht das Bild die Runde im Netz, das sechshundertundvierzig Menschen im Bauch eines Flugzeuges zeigt, dicht an dicht, die mit einer amerikanischen Militärmaschine aus Kabul ausgeflogen werden.

Ein Bekenntnis

Es werden hunderte, womöglich tausende Menschen sein, die, weil sie für die Bundeswehr, für Hilfsorganisationen, für die Presse und deutsche Institutionen in Afghanistan gearbeitet haben, jetzt von Tod, Folter und Sklaverei bedroht sind. Und was fällt angesichts dessen dem hiesigen Ministerpräsidenten ein, dem Mann, der die Verantwortung für die ganze Republik anstrebt? Die „Fehler von Zweitausendundfünfzehn“ sollen sich nicht wiederholen, so schreibt er oder so läßt er schreiben auf Twitter, gestern Abend. Im Klartext: Er will die Afghanen auf keinen Fall hier im Land haben. Jene Menschen, die deutschen Einrichtungen, staatlichen Stellen, Presseorganen, Privatmenschen, Unternehmen zu Diensten waren. Fahrer, Dolmetscher, Sicherheitsleute, Sekretariatskräfte, Köche, Hauspersonal, Kameraleute, Tonassistenten, Rechercheure, Übersetzer, Büromitarbeiter. Wir tun nichts für euch. Nur so ist der Kanzlerkandidat zu verstehen. Wenn ihr leidet, womöglich sterbt, kann es nicht unser Problem sein. Wir dürfen die Fehler nicht wiederholen und bedrohte Menschen ins Land lassen. Selbst, wenn wir verantwortlich sind für ihre Not. Kann man so, ohne jede Rücksicht auf geschundene Menschen, auf Menschen auf der Flucht, auf Menschen in Not eine Wahl gewinnen wollen? Als bekennender Katholik?

Vor und nach der Flut 2021: Die Ahr-Rotweinstraße von Altenahr nach Dernau

Ein Blick in die Zukunft der Klimakatastrophe

Das Video zeigt die Schäden entlang der Rotweinstraße im Ahrtal exakt zwei Wochen nach der Flut vom vierzehnten auf den fünfzehnten Juli Zweitausendeinundzwanzig. Beginn der Fahrt ist hier vom völlig zerstörten Abschnitt “Am Tunnel” in Altenahr in Richtung Osten nach Dernau. Besten Dank an “Rockdrummer71“, der das Video im Juli Zweitausendundfünfzehn aus seiner Perspektive gefilmt hat und an Timmy für die Ideenfindung

Nazipoesie: Reim Dich oder ich schlag Dich

Anfang Juni veröffentliche der Neonazi Frank Kreamer ein neues Solo-Lied. Der Gitarrist der Rechtsrockband „Stahlgewitter“ agitiert zur Akustikgitarre gegen Impfungen und fantasiert vom „Great Reset“. So heißt es:

„Denn ich leugne Covid nicht.\
Doch ich bezweifle das Gewicht. \
Mainstream und Politiker. \
Und die Lobbyistenschar. \
Drosten, Schwab und auch Herr Spahn. \
Nur das sollen wir nicht erfahr’n. \
Sie werkeln an dem Great Reset. \
Totalkontrolle, Covid-App \
Doch sie brauchen was zum tarnen. \
Z.B. vor n‘em Virus warnen“.

Der „Great Reset“ ist eine Verschwörungserzählung, die anschlussfähig an antisemitische Stereotype ist. Von ausgewiesenen Rechtsextremisten ebenso strapaziert wie von völkischen Nationalisten, ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten und anderen am rechten Rand der Gesellschaft. Es werde eine neue Weltordnung geschaffen, die von der „globalen Finanzelite“ bestimmt sei. Diese „Eliten“ hätten die Corona-Pandemie geplant, um so die neue Weltordnung zu etablieren.

Kajüte Achtzehnhundertsechsundsiebzig

Ein Fundstück aus Facebook, heute: “Wir werden jetzt zwar als Nazis, Spalter und Rassisten bezeichnet, aber wir lassen in unsere Gastronomie nur noch Impfwillige (also Erstgeimpfte), Geimpfte, Genesene und Kinder bis Vierzehn ohne Impfung und verstehen das als unseren Solidaritätsbeitrag an unsere Gesellschaft um die vierte Welle zu bremsen. Ein harter Weg, aber für uns jetzt der Richtige.” Die Kajüte befindet sich in Friedrichstadt in Nordfriesland. Hingehen.

Flucht aus Ahrweiler

Eine interessante Überlegung von Dr. Maidowski vom Bundesverfassungsgericht heute bei einer öffentlichen und online gestreamten Debatte der Bundeszentrale für Politische Bildung zum Thema “Wem gewähren wir Asyl in Deutschland, Herr Dr. Maidowski?“. Man stelle sich vor, so Maidowski, in Ahrweiler beispielsweise gäbe es für Menschen, Familien, die alles verloren haben, Hab und Gut, Haus, Dokumente, Fahrzeuge, alles, es gäbe für diese Opfer der Unwetterkatastrophe keine staatliche Hilfe, keine Spendensammlungen, keine medizinische Hilfe, keine Unterstützung von Freunden, keine Maßnahmen der Feuerwehren, vom Technischem Hilfswerk, von Vereinen und Verbänden, von einzelnen Helfern. Dann hätten wir die Lage, die viele Flüchtlinge und ihre Familien in ihrer Heimat so oder ähnlich erlebt und sie zur Flucht in ein anderes Land, einen anderen Kontinent bewogen haben. Wirtschaftsflüchtlinge.