Karl Marx und Wladimir Lenin dürften bekannt sein und Palmiro Togliatti war der legendäre Vorsitzende bzw. Generalsekretär der italienischen Kommunisten bis in die sechziger Jahre hinein. Aber was soll diese kryptische Überschrift? Diese fünf Worte handeln nicht von Politik oder kommunistischer Weltanschauung. Es geht um Fußball. Fußball? Ja. Die Gazetten, genauer: die Tageszeitung kündet von einem spektakulären Transfercoup in der zweiten russischen Fußballiga.
„Lenin kommt über rechts. Akron Togliatti erlangt mit der Verpflichtung eines Fußballers weltweite Aufmerksamkeit. Kein Wunder: Der neue Spieler heißt Marx Lenin.“
Togliatti ist auch eine russische Stadt, benannt nach dem revolutionären Italiener, achthundert Kilometer östlich von Moskau an der Wolga gelegen und ein Zentrum des russischen Automobilbaus. Deutsche Partnerstadt ist, natürlich, Wolfsburg. Und der Fußballklub Akron hat einen zwanzig Jahre alten brasilianischen Offensivspieler verpflichtet, der mit dem Namen Marx Lenin gestraft ist. „ Marx Lenin wechselt nach Russland!“ witzelt die Tageszeitung. Der volle Name klingt ein wenig besser: Marx Lênin dos Santos Gonçalves. Die Tageszeitung weiß gar, daß Offensivmann Lenin vorzugsweise über die rechte Seite komme. Oder ist dies nur gut erfunden? Einerlei. Marx Lenin wird über alle Seiten kommen müssen, denn Akron Togliatti befindet sich nach sechzehn Spielen auf dem siebzehnten Tabellenplatz und unmittelbarer Abstiegsnot. Vielleicht hilft der Fußballgott mit Torerfolgen, wenn die Akronbosse Marx Lenin einmal ins nur zweihundert Kilometer entfernte Uljanowsk karren, der Geburtsstadt Lenins, äh, des Wladimir. Wie sagte Wladimir Iljitsch Lenin dereinst? „Talent ist selten. Man muß es systematisch und behutsam pflegen.“