Obszön

An Frank Spellman werden sich gewiß nur wenige erinnern und man muß ihn heute auch nicht nicht mehr kennen. Ich war noch jung, so um die siebzehn, achtzehn Jahre alt, als ich von ihm erfuhr. Zu jener Zeit war er als Francis Joseph Kardinal Spellman Erzbischof von New York und Militärerzbischof der USA. Der “glühende Meinungsführer der Rechten und Konservativen”, so Wikipedia, war einst Unterstützer von McCarthy und dessen unamerikanischen Umtrieben. Spellman – und das machte seine vorübergehende und eher traurige Bekanntheit hierzulande aus – segnete die Waffen, die im Krieg gegen Vietnam eingesetzt wurden. Vorbei, Geschichte, erledigt. Nein. Heute ist in Focus-Online zu lesen, daß wieder Waffen gesegnet werden. Nur wenige Tage nach dem Massaker in Florida ließ es sich die Kirche “World Peace and Unification Sanctuary” nicht nehmen, das bei dem Amoklauf verwendete Gewehr AR-Fünfzehn als “eisernen Stab” aus der “Offenbarung des Johannes” zu preisen und das Recht auf Waffenbesitz als “von Gott direkt gegeben” zu würdigen. Ich erspare mir und allen Lesern die Bilder von Gewehren im Gottesdienst und Kronen von Gemeindemitgliedern, die aus Patronenhülsen gefertigt sind. Das ist obszön.

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