Monat: Januar 2016

With God On Our Side

Wie sagte der KZ-Häftling Pippig in Bruno Apitz‘ Roman Nackt unter Wölfen so schön, bevor er an den Folgen der Folter durch die Gestapo starb? “Der liebe Gott verläßt keinen Freidenker.” Davon gehe ich auch aus. Der liebe Gott verläßt keinen Freidenker. Vor allem keinen Freidenker, der Texten von Bob Dylan nachspürt. With God on our side. Hier in einer Fassung der Neville Brothers. Angeregt durch ein Gespräch, das ich mit einem alten Klassenkameraden gestern führen durfte. Mit Udo. Und Udo erzählte, wie er sich seinerzeit eine EP (Schaut bei Wikipedia nach oder bei Google) gekauft hatte von Manfred Mann. Mit diesem Titel. With God on our side.  Und der Textzeile: “The Germans now too have God on their side.” Wir wollen es hoffen.

Oh my name it is nothin’
My age it means less
The country I come from
Is called the Midwest
I’s taught and brought up there
The laws to abide
And that the land that I live in
Has God on its side

Oh the history books tell it
They tell it so well
The cavalries charged
The Indians fell
The cavalries charged
The Indians died
Oh the country was young
With God on its side

Oh the Spanish-American
War had its day
And the Civil War too
Was soon laid away
And the names of the heroes
l’s made to memorize
With guns in their hands
And God on their side

Oh the First World War, boys
It closed out its fate
The reason for fighting
I never got straight
But I learned to accept it
Accept it with pride
For you don’t count the dead
When God’s on your side

When the Second World War
Came to an end
We forgave the Germans
And we were friends
Though they murdered six million
In the ovens they fried
The Germans now too
Have God on their side

I’ve learned to hate Russians
All through my whole life
If another war starts
It’s them we must fight
To hate them and fear them
To run and to hide
And accept it all bravely
With God on my side

But now we got weapons
Of the chemical dust
If fire them we’re forced to
Then fire them we must
One push of the button
And a shot the world wide
And you never ask questions
When God’s on your side

Through many dark hour
I’ve been thinkin’ about this
That Jesus Christ
Was betrayed by a kiss
But I can’t think for you
You’ll have to decide
Whether Judas Iscariot
Had God on his side

So now as I’m leavin’
I’m weary as Hell
The confusion I’m feelin’
Ain’t no tongue can tell
The words fill my head
And fall to the floor
If God’s on our side
He’ll stop the next war

 

I don’t need that fuckin’ shit

Aus Gründen, heute, am Tag der deutsch-französischen Freundschaft und am Tag der Geburt des Herrn (Horn).

 

People try to put us d-down (Talkin’ ’bout my generation)
Just because we get around (Talkin’ ’bout my generation)
Well I don’t need that fuckin’ shit (Talkin’ ’bout my generation)
Hope I die because of it (Talkin’ ’bout my generation)

(Generation)

Why don’t you all f-fade away (Talkin’ ’bout my generation)
Try to dig what we all s-s-say (Talkin’ ’bout my generation)
I’m not trying to cause a big s-s-sensation (Talkin’ ’bout my generation)
Talkin’ ’bout my g-g-g-generation (Talkin’ ’bout my generation)

My generation
My generation

People try to put us d-down (Talkin’ ’bout my generation)
Just because we g-g-get around (Talkin’ ’bout my generation)
I don’t need that fuckin’ shit (Talkin’ ’bout my generation)
Hope I die because of it (Talkin’ ’bout my generation)

My generation, baby
My generation, baby

I’m not trying to start a new sensation (Talkin’ ’bout my generation)
Just talkin’ ’bout my g-g-g-generation (Talkin’ ’bout my generation)

My generation, baby
My generation, baby

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Tag der Jogginghose

Doch, wirklich: Heute ist der Tag der Jogginghose. Auch. Daneben ist heute noch der Weltknuddeltag, der Tag des Müsliriegels und der Ehrentag des Eichhörnchens. Vier Gymnasiasten, Österreicher, Grazer, Alexander Piani nämlich, Matthias Strohmeier, Matthias Geisriegler und Martin Riesen haben sich diesen Welttag der Jogginghose einfallen lassen, seinerzeit, im Jahre Zweitausendundneun. Deren gemeinsame Schulklasse kam am einundzwanzigsten Januar, Fasching, für die Hiesigen: Karneval, Fastelovend, komplett in Jogginghosen zur Schule. So kann aus einem mäßigen Witzchen ein Mainstreamjokus werden. Denn der Tag der Jogginghose ist mittlerweile Kult, mit eigener Facebookseite. Ich halte es da eher mit Karl Lagerfeld: “Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” Zum Beweis: Die Kölner Kultbänd The Piano Has Been Drinking mit ihrem Titel: Jogging Botz voll Bloot, die Jogginghose voller Blut.

Jogging Botz voll Bloot

 

Ne Blaue für en halve Stund Verzäll

Zibinge Mädche dunn dir einfach leid

Du wills se rushole us dä Kält

Janz ejal wat dich dat kosten däät

Unge platz en Fläsch op nem Lockekopp

Massive Hocker fleejen durch de Düür

Dä Weet es ruhig hä zahlt nie drop

Irjendeiner es em falsche Revier

He kleine Mann mach dich flöck fott

Dieh Huus brennt jrad aff

Ding Dööchter jonn kapott

Do sääs ihr se künnt zu dir noh Hus

Ding Frau wör Lehrerin un schwer kulant

Un du drücks se an ding Heldebrus

Die halve Stund es öm dä nächste es dran

Unge litt en Jogging Botz voll Bloot

Die bewääch sich noch hätt Schwein jehatt

Keiner hät jet jesinn keiner hät jet jehoot

Nur dä Papajei kräät: Ich maach dich platt

He kleine Mann maach dich flöck fott

Dieh Huus brennt jrad aff

Ding Dööchter jonn kapott

Gutmenschen, eine Gardinenpredigt

Ich muß gestehen, daß ich nur selten das Wort zum Sonntag sehe. Ja, das Wort zum Sonntag, das allwöchentlich am Samstagabend in der ARD zu sehen ist, nach Krimi oder Unterhaltungsshow. Eine kurze Fernsehpredigt, evangelisch, katholisch, weltlich. Gestern mal wieder. Zum vermeintlichen Unwort des Jahres. Eine Gardinenpredigt. Gehalten von der Pastorin Annette Behnken.

Wenn man das Unwort des Jahres ernst nimmt, dann bin ich jetzt offiziell ein bisschen bescheuert. Das Unwort des Jahres ist Gutmensch. Gutmensch wird benutzt, um Menschen, die sich für andere einsetzen als naiv und dumm hinzustellen. Wer noch an etwas glaubt, wer hilfsbereit und tolerant ist, sieht angeblich die Realität nicht. Ich sehe das ganz anders: Gutmenschen sind keine Träumer, sie stehen mit beiden Beinen in der Realität, aber gehen anders mit ihr um. Und genau die brauchen wir: Viele Gutmenschen. Weil gerade viel auf dem Spiel steht. Wir haben Angst und Sorge und Wut. Nach dem Anschlag von Istanbul. Und, auch wenn es etwas ganz anderes ist, nach den Übergriffen von Köln. Die Rufe nach schnellen Lösungen werden lauter. Lösungen, die aus Angst und Wut geboren werden. Wenn wir straffällige Migranten und Asylbewerber ohne gerichtliche Prozesse ausweisen, dann lösen wir damit die Probleme nicht, wir schieben sie nur weg von uns und verabschieden uns gleichzeitig von den Prinzipien unseres Rechtsstaates. Und ich halte es auch für eine Illusion, zu meinen, wenn wir alle fremden Menschen an unseren Grenzen stoppen, dann wäre die Welt wieder in Ordnung. Nichts wäre in Ordnung. Ausgrenzen und abschotten ist nur scheinbar eine Lösung, schnell und oberflächlich. Vor zunehmendem Hass und sinnloser Gewalt schützt das nicht. Im Gegenteil. Es ist der Abschied von den humanitären Werten, von der Menschlichkeit, die die Basis unserer Gesellschaft ist. Wir suchen nach Antworten. Und die liegen nicht auf der Hand. Auf der Suche nach Lösungen brauchen wir Mut, offen zu reden, uns auch zu streiten. Und wir brauchen Geduld. Hass ist nicht mal eben und schon gar nicht militärisch zu besiegen. Hass schleicht sich durch alle Absperrungen und Grenzen. “Tut Gutes denen, die Euch hassen” Ein altes Wort, eine uralte Haltung. Von einem “Gutmenschen” namens Jesus. Das ist Irrsinn eigentlich angesichts der Bedrohung durch Terrorismus. Und klingt ungeheuer naiv angesichts des menschenverachtenden Fanatismus. Aber trotzdem: Ich bin überzeugt davon, dass es nur so gehen kann: Tut Gutes denen, die Euch hassen. Wir müssen uns schützen – das ist klar. Wer Unrecht verhindern kann, muss das tun. Und die Straftaten von Köln müssen verfolgt werden, das ist auch klar. Mit den Mitteln, die wir jetzt schon haben, mit den Mitteln des Rechtsstaates. Wenn wir uns dabei aber von unseren humanitären Werten verabschieden, dann hat der Terror gewonnen. Es ist eine Bewährungsprobe unserer Werte. Und deshalb brauchen wir Gutmenschen. Mutige Gutmenschen, die natürlich auch Angst haben und Wut. Aber sie geben der Angst und Wut nicht die Macht, sie lassen sich davon nicht leiten. Und geben nicht auf: “Tut Gutes denen, die Euch hassen”. Widerstand von mutigen Gutmenschen. Das halte ich für das Gebot der Stunde.