Tag: 25. Oktober 2015

Emojis

Emojis (…) sind die Barbies des Schriftverkehrs: zu grell, zu aufgesetzt, zu Plastik. Hat man die 30 überschritten, gilt es, Emojis sparsam oder nur im Notfall zu verwenden. Notfall, das heißt: Wenn man zu betrunken zum Tippen ist, seine Kontaktlinsen verloren hat oder durch einen absurden Zufall an die Handynummer von Justin Bieber gekommen ist. Wer durchs Netz smiled, setzt sich schnell dem Verdacht aus, ein Sticker-Album zu besitzen oder die Haarspange farblich auf die Ballerinas abzustimmen. Zugegeben: Es ist nicht leicht, die Fratzen der Emotion nicht zu verwenden – auf neuen Smartphones frohlocken neben der üblichen Palette der übersteigerten Stimmung auch animierte Requisiten eines potenziell weltumspannenden Theaterstücks: Wassermelonen, Stöckelschuhe, Commedia dell’arte-Masken, Pillen, Geodreiecke.

Friederike Zoe Grasshoff, Wann Über-30-Jährige noch Emojis benutzen dürfen, in der Süddeutschen Zeitung vom fünfundzwanzigsten Oktober Zweitausendfünfzehn