Tag: 2. Februar 2015

Tanz den Freddy

Matthias Dell schaut den Tatort. Immer. Und schreibt. Unterhaltsamer als die meisten Tatorte. Ein paar Ausschnitte:

(…) Ein von der fiesen Fratze des Kapitals (Investmentbanker) halbtot geschlagener Minderleister (obdachloser Pianist) versucht sich in ein Mietshaus zu retten, in dem Hilfeleistung nicht nur unterlassen, sondern er per Semi-Unfall und Missverständnis zu Ende getötet wird. Solche Häuser nennt man seit Udo »Gott hab ihn selig« Jürgens »ehrenwert«. Deshalb sagt Ballauf (Klaus J. Behrendt) das auch einmal. (…) Wahrscheinlich soll es um die sogenannte Kälte in der Gesellschaft gehen, in der die Menschen, getrieben von den Verhältnissen (Kapitalismus), unmenschlich werden. Vielleicht auch um sogenannte Lebenslügen. Bei Jürgen Werner, der in seinen Dialogen so was Absurdes wie die »Schätzkeule« auspacken lässt, herrscht daran keinen Mangel: Die Malereiprofessorin verdingt sich als Edel-Escorteuse, damit dem Kind der Standard in dem tollen Haus gehalten wird. Der supermachoide Eishockey-Trainer (Robert Gallinowski) hat ein Klavier zu Hause und ist heimlich schwul (der obdachlose Pianist aber nicht). Und oben wohnt die Schund-Autorin Katja Petersen (Anna Stieblich), die nicht mehr rausgeht, weil ihr Ex-Mann sie noch am Mülleimer verprügelt, und die zur Sicherheit mal pfeffersprayt, wenn jemand blutend klopft. Die Geschichte von »Freddy tanzt« ist eine Beleidigung für jede Zuschauerin, weil der Film sich anbiedert mit seinen groben Stichen, sich in Wahrheit aber für nichts interessiert. Investmentbanker sind Angeber und obdachlose Pianisten putzig, da macht man nichts falsch. (…)

Tanz die Revolution

Wenn ich nicht dazu tanzen kann, ist es nicht meine Revolution. Dieses schlichte, aber entschiedene  Urteil über ästhetische Ansprüche an politisches Handeln wird der amerikanischen Anarchistin Emma Goldman zugeschrieben. Fälschlicherweise, wie uns Wikipedia mitteilt. Der wahre Urheber läßt sich leider auch in den Tiefen des Netzes nicht ermitteln.