Tag: 18. Dezember 2014

Ausländer

Das Wort „Ausländer“ trägt zur Klärung eigentlich nur bei in einem spezialisierten und formalisierten Bereich wie dem Staatsangehörigkeitsrecht. Darüber hinaus erscheint der Begriff viel zu luftig, um damit präzise etwas beschreiben zu können. Definitorisch würden darunter die schwedische Diplomatin und der französische Managerinnengatte nämlich genauso fallen wie der aus Syrien geflüchtete Arzt, der hier in einem Heim untergebracht ist; gemeint ist, wo „Ausländer“ als Problembenennung grassiert, aber immer nur der aus Syrien geflüchtete Arzt.

Aus: Matthias Dell, Sprachkritik. Warum wird der Begriff “Ausländer” verwendet?, in: Freitag, 51/2014

Ein ehrenwerter Mann

Drei gute Fragen: “Wie kann es ein Mitglied von Amnesty International zum Beispiel verantworten, mit einem Mann wie dem Co-Vorsitzenden der AfD, Konrad Adam, in einem Verein zu sein, der zu dem Attentat von Sydney sagte: ‘Das zeigt, dass es keiner Masseneinwanderung bedarf, um Menschen in Gefahr zu bringen – ein Einzelner genügt’. Oder wie kann ein ehrenwerter Mann in einer Organisation Mitglied sein, die mit der islam- und fremdenfeindlichen Pegida sympathisiert, wie der stellvertretende Vorsitzende Alexander Gauland, der sich sonst seine Ratschläge in der russischen Botschaft holt. Wie kann ein anständiger Mann Mitglied einer Partei sein, in der es fast jede Woche zu rechtsradikalen Vorfällen kommt. Die jüngsten: der Vorsitzende des AfD-Schiedsgerichtes in Baden-Württemberg nannte Barack Obama einen ‘Quoten-Neger’, ein hessisches Landesvorstandsmitglied fälschte seine rechtsradikalen Lebenslauf bei den ‘Republikanern’. Ein anderer Funktionär behauptete, das KZ Dachau sei von den Allierten gebaut worden, und ein Landtagsabgeordnter veröffentlichte antisemitische Karrikaturen. Und in NRW-Kommunen gibt es zwei Zweckbündnisse der AfD mit Rechtsradikalen.” Drei Fragen von Michael Spreng an Hans-Olaf Henkel. Gestellt in Sprengsatz, dem Blog des konservativen Publizisten. Eingebettet sind diese drei klugen Fragen in ein klitzekleines, aber triftiges Psychogramm des ehemaligen Deutschland- wie Europa-Chefs der International Business Machines Corporation. Originalton Spreng: “Hans-Olaf Henkel ist ein ehrenwerter Mann (…), eigentlich ein liberaler Mann. (…) Er ist sehr eitel, will wichtig sein, eine Rolle spielen, Aufmerksamkeit erregen. Deshalb vollführte er in den den letzten Jahren ein politische Irrfahrt, die ihn am Ende zur ‘Alternative für Deutschland (AfD)‘ (…) führte. (…) Ist denn die Droge Wichtigkeit so stark und verführerisch, dass ein Mann bereit ist, sich bis zur Unkenntlichkeit zu verändern?” Sprengs Rat: Henkel solle noch vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Februar die Flucht ergreifen, damit es nicht später heiße:  “Hans-Olaf Henkel war ein ehrenwerter Mann”.