Aufm Platz

“Entscheidend is aufm Platz.” Adi Preisler war es, der einst diese unumstößliche Wahrheit kund tat. “Grau ist alle Theorie – entscheidend is aufm Platz.” Adi Preisler, für die Jüngeren und jene, die sich nicht so gut auskennen in Fußball und Philosophie, Adi Preisler war Fußballer im Ruhrgebiet, in Duisburg und Dortmund, Nationalspieler und nach seiner Spielerkarriere Trainer.  Entscheidend is aufm Platz. Das ist es. Alle Sprüche, alle Versprechungen, alle Zusagen gelten am Ende nichts. Entscheidend is aufm Platz. Die einfache Wahrheit, beruhend auf Erfahrung, Lebens- und Spielerfahrung. Gestern war aufm Platz. Gestern nämlich tagte hier der Stadtrat. Und unter anderem ging es um einen Antrag der SPD-Fraktion, mit dem der  Bürgermeister aufgefordert werden sollte, bis zur außerordentlichen Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses im November eine schriftliche Stellungnahme zu dem Millionenschaden beim Innenstadtumbau vorzulegen. Vor dem Spiel hieß es beispielsweise bei der CDU, daß die Verbindung von Büfo, Grünen und CDUeine innovative, transparente und bürgernahe Kommunalpolitik betreiben” werde. Die AfD hat in ihr kommunales Wahlprogramm hineingeschrieben, daß es um “mehr Transparenz bei den Ratssitzungen” gehe. Mehr noch. Vollmundig heißt es bei den Alternativen: Stadtrats­ und Ausschusssitzungen, die brisante Themen, die bei den Bürgern auf hohe Aufmerksamkeit und Interesse stoßen, behandeln, sollten zukünftig per Video aufgezeichnet werden. Transparenz und Aufgeklärtheit bei wichtigen Angelegenheiten der Stadt sollten dem Bürger auf direktem Wege zur Verfügung gestellt werden.” Und die entsprechende Überschrift im Wahlprogramm der Linken  lautet: Transparente Politik und keine Hinterzimmerpolitik. Also Transparenz. Das bedeutet durchsichtig, für den Bürger erkennbar, anschaulich, durchschaubar, sichtbar. Aber, wie gesagt, das ist alles vor dem Spiel. Entscheidend is aufm Platz. Gestern war aufm Platz. Im Stadtrat. Und wie haben sie gespielt, die, die uns allen doch die Transparenz versprochen haben? Sie haben den Antrag abgelehnt. CDU, Bürgerforum, AfD und zwei Verordnete von der FDP haben, was kümmert uns unser Geschwätz von Transparenz, gegen den Antrag gestimmt. Und die Linke hat sich tapfer enthalten. Der Bürgermeister, also die Verwaltung, muß mithin nicht im November öffentlich erklären, wie es zum Millionenverlust zu Lasten der Bürger Wermelskirchens kommt. Transparenz in Wermelskirchen bedeutet, daß die Öffentlichkeit zunächst nicht erfahren wird, ob das Fehlverhalten in der Verwaltung Konsequenzen haben und ob jemand schadensersatzpflichtig ist und zur Rechenschaft gezogen wird. Dabei hat selbst das Rechnungsprüfungsamt die Verwaltung “mehrfach zur Abgabe einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert”. Tolle Transparenz in Wermelskirchen. Dagegen war Glasnost in Rußland ein Muster an Bürgerfreundlichkeit. Entscheidend is aufm Platz. Hier. Bei uns. In unserem Rathaus. Nicht in der Walachei.

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