Ein gerechtes Urteil Gottes, Gewalt, abergläubische Gebräuche, abgeschnittene Köpfe, Blut überall, verstümmelte Leichname, Eroberung im Nahen Osten. ISIS? Islamischer Staat in Irak und Syrien? Der Kalifatsstaat?
Es war dies ein gerechtes Urteil Gottes, daß die, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren abergläubischen Gebräuchen entweiht und dem gläubigen Volk entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blute reinigen und den Frevel mit ihrem Tod sühnen mußten. Schauerlich war es anzusehen, wie überall Erschlagene umherlagen und Teile von menschlichen Gliedern, und wie der Boden mit dem vergossenen Blut ganz überdeckt war. Und nicht nur die verstümmelten Leichname und die abgeschnittenen Köpfe waren ein furchtbarer Anblick, den größten Schauder mußte das erregen, daß die Sieger selbst von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt waren. Im Umfang des Tempels sollen an die zehntausend Feinde umgekommen sein, wobei also die, welche da und dort in der Stadt niedergemacht wurden und deren Leichen in den Straßen und auf den Plätzen umherlagen, noch nicht mitgerechnet sind, denn die Zahl dieser soll nicht geringer gewesen sein. Der übrige Teil des Heeres zerstreute sich in der Stadt und zog die, welche sich in engen und verborgenen Gassen, um dem Tode zu entkommen, verborgen hatten, wie das Vieh hervor und stieß sie nieder. Andere taten sich in Scharen zusammen und gingen in die Häuser, wo sie die Familienväter mit Weibern und Kindern und dem ganzen Gesinde herausrissen und entweder mit den Schwertern durchbohrten oder von den Dächern hinabstürzten, daß sie sich den Hals brachen. Das Haus aber, das einer erbrach, nahm er sich mit allem, das darin war, zum Eigentum für immer, denn man war vor Eroberung der Stadt miteinander dahin übereingekommen, daß nach der Eroberung derselben jeder, was er sich erwerbe, für alle Zeit als rechtliches Eigentum ansprechen dürfe. (Wilhelm von Tyrus, Historia rerum in partibus transmarinis gestarum, Deutsche Übersetzung: E. u. R. Kausler, Geschichte der Kreuzzüge und des Königreiches Jerusalem aus dem Lateinischen des Erzbischofs Wilhelm von Typus, Stuttgart 1840, achtes Buch, XX.)