Frau Andrea Tur Tur

Gestern, via Livestream der SPD, Sigmar Gabriel bei der Regionalkonferenz in Nürnberg. Ein Genosse versteigt sich zum Argument, bei der Mitgliederbefragung handele es sich um eine Scheinabstimmung. Heute vormittag, Deutschlandfunk. Ein zugeschalteter Hörer wählt die gleiche Vokabel, Scheinabstimmung, wenn postuliert werde, nach einer eventuellen Ablehnung der Koalitionsvereinbarung durch die Mitglieder der SPD müsse die gesamte Führung der Partei zurücktreten. Mit Recht. Wer die Mitglieder befragt, muß mit dem Ergebnis auch leben können, so oder so. Eine Befragung der Mitglieder ist nur demokratisch, wenn sie auch ergebnisoffen stattfindet. Wer ein bestimmtes Ergebnis mit Druck zu erreichen sucht, mit der Drohung des Rücktritts der gesamten Führung, wenn die Basis falsch abstimme, der hat wenig verstanden von Demokratie und gehört auch nicht in eine leitende Position. Andrea Nahles hat sich in einem Pressegespräch mit der Welt wohl in diesem Sinne geäußert. Generalsekretäre und Generalsekretärinnen von Parteien dürfen sich gewiß nicht durch überbordende Empfindlichkeit auszeichnen. Eine derart schmerzfreie und die Nöte von zweifelnden Genossinnen und Genossen ignorierende Haltung indes, wie sie Andrea Nahles auszeichnet, sollte in der SPD-Führung keinen Platz haben. Der Scheinriese in Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer hieß Herr Tur Tur. Der erschien dann als Riese, wenn man sehr weit von ihm entfernt war. Nur wer sich ganz nah an den Scheinriesen heranmachte, konnte erkennen, daß er genauso klein und armselig ist wie jeder normale Mensch. Weil sich das aber niemand traute, blieb Herr Tur Tur sehr einsam. Die SPD braucht keine einsame Scheinriesin in ihrer Führung, sondern eine Generalsekretärin, die nicht taub ist gegen Bedenken der Mitglieder gegen das von den Riesen in der Partei ausgehandelte Konvolut.

 

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