Tag: 31. Juli 2012

Igeltricks

Igel sind possierliche Tierchen. Gartenbesitzern bescheren sie bisweilen Freude, wenn sie ihnen einen Besuch abstatten. Von diesen stacheligen Kreaturen soll hier aber nicht die Rede sein. Denn es geht um die individuellen Gesundheitsleistungen, IGeL, die Ärzte ihren gesetzlich versicherten Patienten gegen Selbstzahlung anbieten. Ebenfalls eine wirklich stachelige Angelegenheit. Denn die Verbraucherzentralen halten nicht alle dieser Leistungen für medizinisch sinnvoll, wie in Wikipedia zu lesen ist, sondern bewerten die meisten dieser Angebote als „nicht zwingend erforderlich“, „schlicht überflüssig“ oder gar „medizinisch fragwürdig“. Und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung kritisiert, Patienten würden zu fragwürdigen Leistungen überredet und fordert Gegenmaßnahmen. Der Journalist Jörg Blech bezeichnet IGeL als „intransparentes Gemisch entbehrlicher Leistungen“. Ärzte verdienen mit diesen entbehrlichen Leistungen etwa anderthalb Milliarden Euro jährlich, schätzt das wissenschaftliche Institut der AOK. Kein kleiner Batzen also. Und damit notleidende Ärzte mit diesen entbehrlichen Leistungen noch tiefer in die Portemonnaies ihrer Patienten langen können, hat man nun Marketingschulungen für die armen Ärzte entwickelt. Marketingschulungen, mit Hilfe derer sie auch gewiefte Verkaufspsychologen werden. Und eben diese Seminare zum Erlernen von Verkaufstricks werden mit Steuergeldern subventioniert. Patienten mutieren zu Kunden. Was für eine Perversion. Die blau-gelben Minister für Wirtschaft und Gesundheit, die schwarz-gelbe Bundesregierung  verschwenden Steuergelder, damit Patienten, Kranken auch noch der letzte Euro aus den Taschen geleiert werden kann. Für medizinisch nicht erforderliche Maßnahmen. Pfui Deibel!