Neustart

Neustart – eine merkwürdige Vokabel. Im Sport etwa bedeutet sie, daß mit dem Start etwas schief gegangen ist, weshalb er wiederholt werden muß. Beim Autorennen durch einen Unfall oder in der Leichtathletik, wenn ein Starter vor dem Startsignal weggerannt ist. In der Politik muß der Start auch mißlungen sein, wenn die Vokabel Neustart bemüht wird. Wie bei der FDP. Seit der Konstituierung der Bundesregierung hat die FDP so ziemlich alles vermasselt. Aus guten vierzehn wurden so zeitweise kümmerliche drei Prozent Zustimmung. Jetzt also ein Neustart. Westerwelle: bleibt. Niebel: bleibt. Brüderle: bleibt. Rösler: bleibt. Lindner: bleibt. Homburger: bleibt. Pieper: bleibt. Alle bleiben. Nur Koch-Mehrin bleibt nicht. Sie tritt von allen politischen Ämtern zurück. Weil sie damit rechnen muß, daß man ihr den erschlichenen Doktortitel aberkennt. Sie bleibt aber als Europaabgeordnete. Also: Alle bleiben, keiner geht. Es gibt nur einen Ämtertausch, einen Stuhlwechsel. Westerwelle darf die FDP nicht mehr führen, das ganze Land aber weiterhin vertreten. Das verstehe, wer will. Rösler, der gescheiterte Gesundheitsminister, darf die FDP führen. Brüderle, gefürchteter Weinköniginnenküsser, war als Wirtschaftsminister eine Fehlbesetzung, darf nun aber den Fraktionszuchtmeister geben. Homburger darf die Fraktion dafür nicht mehr knechten, jetzt aber die gesamte Partei als erste stellvertretende Vorsitzende. Niebel bleibt. Mit Kappe. Pieper bleibt so lange, wie auch Westerwelle bleibt. Lindner bleibt. Die nächsten 32 Jahre. Neustart? Das ist ein Ringtausch, ein Karussell. Immer im Kreis herum, statt nach vorn. Nur auf anderen Plätzen. Reise nach Jerusalem mit der immer gleichen Anzahl von Stühlen. Der so erforderliche politische Neustart wird also vom alten Personal geleistet werden. Das wird spannend. Auch ein Neustart kann ein Fehlstart sein.

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