Josef Hader, einer der besten und einer der gefragtesten Kabarettisten, Autor, Schauspieler, Drehbuchautor im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
Erst mal: Es ist schon richtig, dass die Kirche in der Krise ist. Sie hat sich dreißig Jahre lang von der Gesellschaft abgeschnitten, da ist es kein Wunder, dass sie keine Relevanz mehr hat. Sie sollte diese Chance auf Veränderung ergreifen, zum Beispiel durch einen Kurswechsel bei der nächsten Papstwahl. Aber wenn man sich vorstellt, was für Kardinäle in den letzten 30 Jahren vom polnischen und vom deutschen Papst ernannt worden sind, muss man dafür schwarzsehen. (…) Und die Kirche leidet dazu noch an demselben Ausdünnungs-Problem wie die Parteien: Die wirklich Talentierten wollen heutzutage woanders Karriere machen als in einer Kirche oder einer Partei. Drum sind dort jetzt Leute in Spitzenpositionen, die vor einer Generation bestenfalls Sekretäre gewesen wären. (…) Zunächst einmal ist das Image von Politikern und Priestern ziemlich gleichrangig im Keller. Das tut sich niemand an, der auch was anderes werden kann. Und zweitens muss man heutzutage in der Politik viel aushalten. Da muss man sich 20 Jahre durch blödsinnige Gremien langsam hocharbeiten – ohne dass man wahnsinnig wird, einen roten Kopf bekommt und die Türen zuknallt -, was jeder normale Mensch tun würde. (…) Diese Leute haben in erster Linie Durchhaltevermögen, aber oft fehlen ihnen die Begabungen, die ganz oben gefragt wären. Das ist das große Problem der etablierten Demokratie. Jemand wie Willy Brandt oder Helmut Schmidt würde heutzutage entnervt in den Bezirksgremien das Handtuch werfen.