Monat: Januar 2010

Welthölzer

Welthölzer haben mich in meiner billigfeuerzeuglosen Kindheit begleitet. Fünf Pfennige, glaube ich, kostete die kleine Schachtel den pyroman(n)baren Jungen.

Welthölzer. Das unverständliche Wort zierte das einfache Papp- und Holzschächtelchen. Oder manchmal: Haushaltsware –  Sicherheitszündhölzer. Und zu lesen war: Deutsche Zündwaren Monopolgesellschaft. Nie wäre mir seinerzeit in den Sinn gekommen, daß Streichhölzer Deutschland einst aus einer wirtschaftlichen Misere halfen. Am 29. Januar 1930 erließ der Deutsche Reichstag das Zündwarenmonopolgesetz. Fortan durften Zündhölzer nur noch von der Zündwaren-Monopolgesellschaft vertrieben werden. Hinter der steckte der Schwede Ivar Kreuger, der zum Ausgleich dem durch die Wirtschaftskrise und Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg geschwächten Deutschland eine Anleihe von 500 Millionen Reichsmark, 125 Millionen Dollar, auflegte. Eine für die damalige Zeit enorme Summe. 53 Jahre lang zahlte Deutschland die Anleihe mit sechs Prozent verzinst zurück. Das Zündwarenmonopol wurde dann zum vorgesehenen Termin, dem 15. Januar 1983, aufgehoben. Die Preise sanken um ein Drittel. Heute gibt es neben Billigfeuerzeugen auch noch andere Streichhölzer als die faszinierend-unbegreifbaren Welthölzer.

Roswitha Müller-Piepenkötter und ihr kleiner Fuß

Roswitha Müller-Piepenkötter mal wieder. Jetzt hat die Justizministerin in NRW eine Prüfung aller 36 Gefängnisse im Land angeordnet. Denn: Immer mal wieder brechen aus nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten Häftlinge aus, immer mal wieder ist von Foltervorwürfen in den Gefängnissen zu lesen, aktuell handelt es sich um das Jugendgefängnis Herford. Heute sind jedenfalls die Ausbrecher aus Münster in Essen gefaßt worden. Die Justizverwaltung im Land ist in Unordnung. Und: Politisch verantwortlich ist die Justizministerin. Ich zitiere jetzt zum vierten mal aus dem “Leitbild des Justizministeriums NRW”: “Wir sind uns unserer Vorbildfunktion bewusst (…) Wir sind einsatzbereit und übernehmen Verantwortung.” Das will ich doch hoffen. Die Schuhe ihrer Vorgänger, unter anderem von Gustav Heinemann, Rudolf Amelunxen, Friedrich Vogel, Diether Posser, Fritz Behrens oder Jochen Dieckmann, sind einfach eine Nummer zu groß für die Remscheider CDU-Vorsitzende.

Jennifer

Jennifer ist im Anmarsch. Wikipedia schreibt, Jennifer sei die kornische Version des walisischen Namens Gwenhwyfar. Der Name setze sich zusammen aus den Wörtern: gwen = weiß, schön und hwyfar = glatt, weich, bedeute also schönes Gesicht, weiße Wange. In unserem Fall trifft weiß und glatt zu: Das Tief  “Jennifer” bringt uns im Moment weißen Schnee und sorgt für glatte Straßen. Irgendwie habe ich es leid.

Nachtrag: Kornisch war eine dem Walisischen und Bretonischen verwandte keltische Sprache, die bis ins 18. Jahrhundert hinein in Cornwall, im Südwesten Englands gesprochen wurde. Und zweitens: Lali heißt das das Tief, das uns heute heimsucht und leider noch mehr Schnee ins bergische Land schaufelt, als das Jennifer vor Tagen schon getan hat.

“Speerspitze der Entsolididarisierung”

Michael Spreng, Journalist (Welt am Sonntag, Welt, Bild am Sonntag, Bild, Express, Hamburger Abendblatt), Wahlkampfmanager von Edmund Stoiber bei dessen Kanzlerkandidatur und Berater von Jürgen Rüttgers bei dessen letztem Landtagswahlkampf, schrieb gestern in seinem Blog “Sprengsatz”:

FDP – die Sternschnuppen-Partei

Die FDP hat es selbst vielleicht noch nicht gemerkt, aber sie ist nur vier Monate nach ihrem größten Triumph in eine ihrer schwersten Krisen geraten. Jahrelang hat sie versucht, das Stigma loszuwerden, das sie sich selbst zugefügt hatte, nämlich die “Partei der Besserverdienenden” zu sein, jetzt ist es brutaler und stärker denn je wieder aufgebrochen. “Mövenpick-Partei”, “Bimbes-Republik” – das sitzt, das beschädigt die FDP nachhaltig in ihrer Integrität, in ihrem Kern. Ihre skrupellose Klientelpolitik, von den Steuerberatern über die Apotheker bis zur Hotel- und Versicherungswirtschaft, lässt ihren Wahltriumph zu einer Episode der Parteigeschichte werden. Sie war die Sternschnuppen-Partei des Jahres 2009, deren Traumergebnis schnell wieder verglüht ist. Die FDP bedient konsequent ihre Stammklientel (und ihre Spender), verliert aber wieder ihre hinzugewonnenen Wähler. Diejenigen Wähler, die sie von einer kleinen zur mittelgroßen Partrei gemacht haben, weil sie auf keinen Fall wieder eine große Koalition wollten, weil sie Angst hatten, die CDU werde immer sozialdemokratischer und verliere den Mittelstand aus den Augen. Das waren durchaus auch Wähler, die nicht nur an sich, sondern auch ans Ganze denken. Diese hätte die FDP langfristig an sich binden können – durch gesellschaftlich verantwortliche Politik. Aber sie tut das Gegenteil und deshalb ist die FDP wieder auf dem absteigenden Ast. Und niemand ist schuld daran außer der FDP selbst. Es fing nach der Wahl damit an, dass die FDP ihre Kernkompetenz zerstörte, die Finanz- und Steuerkompetenz. Sie verzichtete zur Verblüffung ihrer Wähler auf das Finanzministerium, machte stattdessen einen pfälzischen Babbeler zum Wirtschaftsminister. Sie setzte neue Steuersubventionen durch, obwohl sie deren Abbau noch im Wahlkampf verlangt hatte. Sie sparte nicht, wie versprochen, parlamentarische Staatsekretäre ein, sondern berief neue. Sie machte einen Mann zum Chef eines Ministeriums, der dessen Abschaffung noch wenige Wochen zuvor verlangt hatte. Sie schützte Apotheker, pamperte Steuerberater, besorgte die Geschäfte der Versicherungswirtschaft und legte sich mit den Hoteliers ins Bett – mit dem bösen Anschein der Bezahlung. Und die FDP beharrt völlig realitätsfremd auf 20 Milliarden Steuersenkung – nach dem Motto: Jetzt sind endlich unsere Leute dran. Die FDP ist damit heute (neben Roland Koch) die Speerspitze der Entsolididarisierung in Deutschland. Mit dieser Politik kann eine Partei über fünf Prozent kommen, aber nie mehr auf 14,6 Prozent. Auch Mittelständler wissen, wenn sie verantwortungsbewusst und nachhaltig denken, dass man kein Geld ausgeben kann, das man nicht hat, und dass ein Spitzensteuersatz von 35 Prozent die Gesellschaft zerreissen und zu sozialen Unruhen führen würde. Die CDU muss aufpassen, dass sie vom FDP-Bazillus nicht infiziert wird. Und es gibt in der FDP auch keinen, der diesen Kurs wieder ändern könnte. Guido Westerwelle ist noch so siegestrunken, dass er die Krise gar nicht mitbekommt, der einst vielversprechende Philipp Rösler hat sich voll in den Fallstricken der Gesundheitswirtschaft verfangen, Frau Leutheusser-Schnarrenberger ist nur ein Schatten ihres früheren Selbst, Rainer Brüderles TV-Auftritte sind eine sprachliche und inhaltliche Bildschirmverschmutzung. Der FDP schlug schon oft in ihrer Geschichte das Sterbeglöcklein. Dazu wird es so schnell nicht wieder kommen. Wenn sie aber so weiter macht, dann wird sie es wieder ganz leise von ferne hören.

Hätten das Gabriel oder Lafontaine, Gysi oder Trittin, Kaesmann oder Geisler besser formulieren können? Danke, Herr Spreng.

Schnäppchenjäger

Lust auf Urlaub und Mitglied der FDP? Dann erhalten sie für ihre Reise 6% Parteirabatt, sofern die Buchung über die TUI-Tochter Berge und Mehr vorgenommen wird. Maritim Hotels, der Golfreisen-Spezialist Urlaubsreisen GmbH, zwei Hotelvermittlungsagenturen und ein Vermittler für Ferienhäuser und –wohnungen bieten FDP-Mitgliedern Parteirabatt. Der Autoverleiher Sixt räumt ebenfalls FDP-Rabatt ein. Die private Krankenversicherung DKV bietet FDP-Mitgliedern nicht nur Beitragsnachlässe, sondern wirbt auch mit kürzeren Wartezeiten für Liberale. Partei der besserverdienenden Schnäppchenjäger.

(Quelle: www.spiegelfechter.com/wordpress/1709/schnappchen-fur-liberale)

Peter Sawicki – Opfer auf dem Altar der Klientelpolitik

Der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte setzt sich in einer Presseerklärung mit der Ablösung von Peter Sawicki als Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen auseinander.

Zuerst wurden die Hoteliers bedient, ihnen wurde die Mehrwertsteuer halbiert; den Arbeitgebern wird ein Einfrieren der Krankenkassenbeiträge versprochen, sie werden also nicht mehr an den Steigerungen der Kosten des Gesundheitswesens beteiligt; die Zugangsbedingungen zur privaten Krankenversicherung werden erleichtert; und jetzt wird der Vertrag von Peter Sawicki, dem Gründer und Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen von der schwarz-gelben Regierungskoalition nicht verlängert.  Ganz unverhohlen betreibt der liberal-konservative Gesundheitsminister seine Klientelpolitik. Sawicki ist das Bauernopfer für die Pharmaindustrie. Er war mit seinen kritischen Stellungnahmen zur Wirksamkeit von deren Produkten, z.B. der Analoginsuline oder der Antidepressiva, der Industrie ein Dorn im Auge.  Dabei war unter Fachleuten die Qualität der Arbeit des Instituts unumstritten. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Prof. Ludwig, sowie der Vorsitzende des Deutschen Cochrane Instituts, Prof. Gerd Antes, hatten sich für Sawickis Bleiben stark gemacht. In einer spontanen Unterschriftenaktion haben sich 600 ärztliche Kolleginnen und Kollegen mit Sawicki solidarisiert. International wurde seine Arbeit bis hin zu Artikeln im renommierten New England Journal of Medicine gewürdigt. Mit der Ablösung von Sawicki wird die Arbeit des gesamten Instituts getroffen. Es ist fraglich, ob es zukünftig seine Arbeit unter Wahrung der Unabhängigkeit nach strengen und ausschließlich wissenschaftlichen Kriterien wird fortsetzen können. Bezeichnend ist, dass Sawicki auch keine fachlichen Fehler vorgeworfen werden. Die Nicht-Verlängerung seines Vertrages wird vordergründig mit persönlichen Verfehlungen begründet. Schon auffällig, dass dem Stiftungsrat des Instituts gerade zwei Tage vor der entscheidenden Sitzung auffiel, dass Sawicki seit fünf Jahren einen zu großen Dienstwagen fuhr und in der Businessclass reiste. Sawicki hat diese Vorwürfe bestritten. Aber selbst wenn die Vorwürfe zuträfen, könnte man sie disziplinarisch ahnden, und – im Interesse der Qualität der Arbeit des Instituts – dennoch seinen Vertrag verlängern. Die Ablösung Sawickis ist ein schwerer Schlag für alle Kritiker der Pharmaindustrie. Ein Nachfolger wird es schwer haben, den Ruf eines Gefälligkeitsgutachters zu vermeiden, der seine Berufung dem Klientelpolitiker Rösler zu verdanken hat. Die Krankenkassen dagegen kann der Verlust dieses Pharmakritikers noch teuer zu stehen kommen.

Wir können alles außer Hochdeutsch! Alles?

Das muß einfach sein.

Spiegel-Online erläutert: “Es ist der Mitschnitt einer Rede, die Oettinger im Dezember vor einem hochrangigen internationalen Publikum in Berlin hielt. Das Zentrum für Kapitalismus und Gesellschaft der Columbia University hatte ihn als ‘Special Guest’ zu seiner siebten Jahreskonferenz eingeladen, und der angehende EU-Kommissar wollte offenbar zeigen, dass er die Weltsprache beherrscht.” Es ist Deutschland hier.

Renovierter Internetauftritt der Linken

Nun hat auch “Die Linke” in Wermelskirchen ihren Internetauftritt überarbeitet und aktualisiert. Optisch ansprechender als zuvor, mit etwas übersichtlicherer Systematik, die Termine liegen jetzt in der Zukunft und nicht mehr im vergangenen Jahr und die (lokalen) Artikel  sind so unlesbar und krude wie ehedem. Ach ja, der Pressesprecher scheint abhanden gekommen zu sein. Aber: Die Linken haben geschafft, was SPD, CDU, WNKUWG und Büfo noch nicht erreicht haben: einen halbwegs aktuellen und ansprechenden Internetauftritt. Chapeau.

“Wir treffen uns am 2. Advent”

“Für alle, die Lust auf ein Pläuschchen haben, wir treffen uns am 2. Advent (6. Dezember) um 16 Uhr am Glühweinstand.”  Zweiter Advent? Das wäre dann aber der fünfte Dezember. Gerade noch wollte ich das Loblied auf die WNK singen, wegen des aktuellsten aller Internetauftritte der Wermelskirchener Parteien, wegen wirklich vorausschauender Planung, da muß ich dieses Unterfangen auch schon wieder abblasen. Gemeint ist nicht 2010. Auf der WNKUWG-Website stapelt sich unter der Rubrik “Aktuell” noch Kram aus dem vergangenen Jahr. Nur Kram aus dem vergangenen Jahr. Nun ja, ein Kommunalwahlsieg ist vielleicht noch kein Grund, die eigene Website zu aktualisieren.