Peter Sawicki – Opfer auf dem Altar der Klientelpolitik

Der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte setzt sich in einer Presseerklärung mit der Ablösung von Peter Sawicki als Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen auseinander.

Zuerst wurden die Hoteliers bedient, ihnen wurde die Mehrwertsteuer halbiert; den Arbeitgebern wird ein Einfrieren der Krankenkassenbeiträge versprochen, sie werden also nicht mehr an den Steigerungen der Kosten des Gesundheitswesens beteiligt; die Zugangsbedingungen zur privaten Krankenversicherung werden erleichtert; und jetzt wird der Vertrag von Peter Sawicki, dem Gründer und Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen von der schwarz-gelben Regierungskoalition nicht verlängert.  Ganz unverhohlen betreibt der liberal-konservative Gesundheitsminister seine Klientelpolitik. Sawicki ist das Bauernopfer für die Pharmaindustrie. Er war mit seinen kritischen Stellungnahmen zur Wirksamkeit von deren Produkten, z.B. der Analoginsuline oder der Antidepressiva, der Industrie ein Dorn im Auge.  Dabei war unter Fachleuten die Qualität der Arbeit des Instituts unumstritten. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Prof. Ludwig, sowie der Vorsitzende des Deutschen Cochrane Instituts, Prof. Gerd Antes, hatten sich für Sawickis Bleiben stark gemacht. In einer spontanen Unterschriftenaktion haben sich 600 ärztliche Kolleginnen und Kollegen mit Sawicki solidarisiert. International wurde seine Arbeit bis hin zu Artikeln im renommierten New England Journal of Medicine gewürdigt. Mit der Ablösung von Sawicki wird die Arbeit des gesamten Instituts getroffen. Es ist fraglich, ob es zukünftig seine Arbeit unter Wahrung der Unabhängigkeit nach strengen und ausschließlich wissenschaftlichen Kriterien wird fortsetzen können. Bezeichnend ist, dass Sawicki auch keine fachlichen Fehler vorgeworfen werden. Die Nicht-Verlängerung seines Vertrages wird vordergründig mit persönlichen Verfehlungen begründet. Schon auffällig, dass dem Stiftungsrat des Instituts gerade zwei Tage vor der entscheidenden Sitzung auffiel, dass Sawicki seit fünf Jahren einen zu großen Dienstwagen fuhr und in der Businessclass reiste. Sawicki hat diese Vorwürfe bestritten. Aber selbst wenn die Vorwürfe zuträfen, könnte man sie disziplinarisch ahnden, und – im Interesse der Qualität der Arbeit des Instituts – dennoch seinen Vertrag verlängern. Die Ablösung Sawickis ist ein schwerer Schlag für alle Kritiker der Pharmaindustrie. Ein Nachfolger wird es schwer haben, den Ruf eines Gefälligkeitsgutachters zu vermeiden, der seine Berufung dem Klientelpolitiker Rösler zu verdanken hat. Die Krankenkassen dagegen kann der Verlust dieses Pharmakritikers noch teuer zu stehen kommen.

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