Schlagwort: WNK UWG

Plakatkunst

Wenn die schlichte Alliteration, ein rhetorisches Schmuckelement, bei dem benachbarte Wörter den gleichen Anlaut aufweisen, frank und frei beispielsweise, wenn dieses Stilmittel also gehäuft auf Plakaten erscheint – dann ist wieder Wahlkampf im Land. „Mut statt Mutti“ heißt es dann von Laternenpfählen herab oder, noch blöder, „Klug statt krass“. Verantwortlich für diesen sprachlichen und politischen Unsinn sind die Freien Wähler, in Wermelskirchen also die WNK UWG. Noch ein Kostpröbchen gefällig? „Dafür statt dagegen“. Plakatkunst geht gewiß anders, politische Kunst allemal. Ein ähnlich doofes Plakat habe ich neulich in Köln sehen dürfen. Von der MLPD. Die ist zwar in Wermelskirchen nicht vertreten, aber zur Landtagswahl hat diese Truppe die Stadt schon einmal mit Plakaten geflutet. „Für echten Sozialismus“ haben die Marxisten-Leninisten in der großen Stadt als Forderung an den Laternenpfahl gehängt. Als ob für oder gegen Sozialismus bei einer Bundestagswahl entschieden würde. Und wie man echten von falschem Sozialismus zu unterscheiden vermag, haben die Wahlkämpfer noch nicht auf ein Plakat drucken lassen. Plakatkunst? Möge das alles bald vorbei sein.

Robinsons Listen

Parteien gehören unbedingt in die Robinsonlisten. Das sind Schutzlisten für Menschen, die keine unaufgeforderte Werbung erhalten wollen. Robinsonlisten sind Verbraucherschutz.  Vor dem Terror unerwünschter Werbung. Es gibt diese Listen für Briefpost, E-Mail, Mobiltelefon, Festnetztelefon und Telefax. Ich will, auch nicht und vor allem nicht zu Weihnachten, von Parteien zugemüllt werden mit vermeintlich guten Wünschen. Nur, weil ich eine Stimme habe und bald wieder Wahlen sind. Der CDU-Wahlkreisbetreuer hat mir eine kitschige Postkarte in den Briefkasten werfen lassen, auf der er seine Hoffnung ausdrückt, “daß wir im kommenden Jahr gut zusammenarbeiten und gemeinsam unsere Stadt nach vorne bringen” werden. Geht’s noch? Gemeinsam? Darf man in der Vorweihnachtszeit träumen, was das Zeug hält? Ohne was zu rauchen. Und wovon träumt die CDU vor Ostern? Die Stadt nach vorne bringen. OK. Aber mit einer Partei, die das Rathausdebakel zuvörderst zu verantworten hat? Die Jahrzehnte lang nichts gegen die mit PCB-Verseuchung der Realschule unternommen hat? Wo ist für die CDU vorne? Einer Partei, die eine derart verkitschte Postkarte versendet, ist ohnehin nicht zu helfen, zu trauen schon mal gar nicht. Das wird nichts werden, lieber Herr Wahlkreisbetreuer, mit der Zusammenarbeit. Die per Mail versandte Karte der WNKUWG ist nicht minder kitschig. Allerdings faselt Henning Rehse nichts von Zusammenarbeit oder die Stadt nach vorne zu bringen. Das ist dann ja schon fast wohltuend. Gleichwohl. Die Parteien, christliche zumal, sollten das Geld, das sie in teure vorweihnachtliche Wahlwerbung stecken, so verwenden, wie Papst Franziskus es empfiehlt: den Armen zukommen lassen.

Der Kleinmut des Herrn Rehse

Vermutlich geschieht es auf Millionen von Facebookseiten täglich. Daß nämlich einzelne Mitglieder einer Gruppe vom Administrator  der Gruppe ausgeschlossen werden. Etwa, weil ihre Postings den Regeln nicht entsprechen. Nun hat ein stadtbekannter Kommunalpolitiker, Henning Rehse von der WNK UWG, Facebook als Plattform nutzen wollen und deshalb dort eine eigene Gruppe aufmacht, eine öffentlich zugängliche Gruppe, die Facebookgruppe Wermelskirchen. Um Austausch und Debatten über kommunale Vorgänge zu initiieren. Regeln, wer dort wann was veröffentlichen kann, gab es jedenfalls bis gestern nicht. Und dort veröffentlicht Henning Rehse häufig seine und die Positionen seiner Partei, der WNK UWG zu unterschiedlichen kommunalen Problemen, zur Parkplatzsituation in Wermelskirchen, zur Inklusion, zum Radverkehr auf der Telegrafenstraße usw. Und bisweilen wird an diesen Positionen auch Kritik geübt. Wenn man Austausch haben will, Debatten, kommt man an Kritik vermutlich nicht ganz vorbei. Und: Kritik, Debatten, das Ringen um richtige Positionen sollte einem Kommunalpolitiker nicht fremd sein, der schon so lange zur öffentlichen Person in Wermelskirchen geworden ist.  Henning Rehse jedoch kann mit Kritik nicht wirklich umgehen. Zweimal hat er klammheimlich ein Mitglied aus dieser Gruppe ausgeschlossen, mich nämlich. Vermutlich, weil ihm meine Beiträge als Antworten auf die WNK-Positionen nicht passen. Gesagt hat er das aber nicht. Weder mir, noch der Gruppe. Wie sehr darf man denn von der Position von Henning Rehse abweichen, um in der Gruppe Wermelskirchen noch veröffentlichen zu dürfen? Diese Regel gibt es nicht in der von Rehse administrierten Gruppe. Wenn dort nur WNK-Positionen gelitten sind, sollte Henning Rehse dies auch kenntlich machen. Zumal in einer Gruppe, die als Tiel den Stadtnamen trägt. Ich bin ganz sicher, daß viele Mitglieder dieser Gruppe nicht wissen, daß man bei abweichenden Meinungen ausgeschlossen werden kann. Ich habe heute auf meiner Facebookseite folgendes gepostet.: “Henning Rehse ist ein mutiger Mann. Mehr noch: Henning Rehse ist ein mutiger Kommunalpolitiker. Furchtlos und tapfer hat er in facebook eine Gruppe gegründet, Wermelskirchen. Zum Austausch über kommunale Themen. Und regelmäßig postet er in dieser Gruppe, was sich die ebenso furchtlose WNK über kommunale Angelegenheiten so ausgedacht hat. In diesem Forum für Zivilcourage und Mut wurde bislang schon der eine oder andere Strauß ausgefochten. Denn nicht alle Gruppenmitglieder sind immer einer Meinung mit Henning und seinen Kombattanten. Müssen sie ja auch nicht sein. Henning Rehse wollte ja Austausch und nicht Bekehrung der Bekehrten. Jetzt aber hat Rehse seine eigene Courage verlassen. Zweimal hat er ein Gruppenmitglied klammheimlich aus der Gruppe ausgeschlossen. Ohne irgendeine Nachricht an das Mitglied, ohne irgendeine Begründung, ohne die Gruppe zu informieren. Sehr weit scheint es mit den Rehseschen Vorstellungen von offenem Austausch, demokratischem Streit, politischer Auseinandersetzung nicht gediehen zu sein. Schade. Er, Rehse, kann und darf das als Administrator der Gruppe. Aber so lange er den Vorgang nicht begründet und öffentlich macht, kann man eigentlich nur den Schluß ziehen, das er es an Mut, Zivilcourage, Umgangsformen und Anstand mangeln läßt. Eigentlich schade für jemanden, der doch in der Stadt ein großes Rad drehen will. Aber offenbar so ganz ohne Gegenwind.” Ein Kommunalpolitiker, der Menschen auf seine Facebookseite einlädt, ohne ihnen zugleich zu sagen, daß bestimmte Meinungen dort nicht erwünscht sind, führt diese an der Nase herum. Ein Kommunalpolitiker, der Gegenwind, Kritik, abweichende Meinungen mit Ausschluß aus der Gruppe beantwortet, ist feige. Ein Kommunalpolitiker, der den Ausschluß kritischer Mitglieder nicht einmal persönlich darlegt und begründet, verfügt  nicht über ein Mindestmaß von Anstand und Umgangsformen. Ein Kommunalpolitiker, der sich hinter der Maschinerie von Facebook versteckt, statt mit offenem Visier Kritik entgegenzutreten, hat kein persönliches Format. Schade.

Sechzehn

Das Rechtsgutachten zur PCB-Belastung der Realschule zwingt zu sofortigem Handeln. Schon vor 16 Jahren hätte die Schule komplett saniert werden müssen.” Dieser schlanke Satz ist in der heutigen Ausgabe der Bergischen Morgenpost zu lesen. PCB steht für Polychlorierte Biphenyle. Und das sind “giftige und krebsauslösende organische Chlorverbindungen. (…) PCB zählen inzwischen zu den zwölf als ‘dreckiges Dutzend’ bekannten organischen Giftstoffen, welche durch die Stockholmer Konvention vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden”, wie uns Wikipedia zu berichten weiß. Also nochmal: Offenbar ist die Realschule in Wermelskirchen derart mit hochgiftigen Chlorverbindungen verseucht, daß seit sechzehn Jahren die Verwaltung der Stadt und die politische Mehrheit im Rat zwingend und unmittelbar hätte tätig werden müssen. Sechzehn Jahre lang sind Schüler, Lehrer, Theaterbesucher, Schauspieler, Sportler und Besucher der Schule einer enormen Gesundheitsgefährdung, einer realen Vergiftungsgefahr ausgesetzt worden. Und: Sechzehn Jahre lang sind die Bürger dieser Stadt an der Nase herumgeführt worden. Zeitsprung ins Jahr 1996. Der Bürgermeister heißt Heinrich Niehaves. Gestellt wird er von der stärksten Partei im Rat, der CDU. Und die Abspaltungen von der CDU gibt es auch schon, nämlich die UWG und die WNK. Friedel Burghoff  und seine Mitstreiter des heutigen Bürgerforums sind noch eifrige und eilfertige CDU-Gesellen. Damit haben wir sie beieinander. Jene, die vor sechzehn Jahren hätten tätig werden müssen. Eine CDU-geführte Verwaltung, eine CDU-geführte politische Mehrheit im Rat der Stadt. Sechzehn Jahre Nichtstun, sechzehn Jahre Gefährdung, sechzehn Jahre Ausreden, sechzehn Jahre Ignoranz, sechzehn Jahre Beschwichtigung, sechzehn verlorene Jahre. Und jetzt, ganz plötzlich nach sechzehn Jahren, wird die CDU wieder aktiv in Sachen Realschule. Die CDU fordert, Arm in Arm mit WNK UWG,  den Abriß der Realschule samt Sporthalle und den sofortigen Neubau einer Sekundarschule. Volker Schmitz und Henning Rehse, der CDU-Fraktionsvorsitzende und der einst verlorene Sohn der CDU, heute Sprachrohr der WNK, schmiegen sich öffentlichkeitswirksam aneinander und üben den Gleichschritt. Nur: Wie das Ganze angesichts des ohnehin prekären Stadthaushaltes finanziert werden soll, verraten die Brüder im Geiste der Öffentlichkeit nicht. Dabei wäre es doch gewiß ein Leichtes gewesen, sich einmal beim Stadtverbandsvorsitzenden der CDU zu informieren, bei Dr. Andre Benedict Prusa, der in der Verwaltung der Stadt die Stelle des fürs Bauen zuständigen Dezernenten bekleidet. Bei ihm, dem noch amtierenden CDU-Chef in der Stadt hätten die beiden schmusenden Partei- bzw. Fraktionschefs, Schmitz und Rehse, sicher in Erfahrung bringen können, daß ein solcher Abriß und Neubau nicht für weniger als dreißig Millionen Euro zu haben sein wird. Haben die beiden Chefturtler von CDU und WNK das Finanzdesaster um den Bau der Pestalozzischule nur verdrängt oder schon vergessen? Vergessen und Verdrängen scheinen Kernkompetenzen für Kommunalpolitiker zu sein. Wenn richtig ist, was die SPD in einer Stellungnahme formuliert, daß nämlich der Ausbau bestehender Schulgebäude für die Hälfte, nämlich etwa fünfzehn Millionen Euro zu haben wäre, dann kann man den Vorstoß der konservativen Anführer nur als Augenwischerei bezeichnen. Sparen, Haushaltsdisziplin, Haushaltssicherung, die Tugenden der schwäbische Hausfrau, das alles zählt auf einmal nicht mehr. Wer sich öffentlich zu Wort meldet und Abriß und Neubau fordert, ohne der Öffentlichkeit auch nur eine Zahl zu präsentieren, ist politisch nicht mehr ernst zu nehmen. Die Stadt muß an allen Ecken und Enden sparen und CDU und WNK geben mal so eben locker dreißig Millionen Euro aus. Nicht ihre, unsere. Das verstehe, wer will.

Das Augenmaß der Einäugigen

Normal ist bei Menschen die Vielfalt, normal sind die Unterschiede, das jeweilige Anderssein. Jeder Mensch muß in seiner Individualität und Einzigartigkeit von der Gesellschaft akzeptiert werden  und die Möglichkeit haben, in vollem Umfang am Gemeinwesen teilzuhaben und teilzunehmen, unabhängig davon, wie normal oder unnormal, wie behindert oder nichtbehindert, wie angepaßt oder wie auffällig der Einzelne auch sein mag. Das ist das Leitbild der Inklusion. Inklusion bedeutet Einschluss, Beinhaltung, Dabeisein und ist mithin das Gegenteil vom Ausschluß, von separierenden, segregierenden, stigmatisierenden oder selektierenden und auseinanderdividierenden Verfahren. Eine inclusive Pädagogik geht vom Grundsatz der Wertschätzung von Vielfalt aus, von Unterschiedlichkeit, Individualität. Befürworter der Inklusion betrachten Heterogenität, Unterschiedlichkeit, Andersartigkeit als normale, reguläre Gegebenheit. Inklusion ist also mehr als nur pädagogische Methode, pädagogische Theorie. Inklusion ist ein gesellschaftliches Leitbild, das Menschen nicht aussondert, vor allem etwa, weil sie körperlich, mental oder geistig behindert sind, aber auch krank, alt oder fremd, einfach anders. Die WNK UWG hat offenbar von diesem Leitbild noch nicht viel gehört oder viel verstanden. Sie fordert in einem Positionspapier “Inklusion mit Augenmaß”. Augenmaß ist ein beliebtes Bild, wenn man auf einen Ermessensspielraum Wert legt, wenn man keine grundlegenden Veränderungen zulassen, wenn man sich vor der Radikalität von Entscheidungen schützen möchte. Das Augenmaß der WNK UWG suggeriert Umsichtigkeit, meint im Kern aber die Bewahrung des Bewährten und wendet sich gegen Veränderungen. In ihrer Mitteilung vom siebten Oktober schreibt sie: “Die WNK UWG unterstützt nachdrücklich alle Ansätze, die Situation behinderter Menschen zu verbessern und das Zusammenleben von behinderten und nicht behinderten Menschen soweit als möglich zu verzahnen.” Soweit als möglich? Die Teilhabe an Bildung und Erziehung darf nicht wegen einer Behinderung eingeschränkt werden.  Allen Menschen steht das gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale Teilhabe ungeachtet ihrer persönlichen Lebensumstände oder ihrer Unterstützungsbedürfnisse zu. An dieser Stelle gibt es kein Augenmaß, keinen Spielraum, kein kleinlich-realitätsbezogenes Geschacher. Allen heißt allen. Ohne jede Beschränkung. Die scheinheilige Formulierung “soweit als möglich” kann nur bedeuten, daß schlechte Praxis, unzureichende Realitäten, eine behindertenunfreundliche Wirklichkeit nicht radikal in Frage gestellt werden sollen. Zu verzahnen? Hier soll nichts verzahnt werden. Schon gar kein Zusammenleben. Behinderten stehen die gleichen Rechte zu. Mehr nicht und nicht weniger. Basta. Das ist nicht interpretierbar zugunsten einer schlechten Realität. Die aber will die WNK offenbar nicht ändern, denn im nächsten Satz schon heißt es: “Dies muss allerdings mit Augenmaß und Blick für die Realitäten erfolgen.” Hier haben wir sie: die übermächtige Realität. Die Wirklichkeit, an der Veränderungen nicht vorzunehmen sind, wenn wir den Inklusionsspezialisten der CDU-Abspaltungen WNK und UWG folgen wollen. Welchen Blick auf welche Realitäten sollen wir werfen? Einen auf die Realitäten eines behinderten Lebens? Auf die Barrieren im öffentlichen Raum? Auf mangelnde Förderung Behinderter? Auf die Realität der Anpassung an nichtbehindertes Leben, des Funktionieren-Müssens? Nein, nichts Genaues oder Erhellendes ist von der WNK zu lesen. Nur der Verweis auf die übermächtige Realität. Wo kann schnell etwas geändert werden? Wo muß auf Dauer etwas verbessert werden? Was gehört abgeschafft? Was angeschafft? Fragen über Fragen. “Seit März 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft und Brüssel, Berlin und Düsseldorf arbeiten mit viel Akribie, Theorie und Papier an der Ausarbeitung der Details, Verordnungen, Richtlinien und Pläne hierzu.” In der Tat. Die Konvention ist schon seit mehr als drei Jahren in Kraft. Und getan hat sich noch nicht sonderlich viel. Auch die WNK hat ja bislang noch kein Sterbenswörtchen zur Inklusion veröffentlicht. Geschweige denn, irgendeinen praktischen, handhabbaren Vorschlag entwickelt. In Europa, im Bund und im Land arbeiten die Theoretiker. So will die WNK verstanden sein. Und in der WNK die Praktiker, die Menschen mit dem Alltagsverstand. Ansonsten hätten sich die Urheber dieses Papiers nicht zu einer solchen perfiden Formulierung verstiegen. “Das Engagement der UN in diesem Bereich muss sicherlich anerkannt und begrüßt werden. Erfreulicherweise ist die UN zumindest in diesem Bereich in der Lage, etwas zu beschließen und auf den Weg zu bringen, was man in vielen anderen ihrer Handlungsfelder nicht gerade feststellen kann.” Wenn wir schon mal dabei sind, dann bitte auch ein Kübelchen übellauniger Kritik an diversen Handlungsfeldern der Vereinten Nationen. Die WNK als Weltenrichter hat ja wirklich immer alles im Blick zu haben. Selbstgefälligkeit ist keine Tugend. So wenig wie Hybris. “Es muss auch erwähnt werden, dass die Richtlinie in allen UN-Mitgliedsstaaten gilt. In diesen weisen die Lebensbedingungen behinderter Menschen derartige Unterschiede auf, wie man sie sich größer kaum vorstellen kann. Es darf also durchaus die Frage erlaubt sein, ob Deutschland und die Industrienationen hier aktuell einen immensen Nachholbedarf haben, oder ob nicht zunächst die Priorität der Umsetzung dieser Richtlinie darin liegen sollte, die Situation behinderter Menschen in Schwellen- oder Entwicklungsländern mit Hilfe der Industriestaaten zu verbessern, bzw. mit und mit zunächst an deren Niveau heranzuführen.” Aha. Weil es anderswo auf der Welt noch schlimmer steht mit der Diskriminierung von Behinderten, können wir hier ja einstweilen getrost die Hände in den Schoß legen. Wir warten dann auf den Tag, an dem dereinst in Indien, China oder Brasilien die Lage behinderter Menschen grundlegend verbessert worden ist. Grotesk. Gibt es in der hochentwickelten und reichen Bundesrepublik etwa keinen Nachholbedarf? Keine Diskriminierung? Keinen Ausschluß Behinderter vom nichtbehinderten Alltag? Ist hier alles barrierefrei? Wenn sich ansonsten brave Kommunalpolitiker ins spätkolonialistische Geplärre verirren, liest sich das wie bei Henning Rehse und Co.. “Weiter darf nicht verschwiegen werden, dass Inklusion sich nicht nur auf die Lebensabschnitte Bildung und Erziehung, sprich Kindergärten und Schulen erstreckt, sondern auf alle Lebensbereiche und Lebenssituationen aller Altersstufen. Die Umsetzung der Inklusion stellt somit ein äußerst komplexes Thema dar.” Ach ja. Und was folgt daraus? Was muß hier am Ort geändert werden? Über Bildung und Schule hinaus? Nichts, nicht einmal eine Andeutung der WNK-Autoren. Offenbar ist das Thema Inklusion zu komplex für die WNK. “Betrachtet man den Bereich der Schule gibt es hier völlig unterschiedliche Ansätze und Meinungen: Rot-grün in NRW und im Landschaftsverband Rheinland (LVR) noch angereichert durch die FDP beispielsweise strebt untermauert von hochwissenschaftlichen Gutachten (Klemm, Preuss-Lausitz) mittelfristig die Auflösung von 85% aller Förderschulplätze an. Unsere Förderschule (Pestalozzischule) in Wermelskirchen gäbe es dann nicht mehr – eine für die WNK UWG unvorstellbare Konzeption.” Besitzstandswahrung. Darum geht es der WNK. Die Methode: Billigster Populismus. Die Pestalozzischule darf nicht sterben. Die Landesregierung, die Freidemokraten, pädagogische Experten wollen Förderschulplätze streichen. Ja und? Damit ist überhaupt kein Urteil über die hiesige Pestalozzischule gesprochen. Ob und wieviele und welche Schulen dereinst werden schließen müssen, ist überhaupt nicht ausgemacht. Es werden jedenfalls nicht alle Sonderschulen sein können. Aber Hauptsache, man macht erst einmal Wind. Wie immer: Die WNK ist lediglich als Windmaschine brauchbar. “Befragt man die Eltern behinderter Kinder, hat der Großteil von ihnen größte Vorbehalte gegen die zwangsweise ‘Inkludierung’ ihrer Kinder. Sie möchten ihren Kindern gerade die bewährte Fürsorge in den speziellen Förderschulen zukommen lassen und sie nicht zu Versuchskaninchen ideologie- und theoriebefeuerter Konzepte und Politiker machen.” Hat die WNK nun die Eltern behinderter Kinder befragt? Hier in Wermelskirchen? Hat die WNK diesen Eltern ein geprüftes, strukturiertes Inklusionskonzept vorgestellt bei der Befragung? Hat sich die WNK mit pädagogischen Experten und Schulfachleuten verständigt? Natürlich nicht. Alles bloß heiße Luft. Viel Wind um Nichts. Die heiße Luft wird mit den gängigen Vokabeln befeuert. Da ist dann von der zwangsweisen Inkludierung die Rede, von der bewährten Fürsorge, von den Kindern als Versuchskaninchen oder von den ideologie- und theoriebefeuerten Konzepten und Politikern. Inklusion ist Zwang. Der Ausschluß behinderter Kinder wird zur bewährten Fürsorge. Die unschuldigen Kinder werden zu Versuchskaninchen. Und Schuld sind natürlich Konzepte und Politiker, die sich von durchdachten Theorien leiten lassen. Welch ein Glück, daß wir hier die Praktiker aus den Niederungen der Kommunalpolitik haben. Abenteuerlicher Populismus paart sich bei der WNK mit billiger Theoriefeindlichkeit und vergorener Ideologie von gestern. Mehr ist das Ganze nicht. Mal wieder die Linie der WNK. Laut plärren. Als Erster. Mehr nicht. “Für die WNK UWG haben das Wohl des Kindes und der Elternwille oberste Priorität!” Nicht nur für die EX-CDUler. Das sind Grundrechte. Die stehen so im Grundgesetz dieser Republik. Das Wohl des Kindes und der Elternwille sind keineswegs mit den Exclusivrechten der WNK ausgezeichnet. Populistisches Gebrabbel. “Auch der Aspekt der Finanzierung darf nicht vergessen werden: Nicht umsonst wartet man seit Jahren auf konkrete Pläne, Gesetze, Verordnungen, Richtlinien des Landes zur Inklusion – und dies aus gutem Grund. In der Landesverfassung NRW ist das Prinzip der Konnexität verankert. Es bedeutet einfach ausgedrückt, dass, wenn das Land den Kommunen Aufgaben vorschreibt, es die dafür notwendigen Finanzmittel zu Verfügung stellen muss; ein Grundsatz der seit Jahren bei vielen Themen nicht eingehalten wird und der Hauptgrund dafür ist, dass die meisten Kommunen, so auch Wermelskirchen pleite sind. Somit müssen Aktivitäten zur Inklusion auch unter dem Vorbehalt der Finanzierung durch die Gesetzgeber stehen. Alle vorgenannten Aspekte müssen nach Meinung der WNK UWG berücksichtigt werden, wenn in Gremien, Ausschüssen und Rat sich ernsthaft und mit Augenmaß mit dem Thema Inklusion beschäftigt wird.” Da ist es, das Hauptanliegen der WNK: der Finanzierungsvorbehalt. Die Stadt ist pleite und also gibt es keine Inklusion. Es soll alles bleiben, wie es ist. Das ganze Geschwurbel über UN und Berlin und Düsseldorf und Theoretiker und Elternwille und Ideologie und Komplexität hat nur einen Zweck: Wir wollen nichts ändern, die Welt ist schön, wie sie ist. Wir beginnen mit dem Nachdenken erst, wenn Bangladesh barrierefrei ist. “Für die Fraktion WNK UWG FREIE WÄHLER: Norbert Kellner,  Schulpolitischer Sprecher, Stefan Kind,  Sozialpolitischer Sprecher, Claudia Schadt,  Jugendpolitische Sprecherin.” Ein echtes Expertenpapier.