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Die Schläferin aus Klagenfurt

(…) so verlangt die Entschlüsselung Larissa Marolts eine ähnlich unkonventionelle Denkweise. Eine Denkweise, die heute womöglich noch abgründig erscheinen mag, deren Richtigkeit die Geschichte jedoch unter Beweis stellen wird. Versucht man nämlich dem Phänomen des österreichischen (Ex-)Models auf den Grund zu gehen, greift der lapidare Vergleich mit ihren ähnlich obskur erscheinenden Vorgängern – Daniel Küblböck, Georgina Fleur oder Sarah Knappik – bei weitem zu kurz. Er unterschlägt nämlich, dass Larissa, medientheoretisch gesehen, eine völlig neue Qualität verkörpert. Wo andere Querulanten lediglich den millieutypischen Mix aus Hysterie und Eitelkeit, gepaart mit der notwendigen Differenz von Fremd- und Selbstwahrnehmung versprühten, legt sie eine Dynamik der permanenten Eskalation an den Tag, die mit dem Verdacht der bloßen Selbstinszenierung nicht vollständig erfasst werden kann. Dafür ist ihre Formatkompatibilität einfach zu perfekt. Diese virtuose Mischung aus Arroganz und Weinerlichkeit, Dreistigkeit und Hilfsbedürfnis, lethargischem Verlierertum und manischen Aktivismus, Stumpfheit und Schläue, die Kombination aus Bartleby (I prefer not to) und Medea (Bin ich vielleicht angepisst), ruraler Bodenständigkeit („Zum Glück bin ich am See aufgewachsen“) und urbaner Freshness („Ich komme gerade aus New York“), es passt einfach zu gut. Und, come on: Auf die Idee, eine Dschungelprüfung zu unterbrechen, um den als Requisite postierten Champagner zu köpfen, darauf kommt doch keiner! Eine Kärtnerin von diesem Format, das hätte sich nicht mal Thomas Bernhard ausdenken können. (…) Deshalb kann die einzig sinnvolle Erklärung dieses Phänomens darin bestehen, dass es sich bei Larissa um eine langfristig angelegte Verschwörung des Privatfernsehens handelt, eine Schläferin, eine blonde Witwe im Auftrag von RTL. Vermutlich bereits in frühster Kindheit als Zielobjekt auserkoren, wurde sie, zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach, fern der Zivilisation, Klagenfurt (sic!), in diversen Trainingscamps für den finalen Einsatz ausgebildet. Künstlich zur C-Prominenz aufgebaut, schleicht sie unter den wachsamen Augen des Kölner Hauptquartiers zunächst – relativ – unauffällig den Boulevard of Broken Dreams entlang, um sich punktgenau für den australischen Urwald zu qualifizieren. Und dann lässt man die Bombe platzen. Der agent provocateur hysterisiert die Massen, der Plan ist aufgegangen. Bazinga! Dafür sprechen zumindest alle Indizien. Also jetzt mal ernsthaft, oder was? (Nils Markward, Die Ursache. Eine Andeutung. Dschungelcamp. Warum das Dschungelcamp wie Fußball ist und was Larissa und Lenin gemeinsam haben. Also quasi., in: Der Freitag)

 

Ei, Ei, Ei

Andrea Verpoorten? Stimmt, muß man nicht kennen. Bis jetzt. Andrea Verpoorten ist medienpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion. Und in dieser Rolle hat sie nun den WDR aufgefordert, dafür zu sorgen, daß die WDR-Jugendhörfunkwelle EINS LIVE auf jeden Fall auch die Siegertitel der RTL-Serie “Deutschland sucht den Superstar (DSDS)” sendet. Mit dem Programm- und Informationsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders sei ein ‘Boykott’ bestimmter Musikformen jedenfalls nicht zu vereinbaren. Ei, Ei, Ei Verpoorten, kann man da nur sagen, es ist ganz gewiß nicht die Aufgabe der durch Gebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, auch wirklich jeden Scheiß zu senden. Dafür hält sich die Gesellschaft eigentlich den privaten Rundfunk. Das kommt davon, wenn man Eierlikör im Überfluß hat.