Schlagwort: Heiner Geißler

Widerstand

Die Kirchen müssten Widerstand leisten gegen die Mächtigen dieser Erde. In der Welt des Kapitalismus, der Investmentbanker, einer gigantischen Finanzindustrie mit ihren gesellschaftlichen Leitbildern Egoismus, Gier, Geiz, Erfolg, Dividende, Konsum, Rang und Titel ist Jesus eine totale Provokation und die Verkörperung von Menschlichkeit und Barmherzigkeit. Den Menschen zu helfen geht nur mit Streit, Auseinandersetzung, Kampf. Stattdessen preisen die Kirchen Gott und blasen die Posaune von den Türmen ihrer leeren Kirchen.

Heiner Geißler, “Mich packt der Zorn”. Interview mit Merle Schmalenbach, in: Zeit Online, Nummer Vierzehn aus Zweitausendsiebzehn, einunddreißigster März Zweitausendundsiebzehn

Gesichtslos

Heute wirkt jeder Versuch, ein konservatives Profil der Partei zu schärfen, seltsam aus der Zeit gefallen. (…) Nein, diese CDU gibt es nicht mehr. Und das deutsche Bürgertum, das sie einst getragen hat, auch nicht. Die Furchtsamen und Zornigen unter den deutschen Bürgern finden sich bei der AfD wieder oder sie gehen gar nicht mehr wählen. Fröhliche Bürger aber wählen die Grünen. Es gibt eine neue bürgerliche Normalverteilung im Land, und darin spielt die CDU eine andere Rolle als früher. Angela Merkel hat vermutlich noch das Beste daraus gemacht, als sie sich an Heiner Geißler hielt, den einflussreichsten Denker der Union. Er warnte vor Jahren: „Wer nach rechts rückt, wird links regiert.“ Der Preis: Unter Merkel wurde die Union zur gesichtslosen Partei der Mitte.

Jakob Augstein, Mission Merkel erfüllt! CDU: Was die SPD bereits hinter sich hat, steht der Union noch bevor: der Abstieg aus der Liga der Volksparteien, in: Der Freitag, Vierundzwanzig aus Zweitausendfünfzehn

Das Leben vor dem Tod

Es gibt heute Folter in 126 Staaten, jede Woche verhungern auf der Welt 250 000 Kinder. In den Kirchen wird mit viel liturgischem Brimborium Gott in Psalmen und Liedern gepriesen, während die Menschen mit einer ganz anderen Realität konfrontiert sind: Sie haben Bauspeicheldrüsenkrebs, oder ein Tsunami kommt, oder sie werden ermordet, oder der Islamische Staat verbrennt Leute bei lebendigem Leib. Übrigens ist das weniger schlimm, als was zu Luthers Zeiten auf dem Scheiterhaufen passiert ist. Damals haben sie die Leute an einen Pfahl gefesselt und das Holz ringsum angezündet. Die Ketzer sind langsam gestorben – und ihre Mörder haben gleichzeitig Lobe den Herren gesungen. (…) Aber die Kirchen sollten ehrlich sein und sagen: Wir wissen nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, aber wir hoffen darauf, und wer nicht an Gott glauben kann, ist kein Sünder, der muss was anderes tun. Franziskus sagte in seiner ersten Pressekonferenz an die Adresse der Atheisten: »Tut etwas Gutes, dann haben wir etwas Gemeinsames.« Also all das zu tun, was Gott offensichtlich nicht tut, aber tun müsste, wenn es ihn gäbe: Schmerzen und Armut beseitigen, Diktatoren bekämpfen, Folterer bestrafen. Auch die Theologie der Befreiung ist die Verwirklichung des Evangeliums, die Botschaft von Jesus, die Luther verschwiegen hat.

Heiner Geißler, nunmehr fünfundachtzig Jahre alt und seinerzeit Generalsekretär, also Lautsprecher seiner Partei, der Christlich Demokratischen Union, in einem bemerkenswerten Interview mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung, Ausgabe Zweiundzwanzig / Zweitausendfünfhundert.

Heidewitzka

Heidewitzka, Herr Kapitän… Noch sind die tollen Tage voll im Gang. Auch in der FDP. Burkhard Hirsch, der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete und NRW-Innenminister, hat den FDP-Parteivorsitzenden (Guy D’Eau) scharf kritisiert. Westerwelle habe mit seinem Vorstoß nach dem Verfassungsgerichtsurteil zu Hartz IV unrecht. “Es stünde den Liberalen gut an, das Urteil zu begrüßen und klar zu sagen, dass soziale Verantwortung nicht als Nebenprodukt einer guten Wirtschaftspolitik vom Himmel fällt. “Zu einer wirklich liberalen Gesellschaft gehöre soziale Verwantwortung, “sonst wäre sie mörderisch.” Und Gerhard Baum, einst FDP-Bundesinnenminister, fragt sich, ob Westerwelles Äußerungen über Hartz-IV-Empfänger “dem sozialen Frieden dienen, so wichtig es auch ist, die Begehrlichkeiten auf den Sozialstaat in Grenzen zu halten.” Tolle Tage. Und in Hokeys Blog wird Heiner Geißler korrigiert: Maulesel müsse man den Außenminister nennen.

Fundstück aus dem Videotext

Gestern Abend, Olympiaberichterstattung der ARD. Im Videotext die Meldung, Heiner Geißler habe laut “Die Welt” zum Wüten des Außenministers Westerwelle gegen anstrengungslosen Wohlstand gesagt: “Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat. Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußenminister geworden.” Gut gegeben.