Schlagwort: Gundhild Tillmanns

Anregung

Schön. Frau Tillmanns von der Bergischen Morgenpost liest hier noch. Nur drei Tage, nachdem ich auf die teils verschnarchten Internetpräsenzen einzelner Wermelskirchener Parteien hingewiesen habe, namentlich Büfo oder Linke, erscheint heute ein Artikel in der Morgenpost, der sich der Selbstdarstellung der hiesigen Parteien im Netz widmet. Gut so. Ich bin gerne Anreger.

Subbotnik

Ich kann mich dunkel an eine Losung in der DDR erinnern: “Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!” Das war, wie ich eben nachgelesen habe, eine der größten Aktionen der Nationalen Front der DDR, quasi eine staatlich gelenkte Bürgerinitiative in Form eines sozialistischen Wettbewerbs, und hatte die Verbesserung des Wohnumfeldes zum Ziel. Die DDR-Bürger waren aufgerufen, in ihrer Freizeit und an Wochenenden unentgeltliche Arbeitsleistungen vor allem bei der Verschönerung ihrer unmittelbaren Umgebung zu erbringen. Auf gut russisch: Subbotnik. Meist beteiligte man sich im Rahmen von Haus-, Wohngebiets- oder Dorfgemeinschaften, örtlichen Organisationen, Sport- oder Arbeitskollektiven. Erfolgreiche Städte und Gemeinden wurden sogar mit Urkunden, Medaillen und Geldprämien ausgezeichnet. Warum ich das jetzt schreibe? Weil ich gerade in der Bergischen Morgenpost gelesen habe, daß der Verkehrs- und Verschönerungsvereinen Stadt, Dhünn und Dabringhausen, der  Sauerländische Gebirgsverein und die Stadtverwaltung die 38. Aktion “Wermelskirchen putzmunter, saubere Stadt” ausgerufen haben. Am Samstag, dem  24. März, werden sich also wieder viele Helfer am großen Frühjahrsputz in der Innenstadt und anderen Stadtteilen beteiligen. “Doch diesmal”, so schreibt Gundhild Tillmanns in der Morgenpost,  “steht die Aktion unter einem besonders brisanten Vorzeichen: Das bürgerschaftliche Engagement, sich selbst auch aktiv um eine saubere und schöne Umgebung zu kümmern, soll und muss angesichts leerer kommunaler Kassen Schule machen.” Manfred Schmitz Mohr, VVV-Vorsitzender und Büfo-Ratsherr, wird mit den Worten zitiert, daß “noch nicht alle begriffen (haben), dass wir bei dem hohen Verschuldungstand unserer Stadt alle wieder selbst mit anpacken müssen. (…) Ich hoffe aber, dass unsere Aktion Schule macht.” Hat sie schon, Schule gemacht. WNKUWG, SPD, CDU und Grüne werden sich am “Putzmunter-Tag”, den Henning Rehse von der WNK ausgerufen hat, einem gemeinschaftlichen Unkrautjäten auf dem Rathaus-Vorplatz, beteiligen. In der Morgenpost heißt es: “Abgelehnt haben laut Rehse aber Büfo und FDP. Die Begründung: Etliche Büfo-Mitglieder seien an dem Tag bereits in den Verschönerungsvereinen engagiert, teilt Peter Scheben mit. Außerdem halte er das Arbeiten hinter dem Sperrzaun am Rathaus nicht für sinnvoll: ‘Der Bürgermeister dürfte so etwas gar nicht genehmigen’, schreibt Scheben.” Die FDP aber, vom neuen “Wir-Gefühl” beseelt, wie es neulich auf ihrem Parteitag in Wermelskirchen hieß, und in Ihrer “Durchstartphase”, hat andere Termine und beteiligt sich nicht am von Gundhild Tillmanns zu Recht beschworenen “bürgerschaftlichen Engagement”. Die WNK habe doch” genug Beute-Liberale für die Aktion”. Mit dieser Antwort soll die FDP Henning Rehse abgefertigt haben haben. Der liberale “Seitenhieb”, wie Frau Tillmanns schrieb – es ist wohl eher ein veritabler Arschtritt – , zielt auf den Parteiübertritt der einstigen Führungsmitglieder Anja und Werner Güntermann aus der FDP in die WNK. WNK und FDP werden wohl doch nicht mehr wirklich Freunde fürs Leben. Naja, die Republik wird bald nicht mehr von der FDP (mit)regiert, da wird man es ertragen können, wenn die FDP auch beim Subbotnik “Stadtentrümpelung” schon kneift. Wir-Gefühl hin, Wir-Gefühl her. Apropos Subbotnik: Von der DDR lernen, heißt siegen lernen, oder?

Unke und Stunk

Huch! Was man mit einem kleinen, einem winzigen Sätzchen so anrichten kann. Da hatte ich doch, als ich neulich das Bild der örtlichen FDP auf dem Dabringhauser Karnevalszug veröffentlicht hatte, die folgenden neun Worte eingefügt: Die Wermelskirchener FDP braucht einen Rettungsschirm. Das verstehe ich. Und schon gibt es Stunk. In der Bergischen Morgenpost von heute schreibt Gundhild Tillmanns, ohne ihren Lesern allerdings anzugeben, wo sie meinen Blog finden können, leider: “Auf Ortsebene ist die FDP mit ihrem Auftreten auf dem Rosenmontagszug in Dabringhausen neue Wege gegangen. Und schon erntet sie Häme: ‘Die Wermelskirchener FDP braucht einen Rettungsschirm’, schreibt der Wermelskirchener Wolfgang Horn jetzt in seinem Internet-Blog. Tatsächlich hatte die FDP den ‘(finanziellen) Rettungsschirm für Wermelskirchen’ auf dem Karnevalszug thematisiert. Und der designierte Partei-Chef Horst Walter Schenk verwahrt sich denn auch gegen die Darstellung von Wolfgang Horn: ‘Die FDP Wermelskirchen braucht keinen Rettungsschirm!”‘, betont Schenk im Gespräch mit der BM.” Mann, Mann, ihr blau-gelben Spaßbremsen. Macht doch keinen Stunk aus Karnevalsunke. (Ein schönes altes Wörtchen im übrigen, Unke. Es meint nicht nur die Kröte, sondern auch Schwarzseherei. Nicht mal Blau-Gelb-Seherei:) Et es, et wor doch Fasteloovend. Und wer antritt mit der launigen Formel vom “Rettungsschirm für Wermelskirchen”, der darf sich nicht so protestantisch-unkarnevalistisch anstellen und sogar “verwahren” wie der designierte FDP-Vorsitzende Schenk, wenn man ihm das Motto vom “Rettungsschirm für die FDP” entgegenhält. Das ist alles andere als Häme, Frau Tillmanns. Bestenfalls Spott. Wobei auch Häme, also Schadenfreude, eine große Rolle spielt im rheinischen Karneval. Was soll eigentlich der Ex-Bundespräsident sagen? “Wir brauchen einen Rettungsschirm für Wermelskirchen.” So. Das ist jetzt die korrekte Wiedergabe des Textes auf dem Mottowagen der Wermelskirchener FDP. Das kann zudem jeder Besucher meines kleinen Blögchens lesen, das Bild ist nämlich ausreichend groß. Nur mit dicken blau-gelben Pads auf den Augen wird man an dieser Aufgabe scheitern. Damit müßte den blau-gelben Stunkern jetzt genug Genugtuung beschieden sein. Aber wenn ich mich dann entscheiden müßte, hielte ich einen Rettungsschirm für die FDP dennoch für angebrachter als einen für unsere Stadt. Die wird auch noch bestehen, wenn die FDP längst das Zeitliche gesegnet hat.  Im übrigen: Die blau-gelben Funker hätten hier doch schon längst kommentieren können. Aber vermutlich lesen die hier nicht. Frau Tillmanns aber riskiert offenbar immer mal wieder einen Blick in dieses kleine Meisterwerk, obwohl doch die Wogen der Kommunalpolitik schon länger nicht mehr so hoch schwappen. Chapeau. Und Dank für die Treue. Sie haben doch meine Telefonnummer und können  mich erreichen. Mit Ihnen und den Herren Schenk und Manderla hätte ich nämlich auch gerne gesprochen, wenn eine Veröffentlichung über Themen meines Blog in der Lokalpresse geplant ist.

Nachtrag (18:06 Uhr): Sieh an, Sieh an! Die Bergische Morgenpost hat dann doch einen Link gesetzt zu diesem kleinen Blog. Danke.

“Unser” Christian

“Unser Christian” heiratet. Diese Formulierung samt Possessivpronomen hat die Lokaljournalistin Gundhild Tillmanns in ihrem Beitrag in der Bergischen Morgenpost  verwendet. Es geht um den aus Wermelskirchen stammenden Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, der in dieser Woche von seinem Freund, Bürgermeister Eric Weik, mit der Journalistin Dagmar Rosenfeld vermählt wird. Christian ist fortan also “unser” aller Christian. Gundhild Tillmanns Begeisterung über dieses gesellschaftliche Großereignis ist mit Händen zu greifen: Ein Heiratsantrag auf einer Serviette in einem Restaurant auf Fuerteventura, das Traugespräch mit dem Bürgermeister, die vorgezogene Hochzeitsreise auf der “Queen Mary”. Die Morgenpost schlüpft in die Rolle der örtlichen “yellow Press”. Selbst vor einer weiteren Peinlichkeit scheut das Wermelskirchener Gesellschaftsblatt nicht zurück: “Ob Lindner und Rosenfeld wie weiland in dem Kino-Film ‘Untergang der Titanic’ in memoriam Leonardo DiCaprio und Kate Winslet die berühmte Liebesszene am Schiffsbug nachgespielt haben, ist nicht überliefert.” Originalton Tillmanns. Im Gesellschaftsblatt assoziiert man mit dem Untergang der Titanic Winslet und DiCaprio. Im seriösen Journalismus wohl eher den Niedergang der Partei Christian Lindners. Einerlei. Christian Lindner heiratet. Gut so.  Eric Weik traut. Gut so. Alles kein Grund für mediokre Schmachtfetzen in der lokalen Presse. “Unser” Christian wird Christian Lindner bleiben – für Werner Güntermann, Heinz Jürgen Manderla, Patrick Engels, für die Mitglieder und Freunde der FDP. Für alle anderen bleibt er Christian Lindner, ohne “unser”. Ich gratuliere dem Brautpaar und wünsche beiden ein Fest, an das sie noch lange denken werden. Möglichst ohne Lokaljournalisten.

Zitieren will gelernt sein

Gestern Morgen, auf der Autobahn zwischen Burscheid und Leverkusen, im Stau. Das Handy klingelt. Frau Tillmanns ruft mich an, von der Bergischen Morgenpost. Sie lese ja immer noch regelmäßig meinen Blog und auch das, was ich beispielsweise im Blog von Petra Weber geschrieben hatte zum Thema Polizeistation in Wermelskirchen. Das freue mich, antwortete ich. Ob sie, fragt Frau Tillmanns mich, zitieren dürfe, was ich so zu diesem Thema geschrieben hätte? Na klar, das dürfe sie. Mein Blog ist öffentlich, der Blog “Petraswelt” auch. Und heute Morgen die Überraschung: Im Artikel der Bergischen Morgenpost mutiere ich zum langjährigen SPD-Mitglied. Frau Tillmanns hätte nur ihren eigenen Artikel aus dem August letzten Jahres korrekt abschreiben müssen, um entscheidende Fehler zu vermeiden. Damals wurde ich noch als langjähriges Mitglied der DKP bezeichnet, was zwar richtig war, aber auch damals schon Jahrzehnte her. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war ich kein Mitglied irgendeiner Partei. Ich bin also nicht aus Politikverdrossenheit ausgetreten, wie Frau Tillmanns schreibt, ich war niemals drin, in der SPD. Mitglied der SPD, Gastmitglied wohlgemerkt, bin ich seit der vergangenen Bundestagswahl. Also erst seit etwa einem Jahr. Und also auch nicht seit der Kommunalwahl, wie Frau Tillmanns fälschlicherweise schreibt. Auch das aber hätte sie aus ihren eigenen Artikeln korrekt zitieren können. In einem Kommentar auf einen Beitrag von Petra Weber in ihrem Blog hatte ich geschrieben: “Nicht die Medien machen das Thema. Die Menschen sind es, denen das Thema auf den Nägeln brennt.” Im Artikel von Frau Tillmanns wird daraus: “”Das ist das Thema, das den Menschen unter den Nägeln brennt.” Also, ein Zitat ist das nicht, sondern eher eine sachlich zwar richtige, dennoch aber eine freie Wiedergabe. Am 21. Oktober habe ich hier geschrieben: “Mit feigem Schweigen, mit dem Verweis auf andere Instanzen werden Parteien den Nöten der Menschen in unserer Stadt  nicht gerecht. Sicherheit ist eines der Grundbedürfnisse der Bürger. Und wenn sie diese Sicherheit gefährdet glauben, ist es Aufgabe der Parteien, den Menschen zu erläutern, daß und inwiefern die Sicherheit gewährleistet werden kann.” In der freien Übersetzung von Frau Tillmanns wird daraus: “Nun mahnt er aber ‘seine’ SPD und nicht nur die, sondern alle Parteien vor Ort an, die jetzt seiner Meinung nach ‘dazu schweigen und ignorieren, was die Menschen da draußen umtreibt’: Und das seien nun mal das Sicherheitsbedürfnis der Menschen und die Angst vor der geplanten Schließung der Polizeiwache. “Das ist das Thema, das den Menschen unter den Nägeln brennt”, beobachtet Horn.” Und wiederum: Kein Zitat, eine freie Übersetzung. Inhaltlich nicht wirklich falsch, aber eben kein Zitat. Die Anführungszeichen suggerieren wörtliche Rede, sind indes freie kreative Leistung von Frau Tillmanns. Aus dem Satz: “Eine SPD, die den Qualm in der Stadt nicht sieht, nicht riecht, die versagt. Weil sie sich die Chance nimmt, mit den Bürgern über das zu sprechen, was sie umtreibt.” macht Frau Tillmanns ihren eigenen Satz und garniert ihn mit Anführungszeichen, die ein Zitat von mir deutlich machen sollen: “Es ist Qualm in der Stadt. Eine SPD, egal welche Partei, die den Qualm in der Stadt nicht sieht, nicht riecht, die versagt, weil sie sich die Chance nimmt, mit den Bürgern über das zu sprechen, was sie umtreibt”. Hat man zwischenzeitlich in der Journalistenausbildung darauf verzichtet, die Bedeutung von Anführungszeichen, von wörtlichen Zitaten zu lehren? Darf man als wörtliches Zitat kennzeichnen, was eine eher freie Übersetzung des Journalisten, der Journalistin ist? Ich bin da anderer Meinung. Ein wörtliches Zitat ist und bleibt ein wörtliches Zitat. Sätze, die so gekennzeichnet sind, müssen sich im Original auch so finden lassen. Man kann einen Originaltext aber auch raffen und zusammenfassen oder mit eigenen Worten wiedergeben. Dieses Verfahren aber hat Frau Tillmanns nicht gewählt. Aber was kann ich erwarten? Wenn Frau Tillmanns schon aus ihren eigenen Artikeln nicht korrekt zitieren kann, wie soll sie das denn dann aus fremden Texten tun? Schade. Die lokale Presse ist mir zu wichtig, um mit dem Achselzucken des Bedauerns über diese Fehlleistung hinwegzugehen.

Stuttgart 21 in Wermelskirchen?

“Stuttgart 21 auch bei uns”. Bei uns in Wermelskirchen. So eine reißerische Überschrift aus der Bergischen Morgenpost. Viel weniger reißerisch ist dann der Artikel. Unser Bürgermeister stammt aus Stuttgart und wäre er heute dort, befände er sich auf der Seite der Bahnhofsbefürworter. Das ist sein gutes Recht. Auch als schwäbischer Dellmann. Als Bürgermeister äußert er sich aber auch zum Bürgerprotest und kommt zu erstaunlichen Einsichten. Das Stuttgarter Bahnhofsprojekt sei zwar seit Jahren bekannt, “den Bürgern aber nicht ausreichend kommuniziert worden. Und das ist auch unser Problem in Wermelskirchen, vor allem bei unpopulären Entscheidungen.” “Doch Weik”, so schreibt die Morgenpost weiter, ” sieht die Verantwortung für diese weit verbreiterte (Original der Bergischen Morgenpost, W.H.) Reaktion von Bürgern auch bei der Verwaltung und der Politik: ‘Wir haben ein ganz großes Problem, unsere Themen und Entscheidungen auch zu kommunizieren. Dagegen müssen wir etwas tun.'” Gut gebrüllt, Löwe. Verquaste Verwaltungssprache, unverstehbares Politikerdeutsch, semantische Täuschungsversuche, all dies trägt nicht unwesentlich zur Entfernung von Bürgern und Politik bei. “Professionelles Know-how von PR-Agenturen”, wie Eric Weik es für wünschenswert hält, ist indes kaum eine gute Lösung. Glatt gestrichene Public- Relations-Phrasen wären nur eine weitere Form der Uneigentlichkeit, der Täuschung.  Politiker, lokale Parteien, Bürgermeister, Stadtverordnete oder Kommunalbeamte müssen wieder lernen, die Sprache der Bürger zu sprechen, die Dinge offen und einfach formuliert auf den Punkt zu bringen, sich öffentlich so zu äußern, daß man sie ohne Übersetzer zu verstehen in der Lage ist, Interessen hinter vermeintlichen Verwaltungs- oder Politikzwängen offenzulegen – kurzum: mit den Bürgern in das Gespräch auf Augenhöhe einzutreten. Das wäre schon genug. “Stuttgart 21” in Wermelskirchen? Ach iwo. Das war doch nur der Überschriftentrick von Frau Tillmanns. Und wenn schon: Ein bißchen Protest müsse die Politik gelegentlich auch mit starkem Rücken aushalten, zitiert sie den Bürgermeister. Stimmt. Und freuen sollte sich die Politik, wenn sich die Bürger einmischen, wenn sie ihre Meinung sagen, wenn sie sich Gehör verschaffen gegen Parteien, Verwaltungen oder Politiker. Denn nichts ist gesünder für die Demokratie als muntere Bürger, die sich selbstbewußt zu Wort melden. Stuttgart 21 in Wermelskirchen? Ach iwo. Schade.

Morgenpost: Sorge um die Grünen

Was ist los im Staate Wermelskirchen? Das fragt sich besorgt Gundhild Tillmanns in der heutigen Online-Ausgabe der Bergischen Morgenpost. Es geht um die Grünen. Im Hauptausschuß des Rates hatte die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jutta Paulig, wohl gegen einen von ihrer Nachfolgerin, Gisela Grangeret, eingebrachten Antrag votiert. Die Folge: Die Grünen enthielten sich bei der Abstimmung zu ihrem eigenen Antrag. Nur die SPD stimmte zu. Was sagt uns nun diese kleine Episode Wermelskirchener Kommunalpolitik? Erstens sagt sie uns, daß von Fraktionszwang bei den Grünen keine Rede sein kann. Das sieht Frau Tillmanns auch so. Und wir alle sollten es zufrieden sein. Von allen Übungen parlamentarischer Demokratie ist der Fraktionszwang die Übelste. Parlamentarier geben ihren Kopf an der Garderobe ihrer Fraktion ab und ihre eigene Meinung auf. Wie heißt es so schön in Artikel 38 unseres Grundgesetzes über die Abgeordneten: “Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.” Diese Formulierung sollte analog zum Bundestag auch für die vom Volk gewählten Vertreter in den Stadträten gelten. Insofern kann man wohl nicht kritisieren, was sich am Montag im Hauptausschuß zugetragen hat. Da gab es offenbar unterschiedliche Meinungen innerhalb einer Partei, einer Fraktion. Na und? Wir alle sollten uns wünschen, daß das der Normalfall ist. Ist er wohl auch. Nur der unheilige Fraktionszwang  vernebelt, daß es mitunter unterschiedliche, widerstreitende Auffassungen auch in politischen Parteien gibt. Selbst in den hermetischsten Parteien lassen sich abweichende Meinungen nicht verhindern. Und zweitens sagt uns diese kleine Episode Wermelskirchener Kommunalpolitik, daß dann, wenn der Fraktionszwang einmal nicht greift und Abgeordnete unabhängig von den Vorgaben ihrer Partei oder Fraktion argumentieren oder votieren, daß dann Gefahr droht. “Was sich im Hauptausschuss zeigte, spiegelt Richtungskämpfe innerhalb der Grünen wieder: Da sind die Altgedienten und politisch-Erfahrenen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite die ganz Neuen, die sich selbst nach der Kommunalwahl sofort an Partei- und Fraktionsspitze katapultiert haben”, kommentiert Gundhild Tillmanns in der Morgenpost. Was denn nun? Freiheit vom Fraktionszwang oder Richtungskampf? Da muß man sich dann schon entscheiden. Unabhängige Abgeordnete oder durchgreifende Fraktionen? Frau Tillmanns scheint mir aber nicht wirklich besorgt zu sein um die Grünen. Auch, wenn sie die Grünen-Zerreißprobe an die Wand malt. “Das kann aber die Grünen zum Zerreißen bringen – und schlimmstenfalls sogar das Regenbogen-Bündnis gleich mit. Hoffentlich siegt die Vernunft!” Aha. Zunächst hat sich Frau Tillmanns lobend an die Grünen herangeschlichen mit dem Verweis auf  die Freiheit vom Fraktionszwang. Dann aber läßt sie die Katze aus dem Sack, wenn diese Freiheit vom Fraktionszwang das Regenbogen-Bündnis in Gefahr zu bringen scheint.  Hier haben wir das eigentliche Motiv für den Kommentar von Gundhild Tillmanns: Die Mehrheit für den Bürgermeister. Nicht, daß wir uns falsch verstehen. Frau Tillmanns darf dieser Meinung sein und sich in der Presse für den Erhalt der Bürgermeisterkoalition einsetzen. Nicht aber auf Kosten der Unabhängigkeit von Abgeordneten. Man kann nicht die Freiheit vom Fraktionszwang loben, die Wahrnehmung dieser Freiheit aber als Unvernunft denunzieren. Hoffentlich siegt die Vernunft. Auch in der lokalen Presse.