Schlagwort: Bürgermeisterwahl

Zehn Tage

Zehn Tage sind sie erst her, die Bürgermeisterwahlen in Wermelskirchen. Zehn Tage. Zehn Tage Ruhe, zehn Tage keine Wahlveranstaltung, zehn Tage keine politischen Parolen, zehn Tage keine Facebookaufregungen, zehn Tage keine Schmähungen. Immerhin, zehn Tage Nachwahlfrieden. Und heute, am zehnten Tag, lese ich dann in der Morgenpost, daß die CDU – nach eigenem Bekunden – keine größeren Fehler im Wahlkampf gemacht habe, das Ergebnis auf ein paar örtliche Besonderheiten zurückzuführen sei, den “Alt-Jung-Gegensatz” der Kandidaten, und die CDU ein “Stichwahlmobilisierungsproblem” habe. Tja, das war’s dann mit dem Vorsatz, nichts mehr zu den Bürgermeisterwahlen zu schreiben. Denn ganz so einfach sollte es sich die hiesige CDU nicht machen. Die überraschende Wahl des Sozialdemokraten Rainer Bleek zum Bürgermeister im strukturkonservativen Wermelskirchen ist nämlich das größtmögliche Fiasko für die Union. Schon die zweimalige Wahl des Freidemokraten Eric Weik Zweitausendvier und Zweitausendneun war für die CDU kaum hinzunehmen. Leitet sie doch seit September Neunzehnhundertsechsundvierzig die Geschicke dieser Stadt, lediglich einmal unterbrochen von einer vierjährigen Amtszeit des Sozialdemokraten Arthur Mebus zwischen Neunzehnhundertsechsundfünfzig und Neunzehnhunderteinundsechzig. Wermelskirchen sollte nach der erfolgreichen Kommunalwahl im vergangenen Jahr endlich wieder von einem Christdemokraten geführt und repräsentiert werden. Doch dann nominierte die CDU den ehrenamtlichen Bürgermeisterstellvertreter, Stefan Leßenich. Wie man allenthalben hören konnte, zum Verdruß auch beachtlicher Kreise in der CDU selbst. Die Zweifel waren nicht zu überhören, daß es dem jungen Kandidaten an den erforderlichen Führungsqualitäten mangele. Zudem war die Kandidatur von Stefan Leßenich offenbar nicht mit den Partnern der CDU im Rat, den Grünen und dem Bürgerforum, einvernehmlich vereinbart worden. Und schließlich ging der christdemokratische Stadtverband noch eine vertragliche Vereinbarung mit der WNK unter ihrem Fraktionsvorsitzenden, Henning Rehse, zur Unterstützung des CDU-Kandidaten ein. Zur Bürgermeisterwahl hat die CDU also ein anderes Bündnis geschmiedet als nach der letzten Kommunalwahl vor einem Jahr. Man darf wohl vermuten, daß die nicht gründlich fundierte Einschätzung die wesentliche Rolle gespielt hatte, daß FDP und Bürgerforum wohl kaum einen sozialdemokratischen Kandidaten unterstützen würden und aus diesen Reihen vermutlich auch kein Kandidat den Hut in den Ring werfen könnte. Eine fatale Fehleinschätzung reiht sich an die nächste. Und dann kam Dieluweit. Marc Dieluweit aus Burg an der Wupper trat an, als Unabhängiger, mit Unterstützung von FDP und Bürgerforum. Ein Schachzug, mit dem die christdemokratischen Strategen mit einem mal ausgehebelt waren. Einen Wahlkampf zwischen einem Kandidaten der CDU und einem der SPD, so die Überzeugung, konnte die CDU nicht verlieren. Gleich, wer der Kandidat auch immer ist. Nun aber gab es einen ersten Wahlgang mit zwei bürgerlichen, einem sozialdemokratischen und einem linken Bürgermeisteranwärter. „Unerfahrenheit gepaart mit einem Schuss Naivität“ treffe auf „geschliffene Partner“, was nicht unbedingt zum Wohl der Stadt sei. So war das Bürgerforum zu vernehmen. „Was die CDU anstrebt, ist nicht gut für die Stadt und nicht gut für die Demokratie in unserem Stadtrat“. Geharnischte Kritik an den Strippenziehern in CDU und WNK, die einen unerfahrenen Kandidaten als Beute von politisch erfahrenen Obermuftis befürchtete. Eine Kritik eher an Henning Rehse als an Christian Klicki, dem jungen CDU-Stadtverbandsvorsitzenden. Und der WNK-Zampano betätigte sich in einer schäumenden Stellungnahme sogleich als Zensurenverteiler im vermeintlich bürgerlichen Lager und erinnerte das Bürgerforum mahnend daran, wie es „entstanden ist (Nämlich als Abspaltung von der CDU., W.H.) und wo Ihr Euren Standort im politischen Spektrum habt“. Mehr eine Warnung, eine Drohung. Rehse moniert, die aktuelle Position des Bürgerforums habe „mit Verlässlichkeit, Gradlinigkeit und Glaubwürdigkeit nichts zu tun“. Soweit die Tonlage im bürgerlich-zivilisierten Umgang. Henning Rehse hat heute noch nicht begriffen, daß seine Zeit als Oberzampano der Politik abgelaufen ist und sein Einfluß nach und nach schwindet. Das Bürgerforum jedenfalls, die FDP und Marc Dieluweit haben sich von den Drohgebärden nicht einschüchtern lassen. Ein Viertel der Stimmen hat Dieluweit im ersten Wahlgang aus dem Stand gewonnen. Als Newcomer, als jemand, den noch Wochen vor der Wahl in Wermelskirchen niemand kannte. Und deshalb erreichte die CDU im ersten Wahlgang auch nur etwa achtunddreißig Prozent. Ein Debakel. Und daß der Kandidat und das Bürgerforum für den zweiten Wahlgang empfahlen, Rainer Bleek die Stimme zu geben, macht vollends deutlich, daß von einem bürgerlichen Lager in dieser Stadt kaum mehr die Rede sein kann. Ich teile die Auffassung, daß es schon der verschwurbelten Taktik eines Christian Klicki bedurfte und der hemmungslos-rechtspopulistischen Polarisierung eines Henning Rehse, samt unzivilisierter Schmährhetorik in den sozialen Netzwerken, daß nach vierundfünfzig Jahren wieder ein Sozialdemokrat auf dem Bürgermeistersessel Platz nehmen wird. Insofern stimmt die Ausgangsüberlegung in der CDU, daß ein Wettstreit zwischen einem “schwarzen” und einem “roten” Kandidaten in Wermelskirchen tendenziell eher zugunsten des schwarzen Mannes entschieden wird. Wenn, ja wenn sich das “bürgerliche Lager” nicht selbst vom Spielfeld nimmt. Wegen Maßlosigkeit, wegen Überschreitung der Grenzen zu rechtspopulistischen Vereinigungen und Parteien, wegen selbstgefälliger Allmachtsphantasien, wegen eines rüpelhaft-unzivilisierten Schmähtones. Alles auch heute noch zu inspizieren bei einem Besuch in diversen Facebookgruppen, die von Henning Rehse administriert werden. Wenn sich die CDU am Ort mit einem Menschen zusammenschließt, der ganz unchristlich für die erneute strafrechtliche Verfolgung von Homosexuellen eintritt, mit einem Mann, der in “seiner” Facebookgruppe zuläßt, sogar fördert, daß ein AfD-Funktionär einen Bürgerkrieg herbeischwadroniert wegen des Zuzugs von Flüchtlingen, der Andersdenkende beleidigt und herabwürdigt, dann kann sie die Folgen, die bittere Wahlniederlage, nur aufs eigene Konto buchen und niemand anderen verantwortlich machen.

Konnotationen eines Plakattextes

Fast alle Menschen wissen, daß man mit vermeintlich positiven Formulierungen etwas Negatives über Menschen ausdrücken kann. Er hat sich stets bemüht. Sich Mühe geben, sich anstrengen, das scheint positiv zu sein. Steht ein solcher Satz jedoch in einem Arbeitgeberzeugnis, sollten alle Alarmlampen leuchten, weil nicht mehr gesagt wird, als daß der betreffende Mensch es nicht gebracht hat. Trotz allen Bemühens war er nicht in der Lage, die gesetzten Ziele zu erreichen. Nicht ausreichend war seine Leistung, mangelhaft. Dieser Gedanke an die Doppelbödigkeit von Sprache und Texten geht mir nicht aus dem Kopf, solange ich an Plakaten vorbeilaufen muß, auf denen einem Bürgermeisterkandidaten attestiert wird, er sei fleißig, bodenständig und beliebt. Fleißig. Mal ganz ehrlich: Man kann zu so manchem Politiker stehen, wie man will. Den Fleiß wird man indes kaum jemandem absprechen können. Die übergroße Mehrzahl aller Politiker auf allen Ebenen absolviert ein ungeheures Pensum an Arbeit. Fleiß ist nachgerade eine Grundeigenschaft, über die ein Politiker verfügen muß. Ohne Fleiß wird man nicht Politiker. Nirgendwo. Was also muß die Parteifreunde und Unterstützer des Bürgermeisterkandidaten dazu bewogen haben, den Fleiß des Kandidaten noch einmal besonders herauszustellen? Bodenständigkeit. Er ist nicht abgehoben, soll das signalisieren. Er ist kein Überflieger, normal geblieben. Er ist heimisch, verankert. Heißt bodenständig aber nicht auch, daß sein Horizont nicht sehr weit reicht? Nicht weiter, als die Scholle, auf der er lebt? Daß er keine Visionen pflegt, kein Intellektueller ist, nicht kompliziert denkt, einfach ist, simpel, schlicht, also bodenständig? Konnotationen sind die Nebenbedeutungen. Bodenständig meint eben auch: urwüchsig, rustikal, ungeschliffen, ungalant oder dörflich. Um nicht alle Nebenbedeutungen aufzuzeigen, die sich mit nur wenigen Mausklicks im Netz finden lassen. Was nur kann die Freunde des Bürgermeisterkandidaten dazu gebracht haben, die Bodenständigkeit des Kandidaten so zu betonen? Bürgernah. Auch solch ein Wort. Wer würde eigentlich einen bürgerfernen Kandidaten aufstellen und bewerben? Jemanden, der unfreundlich ist, unsympathisch, der Bürger und Wähler abstößt? Ein Politiker, der Bürgermeister werden will, muß auf jeden Fall die Fähigkeit haben, sich auf Menschen zubewegen zu können, mit ihnen ins Gespräch kommen zu können, eine Sprache zu führen, die die Menschen verstehen. Eine Grundvoraussetzung für ein Politikerdasein. Kurzum: Alle Eigenschaften, die auf dem Wahlplakat hervorgehoben werden, sind sozusagen die Mindestausstattung eines Politikers, der als Bürgermeister fungieren möchte. All diese Eigenschaften sind nichts Besonderes, eher das Grundgerüst, über das alle verfügen müssen, die sich Politik auf ihre Fahne geschrieben haben. Man kann dieses Plakat gewiss nicht dem Kandidaten anlasten. Der hat in diesen Tagen weiß Gott genug zu tun. Aber seinen Parteifreunden und Unterstützern muß man attestieren, daß es sich um eine doppelbödige Werbung handelt. Im Umkreis von CDU und WNK muß es doch Menschen geben, die sich ein Gefühl für Sprache und ihre Wirkung bewahrt haben und Kenntnis von Semantik besitzen.

Von Tönen und Musik

Rauer wird der Wahlkampfton in Wermelskirchen, wenn man der Bergischen Morgenpost glauben kann. Zum Beweis führt Udo Teifel eine Äußerung des CDU-Vorsitzenden, Christian Klicki, an, der es “gewöhnungsbedürftig” findet, wenn das Bürgerforum zur Wahl des Sozialdemokraten, Rainer Bleek, als Bürgermeister der Stadt Wermelskirchen aufruft. Und damit hat Christian Klicki vollkommen Recht. Es ist in der Tat gewöhnungsbedürftig, daß neben den oder über die beiden Dezernenten, die das Parteibuch der Christdemokraten in der Tasche haben, ein Bürgermeister die Stadtspitze vervollständigt, der den sozialdemokratischen Parteiausweis sein eigen nennt. Gewöhnungsbedürftig. Aber auch eine kluge Wahlentscheidung. Warum eigentlich soll selbst in einer strukturkonservativen Stadt alles nach der Pfeife einer Partei oder einiger weniger Politstrategen tanzen? Eine Mehrheit im Stadtrat von CDU, WNK samt der einzusammelnden Überläufer aus anderen Parteien und Fraktionen sowie der Rest-AfD braucht ein Gegengewicht. Vor allem dann, wenn der CDU-Bürgermeisterkandidat nicht oder noch nicht über die erforderliche Leitungskompetenz und auch politische Souveränität und Unabhängigkeit verfügt. Mehr ist eigentlich den von Udo Teifel zitierten Äußerungen von Peter Scheben vom Bürgerforum nicht zu entnehmen, der wörtlich den “Nestbau” kritisiert, in dem sich “die Herren Leßenich, Klicki, Dr. Prusa und Graef (alle CDU) und Rehse (WNKUWG) äußerst komfortabel einrichten würden, falls Leßenich zum Bürgermeister gekürt würde”. “Unerfahrenheit gepaart mit einem Schuss Naivität” treffe auf “geschliffene Partner”, was nicht unbedingt zum Wohl der Stadt sei. Wer übernehme eigentlich die Kontrolle, Leßenich oder Klicki? “Was die CDU anstrebt, ist nicht gut für die Stadt und nicht gut für die Demokratie in unserem Stadtrat”. Soweit die Stimme des Bürgerforums. Es geht um eine ausgewogene Verwaltungsspitze der Stadt, um ein Gleichgewicht, eine Balance in der Führung der Verwaltung. Es ist niemals gut, wenn nur eine Partei, nur eine politische Richtung die totale Dominanz ausübt. Durchregieren nennt man das im Politjargon. Das sollte der Wähler unter allen Umständen vermeiden. Hier in Wermelskirchen muß und darf nicht durchregiert werden. Hier muß der Konsens regieren, das gemeinsame Handeln zum Wohle aller Bürger, das Gemeinwohl, das gemeinsame Interesse aller. Insofern ist die Wahl von Rainer Bleek zum Bürgermeister zwar gewöhnungsbedürftig, aber auch die beste Wahl. Und die Entscheidung des Bürgerforums, also einer Abspaltung von der ehemals übermächtigen CDU in Wermelskirchen, zur Unterstützung des SPD-Kandidaten folgt einer strategisch klugen Überlegung. Wer vermeiden will, daß ein relativ unerfahrener junger Bürgermeister Wachs wird in den Händen erfahrener Politstrategen, von “Political Animals”, der kann nur den erfahrenen Rainer Bleek wählen, jemanden, der nicht hin- und herzuschubsen sein wird, jemanden, der keinen Anweisungen folgt, der keinen Wahlsieger oder Vertragspartner bedienen muß. Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, was gespielt wird. Der Volksmund ist klug. Noch einmal: “Was die CDU anstrebt, ist nicht gut für die Stadt und nicht gut für die Demokratie in unserem Stadtrat.” Einen derart fulminanten Satz hätte ich, das gestehe ich freimütig, nicht von den Politikern des Bürgerforums erwartet. Kein Wunder also, daß Henning Rehse von der WNK in einer schäumenden Stellungnahme das Bürgerforum mahnend daran erinnert, wie es “entstanden ist und wo Ihr Euren Standort im politischen Spektrum habt”. Eine deutliche Mahnung. Mehr eine Warnung, eine Drohung. Rehse moniert, die aktuelle Position des Bürgerforums habe “mit Verlässlichkeit, Gradlinigkeit und Glaubwürdigkeit nichts zu tun”. Der WNK-Zampano als Zensurenverteiler im vermeintlich bürgerlichen Lager. Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, was gespielt wird. Neben dem Bürgerforum verweigern auch die FDP, die Grünen und die Linken dem durchaus sympathischen Kandidaten der CDU ihre Unterstützung. Warum wohl? Weil sich die Erkenntnis mehr und mehr durchsetzt, daß die Über-Macht einer Partei oder einer Gruppierung, schlimmer noch: eines kleinen Zirkels der Macht dem Gemeinwesen nicht gut tut. Kein Wunder, daß heute in einem Facebookkommentar zu lesen ist:  “Klare Parole: Bleek wählen, Rehse verhindern!” Der Wahlkampf-Ton wird nicht rauer. Die Töne werden deutlicher, hörbarer, besser unterscheidbar. Es sind Melodien, die da gespielt werden. Die eine ist ein Marsch, von der Über-Macht, der Kontrolle in der Stadt. Die andere Melodie, eine neue Weise, kündet von Zusammenarbeit, Balance, Einvernehmlichkeit, Konsens.

Desaster

Ein Desaster. Die Wahl. Nicht einmal jeder zweite Bürger hat seine Stimme für einen der vier Bürgermeisterkandidaten in Wermelskirchen abgegeben. Ein Unglück, das heißt Desaster wörtlich, ein Unglück für die Demokratie. Mag sein, daß viele Menschen zu bräsig und zu bequem sind, manche auch zu blöd. Aber das erklärt das ganze Fiasko natürlich nicht. Die Parteien und ihre Kandidaten sprechen offenbar nicht mehr die Sprache, die Menschen mobilisieren könnte zur Teilnahme am urdemokratischen Prozess einer Wahl. Die Parteien, alle, erreichen die Bürger immer weniger. Noch vor gut einem Jahr beteiligten sich knapp mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten an der Wahl zum Kommunalparlament. Nun ist die Beteiligung um noch einmal etwa sechs Prozent eingebrochen. Ein deutliches Signal an die Parteien. Ein Warnschuß. An alle Parteien. Zuvörderst aber, das habe ich hier bereits ausgeführt, ein Warnschuss an die Partei, die über Jahrzehnte die Geschicke in dieser strukturkonservativen Stadt bestimmt hat, die CDU. Wenn man den Bürgern ein politisches Leichtgewicht als Bürgermeisterkandidaten präsentiert, einen netten, jungen Mann ohne Leitungskompetenz und politische Statur, dann ist es kaum verwunderlich, daß die CDU nicht einmal ihr Ergebnis der letzten Kommunalwahl wiederholen kann. Für Stefan Leßenich haben gestern gut fünftausendeinhundert Menschen votiert, etwa achtunddreißig Prozent der Wähler. Bei der Kommunalwahl vor einem Jahr kamen CDU und WNK gemeinsam aber auf siebentausendfünfundvierzig Stimmen, also knapp siebenundvierzig Prozent. Gestern haben sie nicht einmal drei Viertel der Stimmen einsammeln können, die vor einem Jahr noch auf die beiden konservativen Parteien entfallen waren. Fazit: Der Kandidat ist die falsche Wahl. Er überzeugt nicht einmal in den eigenen Reihen, in der eher konservativen Wählerschaft. Ein Rückschlag für die CDU und in ihrem Fahrtwind auch für die WNK. Erkennbar auch am guten Abschneiden des SPD-Kandidaten, Rainer Bleek. Viertausenfdünfhundertsechsundsechzig Menschen haben sich gestern für den Sozialdemokraten auf dem Bürgermeistersessel ausgesprochen, vierunddreißig Prozent der Wähler. Damit hat Bleek das SPD-Ergebnis der letzten Kommunalwahl, etwa zweitausendneunhundert Stimmen im Jahr Zweitausendvierzehn, um mehr als fünfzig Prozent übertroffen. Daß hier in Wermelskirchen zum ersten Mal seit gefühlt einhundert Jahren eine realistische Erwartung auf einen Sozialdemokraten an der Spitze der städtischen Verwaltung entstehen kann, zeigt das ganze Ausmaß des konservativen Desasters der gestrigen Wahl. Der erfahrene Sozialdemokrat ist die eigentliche Überraschung dieses Wahlgangs. Erfahrung schlägt Jugend, Profil Nettigkeit. Mag sein, daß das Manöver der CDU, sich der Unterstützung der WNK und ihres bisweilen in rechtspopulistische Gefilde abdriftenden  Lautsprechers, Henning Rehse, zu bedienen, um ihren Kandidaten durchzubringen, den Konservativen bei vielen Menschen Sympathien gekostet hat. Vielleicht ist auf diesen Effekt auch der erstaunliche Stimmenanteil für den unabhängigen, aber von FDP und Bürgerforum unterstützten Kandidaten, Marc Diluweit, zuruckzuführen. Als Newcomer erreichte er gestern aus dem Stand dreitausendvierhundert Stimmen. Ein Viertel der Wähler immerhin. Bei der Kommunalwahl vor Jahresfrist entfielen auf die Unterstützerparteien Büfo und FDP zusammen nur gut sechzehn Prozent. FDP und Bürgerforum sind nun nicht gerade die zwei Parteien im Rat, die beständig von sich reden machen, die unentwegt ein brilliantes Feuerwerk an Ideen und Vorschlägen zur Verbesserung des Lebens und der Kultur in Wermelskirchen abbrennen oder deren Spitzenleute als begnadete Volkstribunen in der Stadt für Furore sorgen. Und Marc Diluweit war bis zum Beginn des Wahlkampfes ein vollkommen unbeschriebenes Blatt in der Stadt. Wenn nun ein Viertel derer, die sich an der Wahl beteiligt haben, ihn gewählt haben, den Unbekannten, einen Mann, der noch keine Rolle in der Kommunalpolitik gespielt hat und der im Wahlkampf freundlich und verbindlich aufgetreten ist, aber keineswegs deutlich machen konnte, warum man ihn und nicht einen der anderen Kandidaten wählen sollte, dann deutet dies darauf hin, daß in der auch eher strukturkonservativen Anhängerschaft von FDP und der CDU-Abspaltung Bürgerforum der Kandidat der konservativen Partei nicht zu vermitteln war. Und schließlich, der Vollständigkeit halber, noch das Ergebnis des Kandidaten der Partei Die Linke: Mike Galow konnte lediglich zwei Prozent der Stimmen einsammeln. Gemessen am selbstgesteckten Ziel von fünf bis sechs Prozent eine eindeutige Niederlage. Für die Partei und den Kandidaten. Und nun? In zwei Wochen gibt es den Showdown, die Stichwahl zwischen Rainer Bleek und Stefan Leßenich. Zu hoffen bleibt, daß es den Parteien gelingen wird, mehr Menschen als gestern für die Demokratie in der Stadt zu gewinnen und zu begeistern, die Wahlbeteiligung spürbar zu verbessern. Schwer genug, kann man falsche Personalentscheidungen doch nicht mitten im Galopp, im Wahlendspurt revidieren. Zu hoffen bleibt, daß die Bürger bei der Stichwahl nicht nach Parteibuch, sondern nach erkennbarer Kompetenz und Erfahrung votieren. Wie sagt der Volksmund? Wer die Wahl hat, …

Wer die Wahl hat. Miszellen.

Ein paar Tage sind es noch, dann haben wir wieder die Wahl. Die Wahl eines Bürgermeisters steht an. Früh, früh genug, hatte der amtierende Bürgermeister, Eric Weik, bekanntgegeben, daß er nach elf Jahren im Amt nicht ein weiteres Mal antreten werde. Und also war da Zeit genug, daß sich die Parteien, zuvörderst die Partei, die schon lange mit den Hufen gescharrt hatte, die unbedingt zurück ins angestammte Bürgermeisteramt wollte, früh mit respektablen Kandidaten dem wartenden Wahlvolk präsentieren werde, damit sich dieses mit dieser so wichtigen Entscheidung beizeiten werde auseinandersetzen können. Und der Berg kreißte. Jetzt muß sich das Wahlvolk mit vier Kandidaten plagen. Fangen wir hinten an. Beim letzten Kandidaten. Zeitlich gesehen ist der letzte Kandidat der der Partei Die Linke. Mike Galow. Löblich, finde ich, daß diese Partei einen eigenen Kandidaten aufgestellt hat und sich nicht hinter ihre Chancenlosigkeit duckt. Mit einem eigenen Kandidaten wahrt sie ihre Chance, an den politischen Debatten teilzunehmen, ihre Politik zu präsentieren, ihre Partei, ihr Programm, auf sich aufmerksam zu machen. Den Bürgermeister stellen wird die Partei Die Linke in absehbarer Zeit in Wermelskirchen nicht. Und doch hat sie, haben die Linken in Wermelskirchen mehr vom Wesen der Demokratie begriffen als etwa die AfD, die als allererste Partei angekündigt hatte, mit einem eigenen Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl antreten zu wollen, und später sang- und klanglos die Segel gestrichen hatte. Auch die WNK  macht sich keine Mühe mit eigenen Kandidaten. Als Abspaltung, als Fleisch vom Fleisch der CDU will der Wahlverein wohl die Chancen der von den Christdemokraten erkorenen Bürgermeisterhoffnung nicht schmälern. Sie unterstützen Stefan Leßenich und werden hernach dem Wahlsieger ihre Rechnungen zu präsentieren wissen. Das Übliche. Stefan Leßenich. Der stellvertretende ehrenamtliche Bürgermeister soll Eric Weik nachfolgen. Die Hammerkandidatur der örtlichen Christdemokraten. Wie gesagt, der Berg kreißte. Bei einigen Gelegenheiten habe ich mir Wahlkampfauftritte angesehen. Mein erstes Urteil muß nicht revidiert werden. Der ideelle Gesamtschwiegersohn ist ganz gewiss freundlich und sehr nett und zugewandt. Ob er aber eine mittelgroße Verwaltung führen kann, bleibt für mich fraglich. Aus seiner beruflichen Vita kann man derartige Leitungsqualifikationen nicht entnehmen. Ob er über politische Statur verfügt, über politische und gesellschaftliche Visionen, kluge Leitbilder, scheint ebenfalls noch nicht ausgemacht. Womöglich reiben sich die „political animals“ im Rat schon die Hände. Rainer Bleek hat für die SPD seinen Hut in den Ring geworfen. Er hat die Wahl überhaupt erst zu einer Wahl gemacht. Denn ursprünglich, so war der SPD-Fraktionsvorsitzende im Wermelskirchener Rat nach der Erklärung von Eric Weik öffentlich zu vernehmen, hatte die SPD prüfen wollen, ob sie nicht die Kandidatur des CDU-Favoriten unterstützen werde. Rainer Bleek indes hat als Vorsitzender des sozialdemokratischen Ortsvereins das Heft des Handelns in die Hand genommen und deutlich gemacht, daß eine Entscheidung von derartiger Tragweite nicht in der Fraktion getroffen werden darf, sondern vom ganzen Ortsverein getragen werden muß. Hut ab und in den Ring damit. Ohne die Kandidatur eines sozialdemokratischen Gegenkandidaten hätten wir Bürger womöglich einen Bürgermeister per Akklamation wählen können. Gleichwohl: Ein Kandidat, der, mit all seinen Führungserfahrungen, nach nur einer Bürgermeisteramtszeit das Rentenalter erreicht haben wird, zeugt nun nicht gerade von einer zukunftsfesten Entscheidung der hiesigen Sozialdemokraten. Vertan, vertan, sprach der Hahn. Erst dieser zweite Kandidat hat auch den Dritten im Bunde noch möglich gemacht. Marc Diluweit, parteilos, tritt als unabhängiger Kandidat an, der von der FDP und dem Bürgerforum unterstützt wird. Da klingt einiges ganz interessant. Wirtschaftsanwalt mit Führungserfahrung. Aber dann. Eine große Wahlveranstaltung, eine sehr große, mit vielen unterschiedlichen Fragen an den Kandidaten. Aber: Keine einzige Antwort, die man so nicht auch von Stefan Leßenich oder Rainer Bleek hätte hören können. Mainstream. Die personifizierte Unverbindlichkeit, bloß nicht anecken, bloß keine Ecken und Kanten zeigen, bloß keine eigenes, spannendes Profil darbieten. Nein. Wirtschaftsanwalt mit Führungserfahrung, das alleine reicht nicht. Kurzum: Die Parteien bieten den Bürgern ein Personaltableau dar, das den schwierigen und komplizierten Problemen, vor denen Stadt und Bürger stehen, nicht wirklich gerecht wird. Ein netter junger Mann ohne Leitungserfahrung, ein Mann mit Führungsqualitäten, der indes die Stadt nicht lange genug wird führen können, ein Wirtschaftsanwalt, der im politischen Mainstream mitschwimmt, ohne wirklich aufzufallen, und schließlich ein linker Kandidat, der bei öffentlichen Auftritten sehr authentisch wirkt, aber bei den gegebenen politischen Verhältnissen nicht wirklich eine Chance hat. Keine Frau. Keine jüngere Frau. Keine Kandidatin mit Gegenwart und Zukunft. Keine Person, die vermittels ihrer persönlichen Eigenschaften das Lagerdenken und die Bunkermentalität der lokalen Parteien hätte überwinden können. Kein Kandidat, der erkennbar die Zukunft gestalten und meistern könnte. Schade. Die Parteien haben eine Chance vertan. Alle Parteien.

Wer die Wahl hat. Miszellen.

Ein paar Tage sind es noch, dann haben wir wieder die Wahl. Die Wahl eines Bürgermeisters steht an. Früh, früh genug, hatte der amtierende Bürgermeister, Eric Weik, bekanntgegeben, daß er nach elf Jahren im Amt nicht ein weiteres Mal antreten werde. Und also war da Zeit genug, daß sich die Parteien, zuvörderst die Partei, die schon lange mit den Hufen gescharrt hatte, die unbedingt zurück ins angestammte Bürgermeisteramt wollte, früh mit respektablen Kandidaten dem wartenden Wahlvolk präsentieren werde, damit sich dieses mit dieser so wichtigen Entscheidung beizeiten werde auseinandersetzen können. Und der Berg kreißte. Jetzt muß sich das Wahlvolk mit vier Kandidaten plagen. Fangen wir hinten an. Beim letzten Kandidaten. Zeitlich gesehen ist der letzte Kandidat der der Partei Die Linke. Löblich, finde ich, daß diese Partei einen eigenen Kandidaten aufgestellt hat und sich nicht hinter ihre Chancenlosigkeit duckt. Mit einem eigenen Kandidaten wahrt sie ihre Chance, an den politischen Debatten teilzunehmen, ihre Politik zu präsentieren, ihre Partei, ihr Programm, auf sich aufmerksam zu machen. Den Bürgermeister stellen wird die Partei Die Linke in absehbarer Zeit in Wermelskirchen nicht. Und doch hat sie, haben die Linken in Wermelskirchen mehr vom Wesen der Demokratie begriffen als etwa die AfD, die als allererste Partei angekündigt hatte, mit einem eigenen Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl antreten zu wollen, und später sang- und klanglos die Segel gestrichen hatte. Auch die WNK  macht sich keine Mühe mit eigenen Kandidaten. Als Abspaltung, als Fleisch vom Fleisch der CDU will der Wahlverein wohl die Chancen der von den Christdemokraten erkorenen Bürgermeisterhoffnung nicht schmälern. Sie unterstützen Stefan Leßenich und werden hernach dem Wahlsieger ihre Rechnungen zu präsentieren wissen. Das Übliche. Stefan Leßenich. Der stellvertretende ehrenamtliche Bürgermeister soll Eric Weik nachfolgen. Die Hammerkandidatur der örtlichen Christdemokraten. Wie gesagt, der Berg kreißte. Bei einigen Gelegenheiten habe ich mir Wahlkampfauftritte angesehen. Mein erstes Urteil muß nicht revidiert werden. Der ideale Gesamtschwiegersohn ist ganz gewiss freundlich und sehr nett und zugewandt. Ob er aber eine mittelgroße Verwaltung führen kann, bleibt für mich fraglich. Aus seiner beruflichen Vita kann man derartige Leitungsqualifikationen nicht entnehmen. Ob er über politische Statur verfügt, über politische und gesellschaftliche Visionen, kluge Leitbilder, scheint ebenfalls noch nicht ausgemacht. Womöglich reiben sich die “political animals” im Rat schon die Hände. Rainer Bleek hat für die SPD seinen Hut in den Ring geworfen. Er hat die Wahl überhaupt erst zu einer Wahl gemacht. Denn ursprünglich, so war der SPD-Fraktionsvorsitzende im Wermelskirchener Rat nach der Erklärung von Eric Weik öffentlich zu vernehmen, hatte die SPD prüfen wollen, ob sie nicht die Kandidatur des CDU-Favoriten unterstützen werde. Rainer Bleek indes hat als Vorsitzender des sozialdemokratischen Ortsvereins das Heft des Handelns in die Hand genommen und deutlich gemacht, daß eine Entscheidung von derartiger Tragweite nicht in der Fraktion getroffen werden darf, sondern vom ganzen Ortsverein getragen werden muß. Hut ab und in den Ring damit. Ohne die Kandidatur eines sozialdemokratischen Gegenkandidaten hätten wir Bürger womöglich einen Bürgermeister per Akklamation wählen können. Gleichwohl: Ein Kandidat, der, mit all seinen Führungserfahrungen, nach nur einer Bürgermeisteramtszeit das Rentenalter erreicht haben wird, zeugt nun nicht gerade von einer zukunftsfesten Entscheidung der hiesigen Sozialdemokraten. Vertan, vertan, sprach der Hahn. Erst dieser zweite Kandidat hat auch den Dritten im Bunde noch möglich gemacht. Marc Diluweit, parteilos, tritt als unabhängiger Kandidat an, der von der FDP und dem Bürgerforum unterstützt wird. Da klingt einiges ganz interessant. Wirtschaftsanwalt mit Führungserfahrung. Aber dann. Eine große Wahlveranstaltung, eine sehr große, mit vielen unterschiedlichen Fragen an den Kandidaten. Aber: Keine einzige Antwort, die man so nicht auch von Stefan Leßenich oder Rainer Bleek hätte hören können. Mainstream. Die personifizierte Unverbindlichkeit, bloß nicht anecken, bloß keine Ecken und Kanten zeigen, bloß keine eigenes, spannendes Profil darbieten. Nein. Wirtschaftsanwalt mit Führungserfahrung, das alleine reicht nicht. Kurzum: Die Parteien bieten den Bürgern ein Personaltableau dar, das den schwierigen und komplizierten Problemen, vor denen Stadt und Bürger stehen, nicht wirklich gerecht wird. Ein netter junger Mann ohne Leitungserfahrung, ein Mann mit Führungsqualitäten, der indes die Stadt nicht lange genug wird führen können, ein Wirtschaftsanwalt, der im politischen Mainstream mitschwimmt, ohne wirklich aufzufallen, und schließlich ein linker Kandidat, der bei öffentlichen Auftritten sehr authentisch wirkt, aber bei den gegebenen politischen Verhältnissen nicht wirklich eine Chance hat. Keine Frau. Keine jüngere Frau. Keine Kandidatin mit Gegenwart und Zukunft. Keine Person, die vermittels ihrer persönlichen Eigenschaften das Lagerdenken und die Bunkermentalität der lokalen Parteien hätte überwinden können. Kein Kandidat, der erkennbar die Zukunft gestalten und meistern könnte. Schade. Die Parteien haben eine Chance vertan. Alle Parteien.