Schlagwort: Anne Will

Herbstfernsehen

Mal wieder Baader-Meinhof, mal wieder RAF, mal wieder deutscher Herbst im deutschen Fernsehen. Zum wievielten Male eigentlich? Und dann: Nicht nur der Eichinger-Edel-Film nach Stefan Austs Buch, in zwei Teilen ausgestrahlt, sondern auch Anne Wills Talk mit den üblichen Verdächtigen. Book, Baum, Buback, garniert von den 68ern Stoiber und Karin Witkiewicz. Unter ihrem Künstlernamen Katja Ebstein ist letztere besser bekannt. Dem ganzen Abend konnt der geneigte Zuschauer nur folgen, den ganzen Abend nur verstehen, sofern er über erhebliches Zeitgeschichtswissen verfügt. Erklärt wurde nichts, im Film nicht, in der Runde nicht. Keine Einordnung, keine Herleitung. Geballert wurde, nicht zu knapp, im Film. Betroffen war man, nicht zu knapp, in der Runde. Um wieviel interessanter wäre ein klassischer ARD-Sonntagabend gewesen, Tatort und Politik bei Anne?

Gesundheit als Ware

Ich hadere immer noch mit der Sendung von Anne Will am vergangenen Sonntag. Es ging, mal wieder,  um das Ende des Sozialstaates. Meine Lust am Polit-Talk ist seit geraumer Zeit schon sehr gedämpft. Mein Erregungspotential entsprechend gering. Daß der FDP-Bundestagsabgeordnete, Martin Lindner,  schneidig für den Umbau des bundesdeutschen Sozialsystems zu Lasten der abhängig Beschäftigten plädierte, wen kann das derzeit wirklich im Mark erschüttern? Daß aber ein Kommunikationswissenschaftler, Norbert Bolz, die Gesundheit und das Gesundheitssystem kurzerhand zum Marktgeschehen machte, das wirkt in mir nach. Natürlich findet im Gesundheitssystem auch Marktgeschehen statt. Aber: Gesundheit ist kein Produkt, keine Ware, schonmal gar kein Luxusgut. Im Gründungsvertrag der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen von 1946 heißt es: “Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung. Die Gesundheit aller Völker ist eine Grundbedingung für den Weltfrieden und die Sicherheit; sie hängt von der engsten Zusammenarbeit der Einzelnen und der Staaten ab.” Gesundheit ist also keine Produkt des Gesundheitsmarktes, auf dem sich Wohlhabende mehr leisten können müssen als die Mehrheit der armen Schlucker. Gesundheit hat den Status eines Menschenrechts. Das vergessen die schneidigen Einschneider ins soziale Netz geflissentlich. Und eine solidarische Finanzierung des Gesundheitswesens, in die sich alle nach ihren Kräften und Vermögen einbringen, ist wesentliche Voraussetzung fürs Gelingen eines solchen Systems, nicht aber die Position der Gleichmacher, der Kopfpauschalisten.

Ein- und Ausladungen bei Anne Will

Interessant. Im Blog von Jacob Fricke ist zu lesen, daß für die gestrige Sendung von Anne Will ursprünglich Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, eingeladen war. Wie Jacob Fricke weiter schreibt, habe Sevim Dagdelen mitgeteilt, daß ihre Ausladung vom stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU Fraktion, Wolfgang Bosbach, betrieben worden sei. Auf den Internetseiten von Anne Will finde sich bis dato keine Stellungnahme. Vielleicht sind wir vom Staatsfunk weniger weit entfernt, als wir mutmaßen.

Integrationsunfähig

“Das Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift ist die Voraussetzung für Integration”, so gestern Abend der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU) in der ARD bei Anne Will. Tja, dann werden wir die vier  Millionen Analphabeten im Land wohl  als integrationsunfähig abschreiben müssen. Und wohlgemerkt, bei dieser Zahl handelt es sich überwiegend um Menschen ohne Migrationshintergrund, um Menschen deutscher Sprache.