Monat: Februar 2018

Matinda

Warum nicht mal eine kongolesischen Rumba? Matinda. Komponiert von Mermans Mosengo. Vorgetragen von der Playing-For-Change-Band live in Brasilien. Kubanische Musik in Rio, performed von Künstlern aus Afrika, Brasilien, Israel, Amerika, den Niederlanden, Japan, New Orleans, Italien, aus aller Herren und Damen Länder.

Nebel des Dauerdepressiven

Die Linken bräuchten mehr Mut zum Konzept, um zu einer glaubwürdigen Alternative zu werden. Der Zeit-Redakteur Bernd Ulrich hat dafür die schöne Formel von der „besonnenen Radikalität“ geprägt. Radikal nicht im Sinne von Krawall schlagen, sondern im Sinne von Konzepten, die über die Bescheidenheit des Klein-Klein hinausgehen. Nur so kann der Nebel des Dauerdepressiven weggeblasen werden, der über unseren Gesellschaften hängt, dieses Klima der Angst, dass der Boden unter den Füßen schwankender wird. Linke Parteien müssen Parteien der Hoffnung sein und des Optimismus.

Robert Musik, Linke Parteien in Europa. Nah bei den Leuten, fern der Macht, in: Tageszeitung vom fünfundzwanzigsten Februar Zweitausendundachtzehn

On And On

“We’re calling out to you! Everybody! We’ve got to move! We’ve been down way too long! It’s our right to right the wrong. Stand up! We all belong! … upon the hill that some lives on. Keep on strong. Keep on proud. Tell the truth! Say it loud! We’re gonna walk! We’re gonna crawl! Gonna make it … through it all. Through the fire … through the rain. Won’t stop fighting until we’re free again!”

Tollhaus

Die „Baracke“, so der nichts beschönigende Name für das SPD-Hauptquartier zu Bonner Zeiten, mutiert derzeit zum Tollhaus. Tollhaus. Bei Wikipedia erfährt man, daß Tollhaus ein spezialisiertes Krankenhaus zur Behandlung psychischer Störungen sei. Von Persönlichkeitsstörungen, Psychosen oder Störungen des Sozialverhaltens. All dies und mehr könne in einem Tollhaus behandelt werden. Der Volksmund verwendet meist das Nomen „Irrenhaus“. Ein Haus, in dem es drunter und drüber geht, in dem der eine nicht weiß, was der andere macht, denkt, beabsichtigt oder mag, ein Haus, in dem jeder jederzeit alles sagen kann und sei es auch das Gegenteil vom dem, was eben noch galt, ein Haus, dessen Insassen mit denen außerhalb des Hauses kaum mehr eine gemeinsame Erfahrung teilen und schon gar keine gemeinsame Sprache pflegen. Ein Tollhaus eben. Martin will Minister werden, obwohl er das zunächst kategorisch ausschloß. Sigmar will Minister bleiben, obwohl er öffentlich immer wieder die Floskel bemüht hat, in der Demokratie würden Ämter nur auf Zeit vergeben. Die Seeheimer zerren an allen Strippen, die man nur greifen kann. Ein Tollhaus. In einer Partei versammeln sich Menschen, um gemeinsame oder gleichgerichtete Interessen durchzusetzen, um das Land, das Gemeinwesen zu gestalten. Und die Verantwortlichen kommunizieren dies öffentlich auf eine Weise, daß möglichst viele Menschen diese Ideen teilen und politisch aktiv werden. Politik ist, so gesehen, Kommunikationskompetenz. Und diese Fähigkeit ist der gegenwärtigen Führung der SPD, quer durch alle Lager und Gruppen, offenbar vollständig und seit längerem schon abhanden gekommen. Ein Desaster. Im Tollhaus.

“Wurschtel”

Da wird mir ganz übel. Den Kurz kann ich wirklich nur bedauern, dass er sich mit dem Strache und seiner ganzen Gesellschaft ins Bett legen musste. Das ist ein schlimmes Malheur. Seid bitte froh, dass ihr die Merkel habt. Die Alternative ist schrecklich.

Lotte Tobisch im Interview mit Martin Zips, Wiener Opernball. “Der Lugner is’ a Wurschtel”, in: Süddeutsche Zeitung vom sechsten Februar Neunzehnhundertachtzehn

 

Nutellatag

Ein Tag, den die Welt nicht braucht. Nein, nicht der fünfte Februar. Den braucht die ganze Welt. Und ohne diesen Fünften wäre der Februar ja noch kürzer. Nein, was die Welt nicht braucht, außer vielleicht dem Ferrero-Konzern, ist der heutige „Welt-Nutella-Tag“. Vor elf Jahren, Zweitausendundsieben, wurde der Welttag von Sara Rosso, einem echten Nutella-Fan, ausgerufen. Die Amerikanerin aß in Italien erstmalig die dunkle und festbreiige Schokoladen-Nougat-Industriezutaten-Masse und kam hernach von dem süß-mächtigen Brotaufstrich nicht mehr los. Sie sammelte in der Folge über siebenhundert Rezepte, die alle Nutella als Zutat aufweisen. Nach anfänglichen Irritationen unterstützt mittlerweile auch der Nutellakonzern Ferrero diesen Tag. Ach ja: In Frankreich hat ein Gericht Eltern verboten, ihr Kind Nutella zu nennen. Gottlob.

Inbrunst

Gestern Abend. Der fünfundsechzigste Geburtstag eines ganz alten Freundes. Eine Geschlossene Gesellschaft in Ehren Ergrauter in einer Kölschen Eckkneipe mit Geschichte. Aber auch ein Fest wie damals, als wir noch mit blonden, brünetten oder schwarzen, jedenfalls langen Haaren unterwegs waren. Ein schönes Fest. Zu vorgerückter Stunde wurde gesungen. Lauthals. Wie damals. Wie oft bei solchen Gelegenheiten. Viele der Gäste hatten immerhin gemeinsam oder zur gleichen Zeit studiert und viele verbindet langjährige politische Arbeit. Das Liedgut? Schlager, Kölsch und Revolutionsromantik. Griechischer Wein gleichwertig neben der Partisanenhymne Bella Ciao, Yesterday neben Arsch huh – Zäng ussenander. Dazu noch Bläck Fööss-Evergreens, Katrin oder In unserem Veedel. Gesungen? Geschmettert. Mit Inbrunst. Es sollte vielleicht mehr solcher Feste geben.