Tag: 16. August 2017

“Genug ist genug”

Irgendwann ist es genug. Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass Donald Trump dem Amt des Präsidenten der USA nicht gewachsen ist, dann hat ihn der 71-Jährige am Dienstag geliefert. (…) Bei dem Auftritt vor den goldenen Aufzugtüren in seinem heimischen Trump-Tower wurde ganz deutlich: Der Präsident hat seine verharmlosenden Äußerungen zur rechten Gewalt vom Golfplatz in Bedminster genauso gemeint. (…) Nun ist Trump wieder Trump. Ein ignoranter Prolet, der argumentiert, dass unter hakenkreuzschwingenden Neo-Nazis mit Fackeln und antisemitischen Parolen auch nette, friedliebende Menschen weilen. Schlimmer noch: Indirekt legt er nahe, dass die linken Gegendemonstranten eigentlich ein bisschen Mitschuld am Tod der 32-jährigen Heather Heyer tragen, die von einem fanatischen Neo-Nazi mit dem Auto getötet wurde. (…) Eine solche Relativierung von rhetorischer Brandstiftung und fanatischer Gewalt ist unerträglich. Sie zeigt, dass Trump jeglicher moralischer Kompass und die charakterliche Eignung fehlt, ein Land wie die USA zu führen. (…) Der Mann ist besessen von sich selbst und unfähig zur menschlichen Anteilnahme, er hat sich nicht unter Kontrolle, er sprengt die amerikanische Gesellschaft – und möglicherweise nicht nur die: er besitzt den Atomkoffer. Donald Trump müsste dringend seines Amtes enthoben werden. Das wissen auch viele Republikaner. Trotzdem sagen es nur wenige offen. Man kann das Taktik nennen. Oder Opportunismus. Tatsächlich muss man der Grand Old Party mit ihren hehren konservativen Idealen etwas anderes bescheinigen, wenn sie die Dinge weiter treiben lässt: moralische Verkommenheit.

Karl Doemens, Genug ist genug – US-Präsident Trump ist seinem Amt nicht gewachsen, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom sechzehnten August Zweitausendundsiebzehn, 

Trump

Trump macht das nicht mal aus Überzeugung. Er ist kein überzeugter Nazi. (…) Er ist impulsiv, gefühlsgesteuert und vor allem dominiert von seinem übergroßen, fragilen Ego. Er ändert seine geäußerten Überzeugungen so schnell, wie sein Publikum es von ihm verlangt. (…) Er ist durchaus aufrichtiger Rassist, Sexist und Klassizist. (…) Er glaubt an die Überlegenheit des reichen, weißen Mannes, weil er eben einer ist. Sein Rassismus ist kein Produkt einer Gedankenwelt, sondern eher der Abwesenheit einer solchen. Er ist kein Männerrechtler, er brennt nicht für seinen Sexismus, er hat ihn einfach. (…) Er muss kein strammer Nazi sein, um strammen Nazis die Tür zu öffnen.

Marina Weisband, TRUMP MUSS KEIN NAZI SEIN, UND DAS IST DER PUNKT, in: http://marinaweisband.de am sechzehnten August Zweitausendsiebzehn