“Helenefischerisierung des Fußballs”

Wenn ein Eigenname ein Phänomen beschreibt, hat man es zu einiger Bedeutung gebracht: kafkaesk, hartzen oder, für Simpsons-Fans, “einen Homer bauen” wären Beispiele. Helenefischerisierung ist nun nicht unbedingt schmeichelhaft gemeint (wenn auch nicht zwangsläufig ablehnend). Es verdeutlicht aber in jedem Fall die immense Größe der Namensträgerin. Helenefischerisierung wirft man auch dem deutschen Fernsehen gelegentlich vor. Vor allem dann natürlich, wenn Helene Fischer, die man dann eher nur Helene nennt, dort moderiert oder, wie zuletzt, dem alternden Showmaster Thomas Gottschalk etwas Quotenhilfe gibt. Helenefischerisierung, das wirft man auch dem deutschen Konzertbetrieb gern vor. Dann vor allem, wenn er versucht, die Showstandards der Fischer auch anderswo zu halten. Helenefischerisierung, das ist also eine inzwischen nicht mehr sehr kreative Generalanklage – und zwar an so ziemlich alles, was man an Deutschland zu oberflächlich und zu glatt findet. Eine Art Kommerz-Mainstream-Pendant zum Vorwurf “hipstermäßig”. Viel größer geht nicht.

Jakob Biazza, Sinn und Unsinn. Nicht zu greifen, in: Sueddeutsche Zeitung vom dritten Juni Zweitausendundsiebzehn

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