Monat: Juni 2017

In guten wie in schlechten Zeiten

Für mich ist die Ehe der wunderbare Liebesbeweis von zwei Menschen, die in guten und schlechten Zeiten füreinander einstehen wollen – bis dass der Tod sie scheidet. Es geht um Treue, es geht um Beständigkeit, es geht um Verlässlichkeit, es geht um zutiefst konservative Werte. Deswegen bin ich  für die Öffnung der Ehe, nicht obwohl ich Christdemokrat bin – sondern gerade weil ich Christdemokrat bin.

Jan-Marco Luczak, Bundestagsabgeordneter der Christlich-Demokratischen Union in der heutigen Debatte des Deutschen Bundestages über den “Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts”, eher bekannt als “Ehe für alle”.

Maas, Waal, Rhein

Vier Tage nur dauerte die kleine Radtour, die ich mit Palle, meinem Sohn, und seinem Handbike entlang der Maas, der Waal und des Rheins durch Deutschland und Holland fahren durfte. Vier Tage und 268 Kilometer. Bei teils schwül-warm-schweißtreibend-unaushaltbarem Wetter, am Schluß, auf den letzten Kilometern auf der Bahntrasse von Lennep nach Wermelskirchen auch bei Nieselregen. Es ist ein Vergnügen, in Holland auf dem Rad unterwegs sein zu können, in Nimwegen beispielsweise auf einer eigenen, an die Autobrücke über den Rhein angeschraubten Fahrradbrücke den großen Fluß überqueren zu können. Eigene Ampelanlagen in größeren Städten, rot asphaltierte und also deutlich erkennbare und oft vom Autoweg getrennte Fahrradspuren, ein sehr gut ausgebautes Knotenpunktsystem zur Orientierung, spürbare Rücksicht der Automobilisten auf die Verkehrsteilnehmer ohne Knautschzone. Hierzulande leider alles noch Zunkunftsmusik. Aber Zukunftsmusik. Das alles wird sich auch hier durchsetzen. Später zwar. Aber auch Deutschland wird sich dem elektromobilen Radfahrtrend nicht entziehen können. Gut so.

Griether Password

Grieth am Rhein. Ein kleines Nest, gleich neben Kalkar. Nach knapp dreißig Kilometern legen Palle, mein Sohn, und ich ein Päuschen ein. Dreißig Kilometer Radeln, da hat man eine kleine Rast durchaus verdient. Wir sitzen draußen. Griether Markt. Ein Ehepaar, ebenfalls Radtouristen, am nächsten Tisch. Sonst nichts. Stille. Ruhe. Keine Einheimischen. Ein wenig Leben nur im Griether Hanselädchen. Milchkaffee, Wasser, Toast, alles zu haben. Sogar Internet. Unsere Handies zeigen an, das Griether Hanselädchen habe WLAN. Also flugs das Password erfragen. “Das hat mal jemand eingerichtet. Aber keiner weiß, wie das Password lautet. Wir arbeiten noch dran. Und der, der es eingerichtet hat, der ist im Moment in Afrika.” Eine Geschichte, die das Leben schrieb. Sowas kann man sich doch nicht ausdenken, oder? #daskannstedirnichtausdenken

Siebentausenddreizehn

Siebentausend. Siebentausend Kilometer auf dem Rad. Das ging jetzt schnell. Gestern auf dem Weg nach Wuppertal. So schnell, daß ich die Siebentausend sogar verpaßt habe. Der geneigte Leser muß also mit der Siebentausenddreizehn Vorlieb nehmen. Ich arbeite fortan an der Acht vorne.

“Helenefischerisierung des Fußballs”

Wenn ein Eigenname ein Phänomen beschreibt, hat man es zu einiger Bedeutung gebracht: kafkaesk, hartzen oder, für Simpsons-Fans, “einen Homer bauen” wären Beispiele. Helenefischerisierung ist nun nicht unbedingt schmeichelhaft gemeint (wenn auch nicht zwangsläufig ablehnend). Es verdeutlicht aber in jedem Fall die immense Größe der Namensträgerin. Helenefischerisierung wirft man auch dem deutschen Fernsehen gelegentlich vor. Vor allem dann natürlich, wenn Helene Fischer, die man dann eher nur Helene nennt, dort moderiert oder, wie zuletzt, dem alternden Showmaster Thomas Gottschalk etwas Quotenhilfe gibt. Helenefischerisierung, das wirft man auch dem deutschen Konzertbetrieb gern vor. Dann vor allem, wenn er versucht, die Showstandards der Fischer auch anderswo zu halten. Helenefischerisierung, das ist also eine inzwischen nicht mehr sehr kreative Generalanklage – und zwar an so ziemlich alles, was man an Deutschland zu oberflächlich und zu glatt findet. Eine Art Kommerz-Mainstream-Pendant zum Vorwurf “hipstermäßig”. Viel größer geht nicht.

Jakob Biazza, Sinn und Unsinn. Nicht zu greifen, in: Sueddeutsche Zeitung vom dritten Juni Zweitausendundsiebzehn