Monat: April 2017

Sangesbruder Özil

Auf Gaulands Boateng folgt nun Lindners Özil. Wie gestern in der WAZ zu bestaunen war. Ach wie liberal. Nein, noch ist Christian Lindner, Vorsitzender, Tausendsassa, Parteirhetoriker, Chefideologe, Notarzt, Sprecher, Wiederbeleber, Vordenker der einst liberalen Partei FDP nicht vollends an die Seite des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland gerückt. Weit aber ist es nicht mehr. Was ist nur aus der einst stolzen Partei der Baums und Flachs, der Leutheusser-Schnarrenbergs oder Hamm-Brüchers geworden?

Marxismus-Leninismus und Dope

Siebenunddreißigeinhalb Jahre sind es nun, seit mir mit freudigem Gesicht eröffnet worden war, daß sich unser Lebensmittelpunkt fortan im Bergischen befinden werde, genauer in Wermelskirchen. In den Jahren der Berufstätigkeit befand ich mich vorwiegend nachts in diesem beschaulichen Städtchen im Norden des Rheinisch-Bergischen Kreises, tagsüber mehr in Marl oder Köln oder anderswo. Heutzutage bin ich im Dunklen und im Hellen Wermelskirchener. Und über die Jahre habe ich die politische Szenerie der Kleinstadt und ihre handelnden Personen durchaus gut kennengelernt. Hier ist das ganze Spektrum vertreten, von rechts bis links und umgekehrt. Das übliche, die Volksparteien, die Liberalen, sogar Piraten gab es mal, die Linke, ein paar versprengte Kommunisten der DKP, die rechtsnationalen und völkischen Alternativen, ein Lucke-Anhänger, ein paar Absprengungen von der CDU, die allenfalls lokale Bedeutung haben, ein paar Freischwebende. So weit, so gut. Man kennt sich hier. Wermelskirchen ist klein genug. Man kann sich nicht  wirklich aus dem Weg gehen bei den Ereignissen, die die politisch Interessierten zusammenbringen. In zweieinhalb Wochen wird im Land gewählt. Und also machen diese Parteien auf sich aufmerksam. Mit Plakaten. An den Laternen. Die der AfD liegen mitunter im Dreck. Weil sie schlecht befestigt worden sind oder abgeschlagen wurden. Die der FDP sind schrill, farblich und weil sie den Personenkult aufleben lassen. Als Liberale. Richtig schön ist kein Wahlplakat. Von keiner Partei. Und pfiffig auch nicht. Und witzig ebenfalls nicht. Das übliche halt. Werbung statt Politik. Ressentiment statt Argument. Sprüche statt Inhalten. Köpfe. Rasiert und unrasiert. Schwarz-weiß und bunt. Halt. Nein, nicht das Übliche. Durch diese kleine Stadt muß ein Pulk von Marxisten-Leninisten geritten sein, von woher auch immer kommend, die die Stadt und ihre Laternen mit Plakaten der MLPD zugepflastert haben. MLPD. Jawohl. Die gibt es hier nicht. Das muß man erst mal googeln. “Werde Teil der Rebellion“, heißt es beispielsweise nunmehr an Wermelskirchener Laternenpfählen. Rebellion? Welcher Rebellion. In Wermelskirchen? Wo kommen die her, denen sowas einfällt  und die sowas plakatieren? “Erzeugerpreise rauf – Verbraucherpreise runter.” Und das beschließt der Landtag? Seit wann? Interessant. Und für die Juristen unter uns gibt es die folgende Plakatkunstlosung: “Revolution ist kein Verbrechen! Weg mit § 129 a/b.” Nur für Kundige. Revolution. Mindestens aber Rebellion. Ich möchte das auch mal probieren. was die Marxisten-Leninisten offenbar geraucht haben. Denn ohne Dope kommt man nicht auf derartige Losungen, ohne Dope reitet man nicht in eine Stadt ein, verschandelt sie und reitet wieder raus. Nur mit Marxismus-Leninismus schafft man das nicht.

Welt-Pinguin-Tag

Tja, soweit sind wir gekommen: Heute ist Weltpinguintag. Oder, in leichter Schreibweise für jene, denen Worte mit mehr als zehn Buchstaben Mühe machen: Welt-Pinguin-Tag. Die jährliche Wanderung der Pinguine nach Norden beginnt um den fünfundzwanzigsten April. Daher also der Welttag. Pinguine sind diese drolligen flugunfähigen Seevögel. Die von den Eisbären nicht gefressen werden können, weil sie sich auf der Südhalbkugel eingerichtet haben, die Eisbären hingegen in der Arktis.

Was ist gegen den Pinguintag schon der Tag des Baumes, der Nationalfeiertag in Portugal oder Italien, der Markustag, der Tag des Bieres, der Weltmalariatag? Alles Welt- oder Internationale Tage oder Tage von nationaler Bedeutung am heutigen Tag. Eben. Deshalb hier also kein Bild eines Bierseidels, eines Sudkessels, einer Chinintablette, eines x-beliebigen Bäumchens oder einer südeuropäischen Landesfahne. Sondern das eines Königspinguinpärchens.

Übers Meer

Tag für Tag weht an uns vorbei,
bringt das Boot in den Wind!
Und ein Kuss und ein Tag im Mai,
sei nicht traurig mein Kind.
So viele Jahre und so viele Sterne
ist es schon her
seit wir draußen sind auf dem Meer.
Sonnenblumen und Löwenzahn
hab ich lang nicht gesehn.
Nur die Wellen des Ozean
und so viel ist geschehn.
Wie viele Himmel und wie viele Länder
ist es wohl her
seit wir draußen sind auf dem Meer?
Sing ein Lied für den Ozean,
sing ein Lied übers Meer.
Und ich singe ein Lied für dich,
wird das Herz mir auch schwer.
So viele Tage und so viele Stürme
müssen vergehn
dann wir werden uns wiedersehn.

Widerwärtig

“Breivik ist aus Verzweiflung heraus zum Massenmörder geworden.” Mit diesem Satz wird der sächsische Richter und Kandidat der AfD zur Bundestagswahl, Jens Maier, in Spiegel Online und dem Vorwärts zitiert. Der Multikulturalismus in Europa und die Masseneinwanderung vieler “Kulturfremder” – “ist das nicht alles zum Wahnsinnigwerden?“, heißt es weiter. Einige Mitglieder dieser Partei sind schlichtweg widerwärtig.