Vom Tweedsakko, dem doppelten Lottchen und der Taubernuß

“Er redet teilweise wie Herr Gauland von der AfD. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er statt eines abgewetzten Tweed-Sakkos einen überteuerten Maßanzug trägt.” Er, damit war in der Polemik des CDU-Generalsekretärs, Peter Tauber, in der Bild am Sonntag, Christian Lindner gemeint, der Vorsitzende, Chefdenker, Alleinunterhalter und Lautsprecher der FDP. FDP? Ja. Freie Demokratische Partei. Einst eine liberale Partei, seit den fünfziger Jahren an fast jeder Bundesregierung mit wechselnden großen Partnern beteiligt, dann aber, bei der letzten Bundestagswahl, von den Wählern abgewählt, aus dem Bundestag abberufen worden. “Der Grund, warum die FDP damals aus dem Bundestag geflogen ist,” so General Tauber weiter, “war nicht die CDU, sondern sie (die FDP, W.H.) selbst. Und mit seinem selbstherrlichen Auftreten tut Herr Lindner gerade alles dafür, dass sie es wieder nicht schafft. Dann wäre die FDP erledigt.” So das ganze Zitat des Sekretärs. Und wenn man mal von dem eher unmodischen Bekleidungsvergleich absieht, scheint mir der Generalsekretär nicht so ganz falsch zu liegen. Christian Lindner ist gewiß nicht phrasenfrei. Und Populismus kann er auch. Für seine Bewertung bekommt Tauber nun Haue von allen Seiten. Aus der FDP wird ihm “Taubernuß” nachgerufen und einzelne CDU-Größen distanzieren sich vorsichtig von ihrem Generalsekretär. Der zweite AfD-Vergleich, mit dem Peter Tauber im gleichen Zusammenhang aufwartete, der wird indes keineswegs in Frage gestellt oder kritisiert. Sarah Wagenknecht, die Spitzenfrau der Partei Die Linke und AfD-Chefin Frauke Petry seien “das doppelte Lottchen des Populismus in Deutschland”, die Linkspartei generell “eine rote AfD”. Kein Aufschrei, keine Kritik, kein öffentliches Wort, kein Wutschnauben bei jenen, die im Falle der FDP noch kaum zu bändigen waren. Wie gehabt in unserem Land: doppelte politische Moral. Im Westen nichts Neues.

1 Kommentare

  1. Michael Lichtenberg

    Inzwischen stelle ich mir uns sicher andere sich auch, wie wollen die diversen Damen und Herren unser Land regieren. Wo ich hinschaue schwirren mehr oder minder fürchterliche Verbalinjurien durch den Raum. Inzwischen ist da kaum noch eine Partei von frei. Egal was gemacht wird – es ist falsch. Da wird dem Herrn Bundesinnenminister vorgeworfen, er habe die Polizei kaputtgespart. Habe ich nicht aufgepasst? Ich bin der Meinung, die Polizei ist Ländersache. Ob der Verwurf des Kaputtsparens berechtigt ist, ist schwer zu sagen. Die Zuständigkeit jedenfalls liegt bei den Länderministern. Es wäre schon gut, wenn Politikerinnen und Politiker wenigstens unser politisches System kennen würden. Ich gehe davon inzwischen nicht mehr in allen Fällen aus.
    Ganz schlimm finde ich den Umgang in den C-Parteien, vor allem aus Richtung Süden. Aus meiner Sicht grundgesetzwidrige Forderungen werden in, mit Verlaub, despektierlicher Art und nach Art eines trotzigen Dreijährigen unserer Kanzlerin entgegengebracht. Wo soll das hinführen.
    Das Verständnis von repräsentativer Demokratie im lokalen Bereich möchte ich lieber nicht diskutieren. Quo vadis BRD? mir wird Bange.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.