Monat: Juli 2012

Staatswirtschaft

Was mag den Wirtschaftsminister und noch amtierenden FDP-Vorsitzenden nur geritten haben? “Ein Liberaler verhandelt im Amt eines Bundesministers hinter verschlossenen Türen mit den Teilnehmern eines Marktes, in dem es keinen transparenten Wettbewerb gibt, auf dem Rücken der Kunden die Preise für Produkte und die Margen für Händler.” So beschrieb der Berliner Tagesspiegel den neusten Coup des Philipp Rösler. Das Ziel: Die doch ach so notleidenden deutschen Apotheker, von Hartz IV bedroht und sozialem Abstieg, sollen demnächst circa einhundertneunzig Millionen Euro mehr kassieren. Von Patienten, von Kranken und ihren Kassen. Damit sie nicht das Los der Opelarbeiter oder Schleckerfrauen teilen müssen. Die Preise für Arzneimittel sollen angehoben werden, was, wie der Tagesspiegel schreibt, “maximal für die Apotheker eine gute Botschaft ist.” Nirgendwo auf der Welt aber sind Medikamente teurer als in Deutschland. Was schert es unseren Wirtschaftsminister. Wenn man alle Apotheker im Land zusammenzählt, kommt man dann auf fünf Prozent? Anders ist ja wohl kaum zu erklären, daß ein liberaler Wirtschaftsminister einer ohnehin privilegierten Gruppe Millionen zuschustert, in einem intransparenten Verfahren, am Markt vorbei. “Staatswirtschaft” nennt der Tagesspiegel Röslers Vorgehen. Und fährt fort: “Und gäbe es so etwas wie ein Schiedsgericht des Liberalismus: Philipp Rösler müsste jetzt mit einem Parteiverfahren rechnen.” Wohl wahr. Diese Herren in blau-gelb kommen immer mit vermeintlich liberalen Prinzipien, mit Ordnungspolitik, wenn Gruppen Forderungen aufstellen, die nicht zur FDP-Klientel gehören. Soll hingegen der FDP-Sprengel bedient werden, kennen die Liberalen keine Regeln mehr, keine Ordnungspolitik, keine Prinzipien, keine Marktwirtschaft. Dann sind sie, was sie sind: Die Diener weniger Herren. Das einzige, was neben schierer Fassungslosigkeit bleibt, als Hoffnung, ist, daß Rösler und Döring und Brüderle und Konsorten den lecken Kahn FDP alsbald versenken und nach der nächsten Bundestagswahl in eine kreative Auszeit gehen müssen.

Nachtrag: Habe ich wirklich “Kahn” geschrieben? Unsinn. Es handelt sich um ein Beiboot. Ein Beibötchen.

Tragbar

Nochmal die Heute-Nachrichten von heute. Der Sprecher zitiert den FDP-Vorsitzenden und Wirtschaftsminister, Philip Rösler, ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone sei “tragbar”. Untragbar, unerträglich, nicht hinnehmbar sind nur Philip Rösler und seine Äußerungen. Schade, daß der Sprecher diesen Teil der Meldung nicht mehr verlesen hat.

Protest in Schärpen

In Heute, den Nachrichten um neunzehn Uhr im ZDF: Tausende von Bürgermeistern protestieren. Gegen die Austrocknung der kommunalen Finanzen infolge der staatlichen Sparpolitik. Toll. Ein Protest, der nicht zu übersehen ist. Jenseits aller Parteibindung. Alle Bürgermeister mit Schärpen in den Landesfarben. Nein, nicht schwarz-rot-gold. In grün-weiß-rot. Von Italien ist die Rede, nicht von der Bundesrepublik. Leider. Es wäre schon lange an der Zeit.

Gemein

Die FDP ist gemein. Nein, nein, nicht nur so allgemein gemein, wie den vielzitierten Schleckerfrauen gegenüber oder Griechenland oder den Promotionsordnungen deutscher Universitäten oder den Opelarbeitern. Nein, jetzt ist die FDP auch noch gemein gegen ihre Bürgermeister, ihre eigenen. Allzu viele sind das ja nicht in deutschen Landen, jedenfalls verglichen mit den Bürgermeistern aus den großen Parteien, die, die noch leben und mit ihren Abgeordneten noch überall in den Parlamenten sitzen. Gerade deshalb, weil es nicht so furchtbar viele sind, sollte man annehmen, daß die FDP-Spitze jeden einzelnen der blau-gelben Bürgermeister kennt und hegt und pflegt. Aber: Weik gefehlt. Auf der Homepage der Bundes-FDP gibt es unter “Parteileben” – ein schönes Wort für eine Partei, der zuletzt lediglich zwei bundesweit bekannte Gesichter noch ein wenig Leben einhauchen konnten, Christian Lindner und Wolfgang Kubicki, für die aber ansonsten das Sauerstoffzelt und künstliche Beatmung kurz vor der Organentnahme treffende Bilder sind – den Unterpunkt “Liberale Bürgermeister“. Und was sieht man dort, auf dieser schönen Karte? Wermelskirchen ist, was liberale Bürgermeister angeht, ein weißer Fleck. Kein blaues Fähnchen, kein Hinweis, nichts. Eric Weik wird von der FDP-Spitze ignoriert, totgeschwiegen. Sollte Eric Weik kein Liberaler mehr sein? Ist da was an mir vorbeigegangen? Hat sich Eric Weik klammheimlich in die WNKUWG begeben, wie weiland der FDP-Vorsitzende Güntermann samt Gattin, um so besser der nicht enden wollenden Kritik von Henning Rehse und Co. zu entkommen? Müssen wir in Wermelskirchen mit neuen Allianzen rechnen? Ein Wahnsinns-Coup von Henning Rehse? Oder sollte der blau-gelben Parteispitze, namentlich dem Generalsekretär, gar die Freundschaft Weiks mit dem Liberalenchef in NRW, in Köln und dem Bergischen Land, dem blau-gelben Oppositionsführer im Landtag zum Verhängnis geworden sein? Von Lindner die Nase voll und also werden die Lindnergetreuen ebenfalls abgestraft. Fragen über Fragen im Sommerloch.

“Wie ein Vater, zu spät, entdeckte, dass eine Beschneidung keine gute Sache ist.”

Die bloße Idee, dass irgendjemand auch nur daran denkt sein Haustier egal aus welchem Grund beschneiden zu lassen, ist abstoßend. Unverständlicherweise ist es immer noch vollkommen akzeptabel für Eltern der kosmetischen Amputation der Vorhaut ihres Sohnes zuzustimmen,-eine weit schädigendere Operation als das Stutzen von Ohren  oder das Kupieren von Schwänzen. Wir als Gesellschaft sollten uns für diese Tatsache schämen.” So der Vater, der in den USA die Beschneidung seines Sohnes miterlebte. Lesebefehl!!

http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/argumente-gegen-beschneidung/genitale-verstuemmelung-american-style.html

Ein guter Rat

Die Griechen sollen erst einmal ihren Haushalt in Ordnung bringen und ihre Bürger dazu anhalten, ordentlich ihre Steuern zu zahlen, bevor sie mit Euros aus Deutschland gerettet werden können.” So oder so ähnlich hört man es allenthalben, an Stammtischen oder in der Bahn, oder liest es allenthalben im bundesdeutschen Blätterwald. Ein guter Rat. Aber: Deutsche Kapitalflüchtlinge haben, so ist derzeit fast überall zu lesen, nach Expertenschätzungen bis zu einhundertfünfzig Milliarden Euro illegal in die Schweiz transferiert. Die Steuern aus diesem illegalem Fluchtkapital fehlen hierzulande für Leistungen für unseren Sozialstaat und unsere Infrastruktur hierzulande.

Ökonomische Logik

Das italienische Haushaltsdefizit ist das zweitniedrigste nach Deutschland. Das Defizit von Großbritannien ist viermal so hoch wie in Italien, trotzdem liegen die Zinsen für englische Staatsanleihen nur bei zwei Prozent, während Italien sechs Prozent bezahlen muss.” (Peter Bofinger, Ökonom und Berater der Regierung im Gremium der sogenannten Wirtschaftsweisen in der Süddeutschen Online)

Karikaturen und Religion

Ja, ich verteidige den dänischen Karikaturisten. Eine Karikatur ist keine Axt, kein Dynamit. Eine Karikatur ist eine freie Meinung.” (Franz Josef Wagner, Chefkolumnist bei Springer am vierten Januar 2010)

Der Papst klagte gegen seine beschmutzten Bilder. Die Idioten von Titanic jubeln.” (Franz Josef Wagner am zwölften Juli 2012)

Religionsdebatte: Muslime müssen Freiheit zur Provokation hinnehmen – Provokationen gegenüber Autoritäten sind unverzichtbar für eine lebendige Gesellschaft und Kultur. Ohne Provokation gibt es kein neues Denken. Deshalb darf es auch keine Ausnahme für Muslime geben.” (Die Welt, zitiert nach Die Wahrheit über die Wahrheit)

Wer sich über die Reaktion des Vatikans auf das Titelbild der “Titanic” mokiert, verkennt die religiösen Gefühle von Millionen Gläubigen. Sie müssen sich nicht im Namen der Toleranz verhöhnen lassen.” (Die gleiche Welt, zitiert nach der gleichen Wahrheit)

Sperrstunde für den Verstand

Da hat sie wieder einmal zugeschlagen, unsere Super-Nanny im Ministerrang und mit Doktorentitel, Kristina Schröder: Jugendliche unter sechzehn Jahren dürfen demnächst, geht es nach der ach so klugen Ministerdarstellerin, nach acht Uhr abends nicht mehr auf Veranstaltungen sein, auf denen auch Alkohol ausgeschenkt wird. Diskotheken, Public Viewing, Konzerte, Theater, alles Tabu für Unter-Sechzehn-Jährige, wenn nicht eine erwachsene Begleitperson dabei ist. Eine verschärfte Sperrstunde gegen Alkoholmissbrauch und Komasaufen. Dabei rauchen und trinken Jugendliche mittlerweile wesentlich weniger als früher, auch wenn RTL und andere Räuberpistolensender uns das Gegenteil glauben machen wollen. Zusperren oder Wegsperren ist die ultima Ratio der Familienministerin. Welche Schnapsidee. Denn an Kinder und Jugendliche unter sechzehn dürfen Geschäfte und Tankstellen keine alkoholischen Waren verkaufen. Und dennoch kommen diese an den Sprit, wenn sie das unbedingt wollen. Weil die Kontrollen nicht genügen. Und mit dem so erworbenen Alkohol feiern die Jugendlichen dann meist nicht in Kneipen oder öffentlichen Einrichtungen, sondern auf Grillplätzen, in Parks, in privaten Partyräumen oder im Freien. Na super. Kristina Schröder hat ihren Platz im Sommerloch ergattert. Mit einer Sperrstunde für den Verstand.