Monat: Juni 2012

Pressefreiheit

In Facebook kann man sie lesen, die lokalen Pressemeldungen der Piratenpartei. Von drei Presseerklärungen ist dort die Rede. In den örtlichen Zeitungen erfährt man davon – nichts. Pressefreiheit? Die örtliche Presse hält sich frei von den Stellungnahmen der Partei, die bei der letzten Landtagswahl noch vor der FDP als der eigentliche Gewinner angesehen werden muß. Die Piraten konnten ihren Anteil in Wermelskirchen um mehr als vierhundertvierzig Prozent steigern, die FDP um etwa zweiundfünfzig Prozent. Wollen die Lokaljournalisten die Piraten, die nunmehr über die Landesgeschicke mitentscheiden dürfen, in Wermelskirchen bis zu nächsten Kommunalwahl von der Zeitungsöffentlichkeit ausschließen? Aufgabe der Presse ist Veröffentlichung. Veröffentlichung aller Vorgänge, Meinungen, politischen Positionen, die für das Gemeinwohl bedeutsam sind. Eine Stellungnahme der Piraten zum Fahrradverkehr in der Stadt ist das allemal, eine Position zu Ampelschaltungen auch. Es mag ja sein, daß mit den Piraten Kommunalpolitik noch komplizierter werden wird. Es mag ja sein, daß einem die Piraten nicht sonderlich angenehm sind. Das alles darf indes nicht dazu führen, daß die Presse die Öffentlichkeit vor den Piraten verschließt.

Koalition der Korpulenz

Was lese ich in den lokalen Zeitungen? Radfahrer dūrfen nicht nicht mehr gegen die Fahrtrichtung der Autos in der Telegrafenstraße fahren. Jetzt, da die Radfahrtrasse ausgebaut ist und gut angenommen wird. Jetzt, da die Innenstadt vom zu erwartenden Fahrradboom profitieren könnte. Beschlossen hat diese kurzsichtige Entscheidung eine Mehrheit von CDU, WNKUWG und Bürgerforum im Verkehrsausschuß. Im Interesse illegal geparkter Autos auf der Telegrafenstraße. Denn um Brötchen zu holen oder Medikamente, müssen die Innenstadtbesucher selbstredend vor der Bäckerei parken oder der Apotheke. Auf der linken Straßenseite. Getreu dem Motto: Alles für den Autofahrer hat die Koalition der Korpulenten – wer glaubt denn, daß Henning Rehse, Friedel Burghoff oder Volker Schmitz jemals mit dem Rad in die Stadt führen? – dem Radfahrboom den Garaus zu machen versucht. Mit dem halbseidenen Argument, daß man verhindern müsse, daß es zu folgenschweren Unfällen komme. Das muß man in der Tat. Aber, indem man illegales Parken in der Wermelskirchener Hauptstraße verhindert, zur Not auch durch mehr Kontrollen in der Anfangszeit. Indem man dafür sorgt, daß der Durchgangsverkehr über die dafür vorgesehene Brückenstraße fließt, zur Not auch mit härteren Sanktionen. Für mich als eingefleischten und bequemen Autofahrer, der auch gerne jeden Fußweg zu vermeiden sucht und möglichst nahe am Geschäft parken möchte, hat diese Koalition der Pedalfeinde nicht gesprochen und entschieden. In Wermelskirchen wimmelt es nachgerade vor Parkmöglichkeiten. Jeder Ort in der Innenstadt ist gut, bequem und schnell zu erreichen. Nicht die Radfahrer müssen aus der Telegrafenstraße verbannt werden. Die Autofahrer müssen zur gedeihlichen Kooperation angehalten, erzogen, zur Not gezwungen werden. Und: Der Stadtrat muß sich dieser Angelegenheit annehmen. Es kann und darf nicht sein, daß lediglich ein Ausschuß, und sei er noch so wichtig, eine Entscheidung fällt, die Wermelskirchen zum Gespött macht, nur weil dicke Männer Autos mehr mögen als Räder.

Geht doch!

Clara Möller darf nun doch die Kindertagesstätte Kleine Strolche in Burscheid besuchen. Die öffentliche Information in Presse, Facebook oder Blogs, das Murren und der Unmut in den Parteien haben den Bürgermeister als Chef der örtlichen Verwaltung zur Umkehr bewogen. Die Eltern von Clara erhielten zwischenzeitlich einen Brief aus dem Rathaus, mit dem eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde. Clara darf also nach Burscheid in die Kindertagesstätte, in der ihre ältere Schwester bereits ihre Zeit verbringt. Obwohl die Familie in Wermelskirchen wohnt. Unbürokratisches Handeln ist doch gar nicht so schwer, oder?

Leere

Fußball leert den Kopf. Radikal und komplett. (…) Das Denken wird schlicht, und man gerät in eine wundervolle Balance von Gelöstheit und  völliger Anspannung.” (Christoph Biermann, Wenn du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen. Die Welt des Fußballs, Köln, 2004, S. 15)

Waagschale

Aus der Reihe sinnbefreiter Sätze: “Die Iren ihrerseits werden versuchen, ihre Physis in die Waagschale zu schmeißen.” (Oliver Kahn, Fernsehfußballexperte und Titan beim ZDF vor dem EM-Spiel Irland gegen Kroatien)